Anfang Dezember 2015 stellte Citroën den elektrischen Méhari für das 21. Jahrhundert vor. Aber fängt er den Geist des Klassikers ein? Erste Sitzprobe in Genf.
Genf – Spartanisch, leicht, unverwüstbar. Der Citroën Méhari ist eine Legende. Über die 2CV-Haut stülpte Citroën zwischen 1968 und 1987 eine Kunststoffkarosse. Fußmatten gab es ebenso wenig wie Seitenverkleidung oder einen Dachhimmel. Der Mehari – französisch für Renndromendar – war robust und quasi unverwüstlich. Und was macht Citroën 2016? Sie stellen das Concept Car E-Méhari styled by Courrèges vor – mit vier gleich großen Sitzen und hoher Sitzposition, mit einem Plexiglas-Dach und weißem Leder im Innenraum. Leider ist dieses Auto dennoch ein ABC-Kunststoffbomber ohne Charme. Äußerlich ganz nett, aber innen liebloser Kunststoff ohne Pfiff. Die Reduktion auf das Wesentliche – wie beim Ursprungs-Mehari gedacht, aber verfehlt. Total. Der neue Méhari wirkt schwer, träge, wulstig. Der Kunststoff im Innenraum ist billigster Spritzguss, als Bodenbelag dient ein glänzender schwarzer Noppen-PVC-Boden und das Lenkrad liegt schmierig in der Hand. Dafür fällt der Einstieg leicht und die Sitze sind bequem – zumindest vorn. Das französische Modelabel Courrèges durfte sich am E-Méhari bei den Farben und Materialien austoben. Citroën steuert den im vorigen Dezember vorgestellten E-Méhari bei. 48 Elektro-PSIn den historischen Fahrzeugen leistete der 600-Kubikzentimeter-Motor 30 PS. Die aktuelle Studie setzt ökologisch korrekt auf einen Elektroantrieb mit 48 PS und eine Reichweite von maximal 200 Kilometern. Bis zu 110 km/h schafft das Cabrio laut Citroën. An der Haushaltssteckdose soll das Aufladen eines leeren Lithium-Polymer-Akkus 13 Stunden dauern. Die Technik ist, MOTOR-TALKer wissen es, vom Bluesummer entliehen. Seit September 2015 baut Citroën im Werk Rennes den Bolloré Bluesummer, einen offenen Viersitzer mit Elektroantrieb des Mischkonzerns Bolloré. In Frankreich kostet der Bluesummer 24.000 Euro, abzüglich 6.300 Euro Elektro-Bonus. Hinzu kommt die Batteriemiete von 79 Euro monatlich. Citroën sagt zu der Zusammenarbeit mit dem Modelabel: „Wie Citroën ist auch Courrèges eine Marke, die von frei denkenden Menschen mit Visionen angetrieben wird.“ Dazu wusste Helmut Schmidt schon 1980: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Bitte richtig verstehen: Ein einfaches, offenes Plastik-Elektroauto kann durchaus funktionieren. In Hotelfuhrparks, für Sightseeing-Touren, im Carsharing. Vielleicht auch als Spielzeug für wohlhabende Privatkäufer. Ob PSA und Bolloré dieses Potenzial heben können, muss sich dennoch erst zeigen. |