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Ford GT 2016: Hintergrund zur Premiere - Der heißeste Ford seit 50 Jahren kam aus dem Keller

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Die Premiere des Ford GT war die Sensation der Detroit Motorshow 2015. Für diesen Effekt hat Ford ziemlich viel Aufwand betrieben und einen alten Keller zum Studio umgebaut.

Ford GT: Seine Entwicklung war ein Geheimprojekt, von dem keine 100 Menschen wussten Ford GT: Seine Entwicklung war ein Geheimprojekt, von dem keine 100 Menschen wussten Quelle: Ford

Detroit/USA - In der Autobranche platzt selten eine Bombe. Doch beim Ford GT ist das gelungen. Mit viel Aufwand. Für seinen jüngsten Entwurf hat Fords Design-Chef Moray Callum ein geheimes Studio in einem ehemaligen Kellerraum einrichten lassen. Dort mussten bergeweise Sperrmüll beiseite geschafft und Heerscharen von Ratten vertrieben werden. Dann ließ Callum den Hausmeister kommen und die Schlösser austauschen.

Zahlen allein waren ihm nicht sicher genug, sagt er und zeigt voller Stolz einen ganz gewöhnlichen Schlüssel, der in ein ganz gewöhnliches Sicherheitsschloss passt. „Davon gibt es im ganzen Unternehmen nur zwei Exemplare“, sagt er, schließt seine Faust und lässt den Schlüssel wieder in der Tasche verschwinden.

Ende nächsten Jahres soll der Ford GT tatsächlich in Serie gehen Ende nächsten Jahres soll der Ford GT tatsächlich in Serie gehen Quelle: Ford

Der heißeste Ford seit 50 Jahren

Warum er so einen Aufwand getrieben hat? Weil in diesem sogenannten Basement-Studio ein kleines Team von nicht einmal einem Dutzend Designern den vielleicht heißesten Ford der vergangenen fünf Jahrzehnte auf die Räder gestellt hat: den neuen Ford GT.

Der Supersportwagen erinnert an den legendären GT40 aus den Sechzigern und sieht derart scharf aus, dass selbst der neue Mustang zu einem lahmen Klepper wird. Und auch wenn er ganz ohne Retro-Elemente wirkt wie ein rasender Bote aus der fernen Zukunft, soll dieses Fahrzeug Ende nächsten Jahres tatsächlich in Serie gehen und zum Schrecken der Überholspur werden.

Ganz alleine konnten die Designer das Projekt freilich nicht stemmen. Denn schon als Firmenchef Mark Fields und Familien-Vorstand Bill Ford den Wagen zum ersten Mal gesehen haben, war den Bossen klar, dass dieser Tiefflieger irgendwann abheben muss. Also hat Callum Entwicklungschef Raj Nair ins Boot geholt, einen zweiten Schlüssel zum Studio machen lassen und den Kreis der Mitwisser verdoppelt.

Während sein Team weiter an der Form gefeilt hat, haben ein paar Hallen weiter unter ähnlich konspirativen Bedingungen einige wenige Ingenieure um Jamal Hameedi, dem Chef der Ford Performance-Sparte, über einem Monocoque aus Carbon und einem Ecoboost-Motor gebrütet. Das Triebwerk sollte aus seinen sechs Zylindern und 3,5 Litern Hubraum mehr Leistung holen als jedes andere Triebwerk dieser Familie. „Wir mussten allein ein Dutzend verschiedene Lader ausprobieren, bis wir einen Doppelturbo mit genügend Luftdurchsatz gefunden hatten“, erinnert sich Hameedi an einer der größten Herausforderungen.

Die Höchstgeschwindigkeit dürfte bei rund 330 km/h liegen Die Höchstgeschwindigkeit dürfte bei rund 330 km/h liegen Quelle: Ford

Nur 100 Leute waren mit dem Projekt vertraut

So waren am Ende vielleicht 100 Leute mit dem Projekt vertraut, sagt Amko Leenarts, der das Interieur-Design leitet und zu den wenigen gehörte, die zu geheimen Besprechungen an die verschiedenen Ton-Modelle gebeten wurde. „Wenn man bedenkt, dass in der ganzen Company mehr als 250.000 Menschen arbeiten, kann man ermessen, wie wir aufpassen mussten, um das Projekt tatsächlich geheim zu halten.“

Der Aufwand hat sich gelohnt, die Mannschaft hat dicht gehalten. Selbst als am Vorabend der Premiere im Januar 2015 rund 2.000 Familienmitglieder und Freunde der Mitarbeiter in der legendären Joe Lewis Arena in Detroit einen ersten Blick auf die blaue Flunder werfen durften, ist kein einziges Foto getwittert und kein Wort bei Facebook gepostet worden. Umso größer war der Überraschung, als der Ford GT im Bühnennebel auf der Motorshow in Detroit seine erste Runde drehte und umso lauter der Applaus, als sich Bill Ford fast schon übertrieben theatralisch die Freigabe für die Serienfertigung aus dem Kreuz leiern ließ. Spätestens da hätten die anderen Hersteller einpacken können. Denn über andere Autos wurde auf der Messe fortan nicht mehr gesprochen.

Vor 50 Jahren: Der GT siegt in Le Mans

Dabei lag ein Projekt wie der GT eigentlich auf der Hand. Schließlich jährt es sich im Juni 2016 zum 50. Mal, dass der Ford GT beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans die versammelte Sportwagenelite in Grund und Boden fuhr und gleich die ersten drei Plätze belegte. Es war klar, dass Ford diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen würde.

Der Supersportwagen erinnert an den legendären GT40 aus den Sechzigern Der Supersportwagen erinnert an den legendären GT40 aus den Sechzigern Quelle: Ford Genau wie heute war das damals kein strategisches Projekt, bei dem es um Stückzahlen ging. Der GT des Jahres 2016 soll Aufmerksamkeit erregen und laut Nair ein technologisches Spielfeld sein, auf dem die Ingenieure neue Verfahren und Materialien erproben und ihnen den Weg in die Serie ebnen können. Der Ur-GT war die Retourkutsche eines gekränkten Firmenbosses: Henry Ford hatte den GT nur deshalb in Auftrag gegeben, weil Enzo Ferrari den bereits ausgehandelten Deal zur Übernahme der Firma kurz vor der Unterschrift platzen ließ. Daraufhin wollte Ford Ferrari zeigen, wie wenig er die Italiener braucht, um ein sportliches Auto zu bauen.

Diese Demonstration ist ihm nachhaltig gelungen. Und wenn stimmt, was Nair und Callum erzählen, dann können sich Ferrari & Co auch diesmal warm anziehen. Alle Details verraten sie zwar noch nicht, obwohl seit ein paar Tagen die ersten Prototypen im Tarnkleid unterwegs sind. Doch die bekannten Eckdaten reichen aus, damit die Italiener in Alarmstellung gehen: Mehr als 600 PS soll der Sechszylinder entwickeln, für den Sprint von 0 auf 100 wird der GT nicht viel mehr als drei Sekunden brauchen und vor 330 km/h wird ihm kaum die Puste ausgehen. Dafür allerdings dürften die Ford-Kunden spätestens bei der Frage nach dem Preis für den Ford GT Schnappatmung bekommen: Von rund 300.000 Euro ist die Rede. Dafür bekommt man 20 gut ausgestattete Fiesta. Und das ohne Mengenrabatt.

Eine Rennversion für Le Mans?

Der Ford GT ist mittlerweile längst in aller Munde. An der Tür zum Basement-Studio prangt wieder das normale Zahlenschloss und die beiden Spezialschlüssel sind für Designchef Callum und Entwicklungschef Nair nur noch zwei nette Souvenirs, die sie bei Führungen bereitwillig aus der Tasche ziehen. Doch die Geheimniskrämerei ist noch nicht vorbei. Denn jetzt hat die Motorsport-Abteilung den GT am Wickel und bastelt an einem vorgezogenen Roll-Out.

Noch bevor der Supersportler Ende 2016 in einer limitierten Kleinserie von 250 Autos jährlich auf die Straße kommt, soll er sich womöglich schon im nächsten Frühjahr dort bewähren, wo die Geschichte vor genau 50 Jahren begann: Beim 24 Stunden-Rennen in Le Mans. „Aber sagen Sie’s nicht weiter, das ist noch geheim“, flüstern die Manager in Michigan, bevor sie wieder im Keller verschwinden.

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