Vier Liter Hubraum, sechs Zylinder und Handschaltung: Der 911R ist ein Porsche wie ein Befreiungsschlag. Kein Wunder, dass er längst ausverkauft ist.
Stuttgart - Eine Million in kleinen Scheinen – das klingt nur bedingt seriös. Wer sich um einen Porsche 911R bemüht, trifft eben ungewöhnliche Verkäufer. Obwohl der neueste Elfer-Ableger erst in diesen Tagen auf die Straße kommt, war die Kleinserie von exakt 991 Exemplaren unmittelbar nach der Premiere auf dem Genfer Salon ausverkauft. Seitdem finden sich Wucherpreise für die Weitergabe der Vorverträge im Netz. Woran das liegt, ist klar: Kaum ein anderer Elfer fasziniert Porsche-Fans so sehr wie dieses Sondermodell, das den GT3 RS von der Rennstrecke zurück auf die Straße holt. Vor allem ist der 911R ein Porsche für Puristen. Endlich, nachdem Porsche sich zuletzt so häufig über hybride Political Correctness oder SUV als Business-Case definierte. Der 911R soll in erster Linie ein faszinierender Sportwagen sein. Deshalb sitzt im Heck der klassische Sechszylinder-Sauger. Mit vier Litern Hubraum, 500 PS und 460 Newtonmetern maximalem Drehmoment. Deshalb steckt vor dem Motor, anders als im GT3 RS, ein manuelles Getriebe mit sechs knackig-kurz gestuften Gängen. Und gerade so viel Widerstand, dass es zum Schalten einen starken Arm braucht. Quelle: Porsche Projektleiter Andreas Preuninger hat aus dem 911R alles herausgerupft, was man nicht unbedingt zum Fahren braucht. Das ergibt ein Trockengewicht von 1.250 Kilogramm - und den mit Abstand leichtesten Elfer im aktuellen Line-up. Das muss so sein - 911R hießen 1967 schließlich jene knapp zwei Dutzend Elfer, die Ferdinand Piech 1967 auf 800 Kilo hat abspecken lassen lassen. Ein Porsche wie zuletzt nur wenigeViel Power, wenig Elektronik, kaum Gewicht - das ergibt ein Fahrgefühl, wie man es diesseits der Rennstrecke in einem Porsche zuletzt selten finden konnte. Der Motor dreht mit Freude und Leichtigkeit bis weit über 8.000 Touren, die Gänge flutschen nur so durchs Getriebe und das Coupé tänzelt so leichtfüßig durch die Kurven, dass es süchtig macht. Sollen die anderen nach der Bestzeit jagen. In diesem Auto will man gar nicht ankommen, sondern jede Kehre genießen, bei jedem Sprint jauchzen und mit Begeisterung in die Keramik-Bremsen steigen. Festgeschnallt in Carbonschalen mit wunderbar spießigem Pepita-Polster und angestachelt von einer Geräuschkulisse frei jeder Dämmung, fühlt man sich in diesem Auto als fester Bestandteil. Man spürt unmittelbar, wie schnell der 911R Fahrt aufnimmt und wie leicht er mit der Fliehkraft kämpft. Von 0 auf 100 in 3,8 Sekunden und bei Vollgas 323 km/h – das sind imponierende Zahlen. Aber sie sagen nichts über den Rausch der Sinne in diesem Auto. Noch etwas unterstreicht den Purismus in diesem Elfer: Design, Klang und Fahrwerksabstimmung sind lange nicht so brutal und vorlaut wie beim GT3 RS und lange nicht so protzig wie beim Turbo. Dieses Auto braucht keinen fetten Flügel, keine künstlichen Fehlzündungen, keinen Käfig und keine Hosenträgergurte. Eine Fahrmaschine, die ihre Qualitäten nicht jedem auf die Nase binden muss. Es reicht, wenn Kenner das Kürzel identifizieren können. Aggressiv, aber nicht zum Angeben, laut, aber nicht lärmend, potent, aber nicht protzig – das alles macht den 911R zum vermutlich authentischsten Elfer in der jüngeren Geschichte. Dass die glücklichen Käufer dafür mindestens 189.544 Euro investieren mussten, tut dem Reiz keinen Abbruch. Im Gegenteil. Denn erstens ist der 911R jeden Euro wert. Und zweitens kann man mit diesem Auto keinen Verlust machen, sondern es jederzeit gewinnbringend wieder verkaufen. Wahrscheinlich sogar für eine Million in kleinen Scheinen. Porsche 911R – Technische Daten:
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