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Porsche 911 GTS: Erste Fahrt - Der Lückenfüller

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Dieser Elfer soll eine Lücke füllen, die uns vorher gar nicht aufgefallen ist. Doch schon nach der ersten Fahrt im 911 GTS steht für uns fest: Gut, dass sie geschlossen wird.

Pasadena – Begehrlichkeiten wecken, wo Sportwagenfahrer bislang keine hatten. Das hat keiner so perfektioniert wie Porsche. Mit dem neuen GTS und dem neuen GTS Cabriolet stehen jetzt 19 verschiedene Typen der Sportwagenikone auf der Preisliste. Das neue Modell soll mit 430 PS die Lücke zwischen Carrera S (400 PS) und GT3 (475 PS) schließen. Nur, dass uns diese Lücke vorher nicht aufgefallen ist

Der GTS ist schärfer und sportlicher als der Carrera S. Das Rennwagen-Derivat GT3 gehört auf die Rennstrecke und ist im Alltag anstrengender. Außerdem gibt es das Modell nur mit Doppelkupplungsgetriebe. Im GTS darf der Pilot noch mit der Hand schalten – und gehört damit zu einer aussterbenden Rasse.

Porsche Carrera 911 GTS: Der Verfolger im eigenen Heck

Die sieben Gänge flutschen durch die Gassen wie Walter Röhrl durch die Serpentinen des Col de Turini. Aus dem Stand spurtet der GTS mit dem 3,8-Liter-Boxer in 4,4 Sekunden auf Tempo 100. Mit 306 km/h Spitze ist der Handschalter der Schnellste unter den GTS-Modellen.

Dabei bellt der Boxermotor beim Hochschalten wie ein räudiger Straßenköter. Die volle Leistung steht bei 7.500 Touren zur Verfügung. Das lastwechselmindernde Zwischengas ist bei offener Auspuffklappe so laut, dass man im Rückspiegel nach dem Ferrari 458 sucht. Bis klar wird: Der Sound kommt vom eigenen Heck.

Die Ingenieure haben die Sportauspuffanlage für mehr Power und Sound optimiert. Eine Resonanzsauganlage mit einer Klappe pro Saugrohr lässt die Ansaugluft Richtung Brennraum schwingen. Das verbessert Verbrennung und Klang. Mit strömungsoptimierten Einlasskanälen und größerem Ventilhub steigt die Leistung des 3,8-Liter-Boxers um 30 PS. Das merkt man zwar kaum im Alltag, lässt aber die Trommelfelle traumhaft nachschwingen.

Selten quer dank dickem Hintern

Elfer bleibt Elfer, ganz gleich, welche Buchstaben zusätzlich am Heck kleben. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal im Kurveninneren und der GTS sucht sich den Kurvenausgang selbst.

Neu ist, mit wie viel Kraftentfaltung, Tempo und Lärm der GTS durch enge Kurven stürmt. In Verbindung mit Sportfahrwerk und Aerodynamikpaket sinkt die Karosserie um 20 Millimeter. Die Luft drückt den Elfer durch die eigenständige Bugspoilerlippe und den höher ausfahrenden Heckspoiler fester auf den Asphalt. Der GTS haftet an der Straße wie ein Gecko an der Decke und lässt sich präziser als ein Basis-Carrera durch Kurven scheuchen.

Die breitere Hinterachs-Spur der 911-Allrad-Modelle hält das Heck unter Last lange neutral. Die ESP-Lampe (bei Porsche: „PSM“-Lampe) flackert, wenn überhaupt, nur kurz auf.

Von zart bis hart

Natürlich muss man im GTS nicht ständig die Grenzen der Traktionskontrolle testen. Im Normal-Modus bleiben die Auspuffklappen geschlossen, der Motor dreht ruhiger hoch, die Elektronik regelt früher und das Gaspedal reagiert langsamer. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet spritsparend und koppelt den Motor im Schubmodus ab. Das fühlt sich bei einem Sportwagen merkwürdig an. Es soll aber der Umwelt dienen.

Wer lieber vollen Druck auf dem Kessel spürt, der ignoriert sein grünes Gewissen im Sport- oder Sport-Plus-Fahrprogramm. Dann bleibt ein Gang eingelegt und der Porsche steht zum Sprint bereit wie ein 100-Meter-Läufer im Startblock. Zahmer als der GT3, aber mit spürbarem Vorsprung vor Carrera und Carrera S.

Viel Ausstattung und 430 PS im Carrera GTS

Neben dem frisierten Motor bekommt der 911 GTS eine erweiterte Serienausstattung. Sport-Chrono-Paket, Bi-Xenon-Licht, kürzere Federn, adaptive Dämpfer (PASM), Sportauspuffanlage mit Klappen und 20-Zoll-Räder mit Zentralverschluss sind immer an Bord. Beim Handschalter kommt noch eine mechanische Hinterachssperre hinzu.

Kurios: Der Porsche Carrera 911 GTS ist 12.376 Euro teurer als der Carrera S. Für den bietet Porsche eine Leistungssteigerung auf 430 PS an – zum Preis von 13.804 Euro. Streng genommen ist der GTS also eine Ausstattungsvariante mit dickem Hintern und Preisvorteil.

Der Grund der Modellvielfalt ist aus Herstellersicht klar: „Eine solch differenzierte 911-Palette soll jedem Porsche-Kunden das richtige Angebot für seine persönlichen Ansprüche und Wünsche bieten“, sagt Porsche-Mann Pröbstle. Wir haben da noch einen Wunsch: Uns fehlt der GT2.

Porsche 911 Carrera GTS Coupé: Technische Daten

  • Antrieb: 3,8-Liter-Boxermotor
  • Leistung: 430 PS
  • Drehmoment: 440 Nm
  • Höchstgeschwindigkeit: 306 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 4,4 s
  • Verbrauch: 9,5 l/100 km SP
  • CO2: 223 g/km
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,5 x 1,85 x 1,29
  • Radstand: 2,45 m
  • Kofferraum: 385 l
  • Preis: 117.549 Euro

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