Phaeton ist alle, Phideon gibt’s nur in China: VW fehlt in Deutschland ein Topmodell. Diese Position übernimmt bald der CC-Nachfolger Arteon. Erste Fahrt im Prototyp.
Johannesburg - Es hat sich ausge-Phaeton-t. Luxus gibt es bei VW nur noch in China, für Deutschland bleibt Hausmannskost. Klar, Golf, Passat und Tiguan laufen gut. Aber der Touareg altert. Und eine neue Oberklasselimousine kommt erst 2020. Deshalb rückt nun der VW CC eine halbe Stufe höher: Mitte 2017 startet er als VW Arteon neu. Mitfahren konnten wir aber schon jetzt. Der Arteon ist noch komplett getarnt bei den Abnahmefahrten in Südafrika. Doch klar ist: Am Prinzip ändert VW nichts. Der Arteon basiert weiterhin auf dem gleichen Baukasten wie der Passat, fährt also mit Quermotoren und Front- oder Allradantrieb. Aber VW streckt die Karosserie auf 4,86 Meter. Damit wird er fast zehn Zentimeter länger als ein Passat Variant und sechs Zentimeter länger als der alte CC. Sein Innenraum erreicht fast das Niveau des Audi A7. VW Arteon: Der VR6 kommt zurück - vielleichtQuelle: Volkswagen Die Architektur limitiert die Möglichkeiten im Motorraum. Einen passenden Achtzylinder gibt es nicht im Konzern. Dabei bleibt es. Aber mehr als vier Zylinder würden zum gewünschten Image passen. „Wir könnten uns im Arteon durchaus auch einen Sechszylinder vorstellen“, lächelt Baureihenleiter Dr. Elmar Licharz. „Wir müssen jedoch genug Kunden finden und einen Businesscase hinbekommen.“ VW-Entwicklungsvorstand Dr. Frank Welsch wird konkreter: „Hier in Südafrika haben wir bei den Erprobungen auch ein Fahrzeug mit einem V6-Motor dabei. Passen würde der bestens in den Arteon.“ Das mögliche Topmodell wird von einem 2,5-Liter-VR6-Turbomotor mit rund 350 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment angetrieben, kombiniert mit einem Siebengang-DSG und Allradantrieb. Die Höchstgeschwindigkeit bei ersten Testfahrten in der Hitze: 301 km/h. Die restliche Motorenpalette kennen wir bereits aus VW Passat und Audi A3. Das Spektrum reicht hier vom Zweiliter-Diesel mit einem oder zwei Turbos (150, 190 und 240 PS) bis zu den Benzinern mit 1,5 und 2,0 Litern Hubraum (150 bis 280 PS). Auch der sogenannte "B-Zyklus"-Motor mit 190 PS aus zwei Litern Hubraum und rund fünf Litern Spritverbrauch ist im Angebot, eine Plug-in-Variante in Arbeit. Gerade der größte Benziner mit seinen 280 PS passt prima zum Arteon, zumindest technisch. Er zieht den Fünftürer kräftig vorwärts. Nur der Sound ist dünn. „Hier müssen wir noch ran“, sagt Licharz. Mehr Platz als in CC und PassatQuelle: Volkswagen Sechs Zentimeter mehr Radstand als im Passat schaffen Platz im Fond. Federungskomfort und Geräuschniveau passen zum Top-VW: Er bleibt auf den rauen Fahrbahnen im Nordwesten Südafrikas komfortabel und leise. Besonders die adaptiven Dämpfer machen ihre Arbeit gut. Nur die Lenkung will noch nichts von den Fahrmodi wissen. Kommt mit auf die Arbeitsliste für die finalen Entwicklungswochen. Gegen Aufpreis gibt es 19 oder 20 Zoll an den Achsen. Die größeren Modelle werden serienmäßig mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe gepaart. Für die Einsteiger dürfte es Handschalter und Frontantrieb geben. Im Vergleich zum blassen VW Passat soll der Arteon in erster Linie mit seinem Design punkten. Hier unterscheidet sich das Topmodell deutlich von seinem Plattformgeber. Die Front ist flach und wirkt durch den nach unten gezogenen Kühlergrill schick. LED-Lampen gibt es vorne wie hinten bei allen Modellen serienmäßig. Wie das fertige Auto aussieht, hat VW mit der Studie Sport Coupé GTE angekündigt. Quelle: Volkswagen Cockpit, Sitze und Bedienelemente kennt man aus dem Passat. Der neue 9,2-Zoll-Bildschirm sitzt jetzt aber hinter einer schwarzen Hochglanzscheibe. „Beim Platzangebot sind wir best in class“, sagt Licharz. Vorne wären tiefere Sitze schön, hier stören die Passat-Gene. Hinten sitzt man auf Audi-A7-Niveau. Was dem Arteon hier an Länge fehlt, gleicht der kompakte Quermotor aus. Bis 1,90 Meter Körpergröße lässt es sich hinten gut sitzen. Für alle äußeren Sitzplätze gibt es eine eigene Klimaregelung. Marktstart: Juni 2017Der VW Arteon soll im Juni 2017 bei rund 35.000 Euro starten. Die Topmodelle kosten dann deutlich mehr als 50.000 Euro. Sie konkurrieren mit BMW 4er Gran Coupé und Audi A5 Sportback. Zielmärkte sieht VW in Europa, aber besonders in China und den USA. Mittelfristig könnte ein Shooting Brake folgen. |