Renault verspricht für den neuen Mégane mehr Qualität, mehr Hightech, mehr Stil und alte Tugenden. Doch kann der Kompaktklässler all das einlösen? Erster Test.
Lissabon – Französischer Charme, ein paar deutsche Tugenden und eine 5-Jahres-Garantie nach koreanischem Vorbild. Der neue Renault Mégane gehört unserer Meinung nach zu den französischsten Autos, die es im Moment zu kaufen gibt. Trotzdem erkennen wir bei Generation Nummer vier ein klein wenig Einfluss aus anderen Ländern. Renault hat viel investiertQuelle: MOTOR-TALK Fangen wir mit den deutschen Tugenden an: Es mag ein Klischee sein, aber solide Verarbeitung und hochwertige Materialien gehören nicht zu den Dingen, die man sofort mit französischen Autos verbindet. Hier hat Renault viel investiert - mit Erfolg. Bis auf ein paar Hartplastikreste sind die Materialen ansprechend und die Verarbeitung hochwertig, das gilt innen wie außen. Schief sitzende Teile, lose Dachhimmel und Billig-Oberflächen sucht man in diesem Franzosen vergeblich. Das ist stark, Renault, und nicht schlechter als bei der Konkurrenz aus Deutschland oder Korea. Damit das so viele Kunden wie möglich erfahren, bietet Renault Deutschland serienmäßig eine Fünf-Jahres-Garantie an. Auf der Rückbank wird es engBei aller Liebe zur Ästhetik haben die Franzosen leider das Praktische ein wenig aus den Augen verloren. Hinten gibt es zwar genug Platz für den Kopf, an den Knien kneift es aber. Das Raumangebot ist vergleichbar mit dem im aktuellen Ford Focus und bleibt hinter dem des neuen Opel Astra zurück. Wer den 384 Liter großen Kofferraum beladen will, muss eine hohe und breite Ladekante überwinden und dabei gut auf den Lack der Heckschürze aufpassen. Außerdem bildet die umgeklappte Rückenlehne eine sperrige Stufe auf der Ladefläche.
Quelle: Renault In der ersten Reihe ist von alldem nichts zu merken. Fahrer und Beifahrer sitzen auf bequemen, breiten Sesseln und genießen gegen Aufpreis eine Luftkissenmassage. Das Lenkrad besitzt beachtliche Einstellmöglichkeiten; eine bequeme Sitzposition ist also schnell gefunden. In höheren Ausstattungen montiert Renault den digitalen Tacho aus Espace und Talisman sowie einen Tesla-mäßig, aufrecht stehenden Touchscreen. Wer als Kind oft zu lange vor der Spielkonsole saß, wird den Mégane lieben. Ein adaptives Fahrwerk wie seine großen Brüder bietet der Mégane zwar nicht, aber Lenkung, Motorsound, Gaspedalkennlinie und Displayfarbe lassen sich nach Geschmack oder in vier vorprogrammierten Fahrmodi einstellen. Dazu gibt es ein Head-up-Display, die meisten Assistenten aus dem Renault-Nissan-Modulbaukasten und LED-Scheinwerfer. Testfahrt im 130-PS-Diesel und großes MotorenangebotWir fahren den Mégane mit dem vorerst stärksten Diesel mit 130 PS. Die manuelle Schaltung fühlt sich etwas labberig an, doch dafür flutscht der Schalthebel ganz leicht in die sieben Gassen. Der drehmomentstarke und laufruhige Motor zieht den Mégane problemlos den Berg hinauf und begnügt sich auf unserer Testrunde mit 5,2 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Toll: Auch bei hohem Tempo bleibt der Geräuschpegel angenehm niedrig. In schnellen Kurven kann der Mégane richtig Spaß machen. Die Lenkung ist unfranzösisch direkt übersetzt, das Fahrwerk arbeitet sicher und komfortabel, ohne dabei stark aufzuschaukeln. Ein gut abgestimmtes Auto. Quelle: Renault Direkt zum Start stehen sechs Motoren und sechs Ausstattungen bereit, dazu wahlweise ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Gängen. Der Kombi Grandtour folgt im Sommer, ebenso wie ein 165-PS-Diesel. 2017 will Renault außerdem einen Diesel-Hybrid nachlegen. Eine Coupé-Variante wird es nicht mehr geben. Und die Preise? Die meisten Mégane-Varianten bleiben bei vergleichbarer Ausstattung und Motorisierung einige Hundert Euro unter den Preisen der deutschen Konkurrenten wie Opel Astra oder Ford Focus. Dazu bietet Renault stets einen sechsten Gang und fünf Jahre Garantie (bis 100.000 km). Wem das nicht genügt, der sollte nachhaken. Denn um großzügige Rabatte waren die Renault-Händler beim Mégane noch nie verlegen. Und wo bleibt der Sport?Auf einen neuen Mégane folgt in der Regel auch ein neuer Mégane RS. Allerdings wollen die Franzosen ihren Nürburgring-Rekordhalter noch bis Ende 2016 auf Basis des Vorgängers weiterbauen. Am Nachfolger werde noch getüftelt, sagt Philippe Varet von Renault Sport. Allradantrieb? Er schüttelt den Kopf. Renault setzt beim RS auf mehr Leistung und weniger Gewicht. Denkbar ist dagegen Renaults Allradlenkung “4Control“, die es ab März auch im Mégane GT geben wird. Renault Mégane: Motoren
Renault Mégane: Technische DatenDer Einfachste
Der (vorläufig) stärkste Diesel
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