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Mercedes V 250d: Alltagstest, Daten, Preise - Der Pkw unter den Bussen

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Mit der V-Klasse greift Mercedes mehr denn je den VW-Bus an. Dessen Mythos kann der Benz nicht aufholen, doch in anderen Disziplinen punktet er. Alltagstest im V 250d.

  • Mercedes-Benz V 250d: ab 50.337 Euro
  • 2,1-Liter-Vierzylinder-Diesel, 190 PS
  • 440 Newtonmeter Drehmoment
  • Bis zu 4.630 Liter Kofferraumvolumen

Berlin – Natürlich geht's um Größe. Size matters. Gerade bei Bussen, neudeutsch Vans genannt. Wer Raum als ultimativen Luxus sieht, ist bei der Mercedes V-Klasse richtig. Oder beim VW T6. Gegen den Mythos "Bulli" kommt der Benz nicht an. Dennoch hat die Mercedes V-Klasse einiges, das der VW Bus nicht hat.

Im Praxistest konnten wir das zwei Wochen lang erleben. Das Kingsize-Auto bietet aber mehr als Platz: Komfort und Verarbeitung auf Limousinen-Niveau zum Beispiel. Trotzdem bleiben nach zwei Wochen Alltagstest ein paar Dinge, mit denen wir uns nicht anfreunden wollen.

Karosserie: Viel Blech, Probleme in der Stadt

Die V-Klasse will mehr als ein Bus sein, und deutlich mehr als ein Nutzfahrzeug. Mercedes schielt auf Kunden, denen ein SUV zu klein ist, die aber das anheimelnde Gefühl eines Pkw genießen wollen. Mehr Platz gibt es nur bei Sprinter und Actros – doch das sind reine Nutzfahrzeuge mit wenig Komfort. Auf Landstraßen und Autobahnen strömt der V in der Langversion alleine durch seinen Radstand von 3,20 Meter Länge Ruhe aus. Die pkw-mäßige Front hat aerodynamische Vorzüge. Und optische.

Die Länge wird in der Stadt zum Problem: Mit 5,14 Meter ist der V mehr als zweimal so lang wie ein Smart Fortwo (C450) und noch drei Zentimeter länger als eine S-Klasse. Dabei helfen 360-Grad-Kamera, Parksensoren und die aktive Einparkhilfe (Serie bei Avantgarde-Edition-Ausstattung) beim Abstellen des Autos. Mit einem Wendekreis von 11,80 Metern muss die Straße für ein Wendemanöver sehr breit sein.

Innenraum: Wohnlich wie im Pkw

Busfahren macht Spaß. Wie in einem Truck schwingt man sich lässig nach oben, hockt sich auf den hohen Sitz und überblickt den Verkehr. Fehlt nur noch ein Namensschild in Kennzeichengröße vor der Windschutzscheibe. Doch vom Kutschbock-Gefühl eines T3 ist die V-Klasse meilenweit entfernt. Auch gegenüber einem T6 sitzt es sich vorne fast wie im Pkw. Der Innenraum wirkt edel: solide Verarbeitung, geschmeidiges Leder und flauschiger Teppich. Auch wenn der nichts für Familien mit Kindern ist – nach einem Tag ist er eingesaut.

Das Cockpit mit seinen Schwüngen wirkt leicht und modern. Aus der C-Klasse stammt die zentrale Bedieneinheit in der Mittelkonsole, der Monitor kommt aus der A-Klasse. Der Wählhebel der Siebengang-Automatik liegt hinterm Lenkrad. Die Mittelkonsole bleibt für das Touchpad mit Drehregler frei. Der liegt gut in der Hand und macht die Menüführung für Navi, Radio und Fahrzeugkontrolle einfach.

Unser Testwagen zählte zur Kategorie Vollvollvoll. Da war alles drin, was die Bestellliste hergab: Navi, Lederausstattung, Multifunktionslenkrad mit Lederbezug, Privacy-Verglasung, elektrische Schiebetüren und doppelter Ladeboden mit faltbaren Einkaufskörben. Für Atmosphäre sorgen die Ambientebeleuchtung und die optionale Burmester-Anlage mit 16 Lautsprechern. Die klingen fett.

Praktisch: Die Heckscheibe lässt sich separat öffnen, die Sitze lassen sich verschieben, umlegen und ausbauen (28 Kilogramm). Mit vier Personen im Auto können die mittleren Sitze entweder nach ganz hinten oder nach vorne geschoben werden. So oder so: Der Platz erinnert an eine Turnhalle. Bei voller Bestuhlung fasst der Kofferraum 1.030 Liter. Ohne mittlere und hintere Sitze schluckt der Benz 4.630 Liter. Das ist deutlich mehr als der VW T6 (657 bis 4.300 Liter).

Per Knopfdruck öffnen elektrisch die Seitentüren. Am Anfang belächelten wir das noch als unsinnige Spielerei, am Ende der Testfahrten empfanden wir das als das sinnvollste Ausstattungsdetail. Die Kinder hüpfen selbst ins Auto, schnallen sich an und die Tür schließt hinter ihnen automatisch. Ganz ohne Finger klemmen. Praktisch. Auch die elektrisch öffnende Heckklappe will man nach ein paar Tagen nicht mehr missen.

Fahrwerk: gut gefederter Siebensitzer

Dass die Bremsen gut packen, sollte selbstverständlich sein. Das tun sie auch, selbst aus hoher Geschwindigkeit fühlt sich der Mercedes sicher an. Doch im Gedächtnis bleiben immer die mindestens 2,2 Tonnen, vollbeladen können es gut drei Tonnen sein, die verzögert werden müssen. Deshalb pendelte sich die Reisegeschwindigkeit eher bei 140 bis 160 km/h ein.

Das Fahrwerk federt leer und vollbeladen geschmeidig ab, schaukelt sich selbst bei Bodenwellen kaum auf. Dicke Gummis an den Seitenscheiben lassen störende Windgeräusche nur minimal zu. Das kann ein Mittelklasse-Kombi nicht besser. Einzig der brummige 2,1-Liter-Vierzylinder-Diesel stört die Ruhe. Vollkommen überflüssig montiert Mercedes den Fahrprogramm-Drehregler des „Agility Select“ auf der Mittelkonsole. Stellt man von den Programmen Eco auf Comfort oder Sport um, arbeiten Getriebe und Gasannahme direkter, die Gänge drehen höher aus. Das braucht wirklich keiner in einem Bus.

Antrieb: Brummig, aber sparsam

Beim Verbrauch zeigt sich der Vierzylinder zurückhaltend. Auf mehr als 2.100 gefahrenen Kilometern begnügte die V-Klasse sich mit 8,3 Litern im Schnitt. Damit verfehlt sie zwar den Normverbrauch um 2,3 Liter, wir waren aber recht flott unterwegs. Sowohl auf längeren Strecken auf der Autobahn als auch auf Landstraßen und in der Stadt. Die Siebengang-Automatik arbeitet gelassen, schaltet an Steigungen manchmal etwas spät zurück.

Fürs Schnellfahren ist der 190-PS-starke V 250d nicht gemacht. Offiziell läuft der Benz zwar 206 km/h, aber bei gut 160 km/h wird es langsam ungemütlich. Auf Seitenwind reagiert der hohe Bus empfindlicher als ein Pkw, die Lenkung bleibt dennoch schön direkt.

Sicherheit: Assistenzsysteme aus dem Pkw

Mercedes packt in den V alle Assistenzsysteme, die es auch bei Pkw gibt. Bis zu elf können es sein, darunter: Aufmerksamkeitskontrolle, Seitenwindausgleich (immer Serie), Spurhalten, Verkehrszeichenerkennung, 360-Grad-Kamera, Parkassistent, aktive Abstandsregelung und ein intelligentes Lichtsystem mit Kurvenlicht, Abbiegelicht und Fernlichtassistent. Etwas fummelig liegen die Tasten für die Assistenzsystem links neben dem Lenkrad. Aber immerhin muss man nicht in irgendein Menü einsteigen um sie zu aktivieren oder zu deaktivieren.

Preis: Das alte, teure Lied

Größe kostet. Den V 250d gibt es ab 49.444 Euro, die Langversion mit 5,14 Meter kostet 893 Euro mehr. Mit der Avantgarde-Ausstattung sind Kunden mindestens 57.738 Euro los, die von uns gefahrene Avantgarde-Edition kostet in der Langversion auf mindestens 60.487 Euro. Und auch das ist nicht das Ende der Fahnenstange: Wer will, kann den Preis mit ein paar Extras noch mal locker um 10.000 Euro steigern.

Was wirklich störte? Man sollte sich schon nach dem Sinn und Zweck eines solch großen Autos fragen. Als Geschäftsauto für Shuttle-Dienste oder Familienkutsche ist der V durchaus sinnvoll. Allein fahren macht allerdings keinen Spaß. Man fühlt sich sehr einsam, es hallt im Auto wie unter der Woche im Kölner Dom. Die Nähe zum Blech fehlt, nichts ist mehr heimelig. Größe kann eben nicht alles ersetzen.

Technische Daten Mercedes V 250d lang

  • Motor: 2,1-Liter-Vierzylinder-Diesel
  • Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3.800 U/min
  • Drehmoment: 440 Nm bei 1.400-2.400 U/min
  • Getriebe: Siebengang-Automatik, Hinterradantrieb
  • 0-100 km/h: 9,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 206 km/h
  • Verbrauch: 6,0 l/100 km
  • CO2: 158 g/km
  • Testverbrauch: 8,3 l/100 km
  • Länge: 5,14 m
  • Breite: 1,98 m (ohne Außenspiegeln)
  • Höhe: 1,88 m
  • Radstand: 3,20 m
  • Leergewicht (EU-Norm): 2.145 kg
  • Kofferraum: 1.030-4.630 l
  • Max Sitzplätze: 8 Personen
  • Basispreis V250d lang: 50.337 Euro
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