Frankfurt – So wichtig ist der neue Astra für Opel, da reist sogar die General-Motors-Chefin Mary Barra persönlich zur Premiere an. Um das Tuch vom Kombi des wichtigsten Opel zu ziehen, zu ihrem ersten Messeauftritt in Europa seit Amtsantritt im Januar 2014.
Klein, drahtig und unverbindlich steht Mary Barra neben dem Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Die mächtigste Managerin der Welt (laut "Forbes") spricht kontrolliert und schnell, Salven von Zahlen und Absichten prasseln auf die anwesenden Medienvertreter ein. Perspektiven von GM in China, Südamerika, Nordamerika, Asien.
Und Europa, Deutschland? „Das ist Karls Job“, schmunzelt Barra und meint Karl-Thomas Neumann, nicht das Autochen. „Jeder in der Firma versteht die Notwendigkeit, in Europa zu gewinnen, und wir gewinnen dort nur mit einer starken Marke Opel“, sagt die Amerikanerin, und ergänzt: „Das hohe Investment in Opel ist ein klares Bekenntnis“. Gewinnen kann Opel in Europa nur mit einem starken Astra. „Der beste Opel, den wir je gebaut haben“, verkündet Neumann.
Üppige Kopffreiheit, wenig Übersicht
Wie groß der Kofferraum nun wirklich ist, verrät Opel weiterhin nicht. Maximal passen 1.630 Liter in den Astra Sports Tourer Quelle: Opel
„Vorsicht, das ist ein Prototyp“, weist uns ein Assistent zurecht, als wir uns im Astra Sports Tourer einen Eindruck von der Rückbank verschaffen. Die dreigeteilte Lehne klappt auf Knopfdruck butterweich nach vorn. Dabei entsteht eine praktische, ebene Ladefläche. Durch den üppigen Knieraum im Fond ist es fast unmöglich, mit der hinteren Kopfstütze am vorderen Sitz hängen zu bleiben. Passt.
Unter dem Kofferraumboden befindet sich eine große Reserveradmulde. Andere Hersteller verzichten darauf, und erreichen so eine tiefer liegende Ladefläche.
„Außen kleiner, innen größer“, sei die Schlüsselanforderung an den neuen Astra gewesen, sagt der Opel-Designer Marc Adams. Beim Kombi gingen die Rüsselsheimer einen anderen Weg: So lang wie der Vorgänger (4,70 m), und innen üppig. Auf den regulären Plätzen sitzen 1,90 Meter große Passagiere bequem, insbesondere die Kopffreiheit beeindruckt. So viel Platz baut Opel in den neuen Schrägheck-Astra nicht ein, im Vergleich zum Vorgänger sind das Welten.
Die beiden Topmanager sind sich einig: Weltweite Einheitsmodelle machen für General Motors keinen Sinn Quelle: Opel
Technik zum Geldverdienen
Wie groß nun der Kofferraum im neuen Astra Sports Tourer ist, will Opel heute nicht verraten. Vorliegen werden diese Daten spätestens zur Öffnung der Bestellliste am 10. Oktober: „Wenn der neue Astra beim Händler steht, kann man dort den Kombi noch nicht besichtigen. Aber man kann sich informieren und ihn auch bestellen“, sagt ein Opel-Sprecher.
Eine kluge Maßnahme, denn zumindest in Deutschland geht ohne den Astra Kombi nicht viel. Zwei von drei verkauften Astra sind Kombis. „Wir steuern auf 2016 zu, in diesem Jahr wollen wir die schwarze Null erreichen“, sagt Neumann. Dabei gehe es nicht nur um Volumen und Marktanteile, sondern auch um bessere Erträge. Deshalb steckt Opel viel Technik in den Astra, die in der Kompaktklasse noch nicht selbstverständlich ist: Die adaptive LED-Lichtanlage etwa, oder das Konnektivitäts-System Onstar.
Werden diese Ausstattungen gekauft, verdient Opel gutes Geld – wenn nicht, wird es schwer. Praktisch unverzichtbar ist leider die Rückfahrkamera, denn durch die kleine Heckscheibe, vorbei an der breiten D-Säule, sieht man nicht viel. Da schaut der Fahrer lieber nach vorn, freut sich an Chrom, Klavierlack und dem aufgeräumten, schicken Cockpit.
Führende Rolle für Opel
Mary Barra betont Opels führende Rolle im Konzern bei Technologien, Plattformen, Motoren, Entwicklung. Die 200 Kilo leichtere Astra-Plattform wurde in Rüsselsheim entwickelt und trägt weltweit SUV und Kompaktwagen von Buick, GMC oder Chevrolet.
Bei Opel hört man das teilweise nicht so gern. Dabei sichert diese Integration in die GM-Plattformstrategie Opel die Skaleneffekte, die nötig sind um Geld zu verdienen. Karl-Thomas Neumann weiß das. „Es ist gut, wenn unsere Modelle trotz vieler geteilter Komponenten unverkennbar sind“, sagt der Opel-Chef. Von einer „One-GM-Strategie“, weltweiten Einheits-Modellen nach Ford-Vorbild, halten die GM-Bosse nichts. Der Astra bleibt ein Europäer.
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