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USA beenden Beteiligung an General Motors - Der Gigant aus Detroit ist wieder selbständig

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Fast fünf Jahre nach der Rettung von General Motors haben die USA ihre letzten Anteile an dem Konzern verkauft. Und: Der Konzern vermeldet einen Wechsel an der Spitze. Mary Barra folgt Dan Akerson und wird damit die erste Frau an der GM-Spitze.

Das Renaissance Center in Detroit bekommt mit Mary Barra eine neue Vorstandschefin Das Renaissance Center in Detroit bekommt mit Mary Barra eine neue Vorstandschefin Quelle: dpa/Picture Alliance

Washington – Es war ein einmaliger Vorgang für die unabhängigkeitsverliebten USA. 2009 übernahm der Staat für fast 50 Milliarden US-Dollar (36,4 Mrd. Euro) mehr als 60 Prozent der Anteile am vormals größten Automobilkonzern der Welt, General Motors.Die Notverstaatlichung war die Rettung für Opels Mutterkonzern. Heute schreibt GM wieder schwarze Zahlen.

Es läuft wieder: Der einmillionste Cadillac des Lansing Grand River Werks, ein CTS, am 16. September 2013 Es läuft wieder: Der einmillionste Cadillac des Lansing Grand River Werks, ein CTS, am 16. September 2013 Quelle: dpa/Picture Alliance Ende 2010 kehrte GM zurück an die Börse, der Staat reduzierte seine Anteile wieder. Jetzt haben die USA ihre restlichen Aktien abgestoßen, 31,1 Millionen Stück.

"Dieses wichtige Kapitel in der Geschichte unserer Nation ist damit geschlossen", teilte Finanzminister Jack Lew am Montag in Washington mit. Das Ganze hat den Staat 10 Milliarden Dollar gekostet, die der US-Steuerzahler tragen muss.

GM "Dankbar für die zweite Chance"

Bei GM freut man sich über die neue Freiheit. Mit dem Ausstieg der Regierung fallen einige Beschränkungen, denen GM in den vergangenen Jahren unterlag. Der Konzern kann die Gehälter seiner Spitzenmanager nun frei festlegen sowie Dividenden auf Stammaktien auszahlen.

Der Ausstieg der US-Regierung beende ein Kapitel der Neuorientierung von General Motors, sagte der Vorstandschef Dan Akerson. Man sei ewig dankbar für die zweite Chance und werde alles tun, um sie zu nutzen.

Auch für US-Präsident Barack Obama ist die Rettung des US-Autogiganten eine Erfolgsgeschichte. „Ich habe mich geweigert, die amerikanischen Arbeiter und eine uramerikanische („iconic american“) Industrie allein zu lassen“, sagte er.

Barack Obama spricht vor dem Renaissance Center in Detroit, dem Sitz von General Motors Barack Obama spricht vor dem Renaissance Center in Detroit, dem Sitz von General Motors Quelle: dpa/Picture Alliance Man habe Gegenleistungen für das Geld der Steuerzahler verlangt und bekommen: Jobs, Investitionen, Rückzahlungen. Chrysler habe bereits 2011 seine Schulden beim Bürger beglichen. Heute ende die Geschichte mit dem Verkauf der restlichen GM-Anteile, sagte der Präsident.

Das stimmt nur fast. Im Staatsbesitz verbleiben 64 Prozent der neuen, alten GM-Finanztochter Ally Financial (GMAC). Dieser Anteil soll im kommenden Jahr verkauft werden.

GM-Chef Akerson will am kommenden Montag in einer Rede GM-Investitionen und die Jobsituation an US-Standorten erläutern. Analysten erwarten, dass GM nun die Unternehmensanteile zurück kauft, die noch im Besitz der kanadischen Regierung sind. Sie sind ungefähr 4,2 Milliarden Dollar wert.

Erfolg oder schlechtes Geschäft?

Amerika fragt sich nun, ob der staatliche Eingriff sich trotz der 10 Milliarden Dollar Verlust gelohnt hat. Für GM gibt es da natürlich kein Fragezeichen: Man verweist auf eine Studie, der zufolge die Rettung des Konzerns 1,2 Millionen Arbeitsplätze bewahrte.

Damit seien allein 2009 und 2010 fast 40 Milliarden Dollar an privaten Einkommen und Sozialversicherungsbeiträgen gesichert worden. Auch das Finanzministerium sagt: Die Kosten einer GM-Pleite wären viel höher gewesen als die Kosten des Staats-Engagements.

Wirtschaftsliberale Kreise sehen das anders. Der konservative Wissenschaftler Michael LaFaive beklagte in einer Stellungnahme den „Präzedenzfall eines massiven staatlichen Eingriffs in die Privatwirtschaft“. Außerdem habe der Steuerzahler ein schlechtes Geschäft gemacht. Das „Return on Investment“ habe nicht gestimmt bei der GM-Rettung.

Zurück in der Erfolgsspur

In Amerikas darbenden, alten Industrieregionen wird man LaFaive nicht zustimmen. Im sogenannten „Rust Belt“ („Rost-Gürtel“) rund um die großen Seen in Michigan und Ohio ist General Motors dank des Eingreifens der Regierung weiterhin einer der größten Arbeitgeber und Steuerzahler. Dort gewann Obama bei der letzten Wahl viele Stimmen.

Trotz des schwachen Europa-Geschäfts geht es GM blendend. Weltweit liefert sich der Mehrmarkenkonzern ein enges Rennen mit Toyota um die Krone des größten Fahrzeugherstellers. Im abgelaufenen Quartal verdiente GM 698 Millionen Dollar, trotz umfangreicher Aktien-Rückkäufe. Der Umsatz betrug im gleichen Zeitraum 39 Milliarden Dollar.

Update: Mary Barra folgt Akerson

Neue GM-Vorstandschefin: Mary Barra mit dem Opel-Aufsichtsratsvorsitzenden Steve Girsky Neue GM-Vorstandschefin: Mary Barra mit dem Opel-Aufsichtsratsvorsitzenden Steve Girsky Quelle: dpa/Picture Alliance Heute gab GM außerdem einen Wechsel an der Spitze bekannt. Mary Barra wird neue GM-Vorstandschefin und beerbt schon zum 15. Januar 2014 Dan Akerson (65). Barra (51) wird damit erste Frau an der Spitze des größten amerikanischen Autobauers. Sie war bisher seine Stellvertreterin und im Vorstand verantwortlich für die weltweite Produktentwicklung.

Als Grund für den plötzlichen Machtwechsel nannte der Konzern die Krebserkrankung der Frau von Akerson.

Quelle: dpa; Bloomberg, Detroit News

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