Für einen Kleinwagen sind 19.990 Euro viel Geld. Für einen richtig guten kleinen Sportwagen nicht. Und genau das ist der Fiesta ST.
Nizza – Vergiss, was Du denkst, wenn Du Ford Fiesta liest. Denk lieber an Verfolgungsjagden, wie die in James Bond Golden Eye. Denk an Aston Martin DB5 und Ferrari F355, wie sie die atemberaubenden Kurven der französischen Seealpen hinunterfegen. Und jetzt stell Dir vor, Du sitzt in einem Kleinwagen. Einem Flitzer, der Dir dieses Fahrgefühl gibt. Der klingt wie ein Sportler, der poltert wie ein Sportler. Unfassbar, dass das nur ein Fiesta ist. Der Schriftzug ST macht den Unterschied. Und diesen Unterschied spürt und hört man, wenn der 1,6-Liter-Turbo mit 182 PS losdreht. Wenn das Dröhnen des Motor sich über den Sound-Symposer tief in die Gehörgänge eingräbt, wandert, bis in die Magengrube. Das hat schon was, wie soll ich sagen, Großartiges. Der Fiesta ST kündigt sein Können über den Klang an. Wie schön, dass sein Fahrwerk mithält. Quelle: Ford Der Stil und Glamour von Ferrari oder Aston Martin fehlt dem Fiesta ST. Logisch. Dafür dürfte der kleine Kölner den beiden Sportlern dicht auf der Stoßstange kleben. Denn wie der 182-PS-Fiesta am Gas hängt, wie er auf der Straße liegt, das ist großes Kino. Erst spät, wirklich sehr spät, schiebt die Fuhre über die Vorderachse. Mehr Spaß und Spannung bereitet aber ein ambitionierter Lastwechsel. Kurz das Gas lupfen, dann swingt das Heck leicht ums Eck. Der Fiesta ST lebt vom FahrwerkWas so leicht fährt, wurde technisch mit viel Aufwand erarbeitet. Die hintere Verbundlenkerachse wurde verstärkt, ein neuer Vorderachsträger arbeitet einige Zentimeter hinter dem Wabengrill. Mit dem ausgeprägten negativen Sturz der Räder und dem 1,5 Zentimeter tieferen Schwerpunkt fährt der Fiesta präziser und schneller um Kurven. Angepasst wurde auch die Steuerung des ESP. Es greift spät ein und lässt so mehr fahrdynamischen Freiraum. Wer sein Auto beherrscht, kann es auch komplett deaktivieren. Drehzahl-FeiereiWas sich unter der Haube abspielt, beeindruckt mit Drehfreude. Der kleine Vierzylinder entfaltet seine 182 PS erst bei 5.750 Umdrehungen pro Minute. Das bedeutet: Wer wie ich mit dem 1.163 Kilo leichten Fiesta die Berge hochflitzen will, der lässt das Triebwerk jubeln. Ohne Turboloch, ohne jeden Leistungsknick. Bereits ab 1.600 bis 5.000 Umdrehungen liegen 240 Newtonmeter Drehmoment an. In flotten 6,9 Sekunden beschleunigt der Ford auf 100 km/h. Ecoboost mit NotreserveDazu spendiert Ford dem Fiesta ein kleines Leistungsplus. Wenn es mal wirklich noch schneller gehen soll, einfach das Gas voll durchtreten. Dann erhöht sich der Ladedruck für konstant für ca. 15 Sekunden. Diese Overboost-Funktion puscht die Leistung des Fiesta kurzfristig auf 200 PS und 290 Newtonmeter. Der „Kickdown“ funktioniert über das gesamte Drehzahlband, auch bei 5.000 Touren noch. Richtig erfahren habe ich ihn aber nicht. Apropos fahren. Meine Hatz endet mit einem Verbrauch von 10,9 Liter Sprit. Die Norm sollten 5,9 Liter sein. Absolut alltagstauglich. Aber muss, soll man so ein Auto alltagstauglich fahren? Schöne Details rund um den FahrerFord hat bei diesem Auto auch an die Details gedacht. Die Recaro-Sitze passen wie ein Gipsabdruck, der Schalthebel lässt sich perfekt führen, die Lenkung ist genau, nur zu leichtgängig. Geschmackssache. Passend zur Leistung wurden die Bremsen verstärkt. FazitPraktischer Kleinwagen, dynamischer Sportwagen, diesen ungewöhnlichen Kompromiss schafft ausgerechnet ein Auto mit angestaubtem Image. Der neue Fiesta ST. Zwar dürfte der eine oder andere Mitfahrer die Dämpfung im Alltag als mangelhaft empfinden. Auch das konstante Dröhnen auf der Autobahn will ertragen werden. Und vielleicht vermisst sogar jemand bei Tempo 220 km/h den Angst-Haltegriff. Nun denn. Der Fiesta ST kann Vieles, aber nicht alles. Dafür darf er sich in die Riege der heißesten Rennflitzer einreihen. Und zwar ganz vorne. Ford Fiesta ST – Technische Daten
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