Der geliftete Kia Ceed ist ein Blender: Er sieht nach Sport aus, doch unter der Haube steckt Kias sparsamster Benziner. Erste Fahrt mit dem neuen 1,0-Liter-Dreizylinder.
Žilina/Slowakei – Ein bisschen Sport hat noch niemandem geschadet, findet Kia. Deshalb bekommt der Ceed zum Facelift die neue GT-Line. Die Ausstattungsvariante soll den Ceed mit neuen Schürzen, Schwellern, Doppelauspuff, 17-Zöllern und Tagfahrleuchten sportlich aussehen lassen. Am Fahrverhalten ändert sie fast nichts. Der erste Kia/Hyundai-Dreizylinder mit Turbo und Direkteinspritzung lässt den Ceed im besten Fall 4,9 Liter auf 100 Kilometer trinken. Vorher waren es 5,4. Das Kuriose: 1,0-Liter-Sparmotor und Sport-Paket gibt es nur im Team. Erste Fahrt mit dem neuen Kia-DreizylinderAuf der ersten Testfahrt rund um das Kia-Werk in Žilina zeigt sich: Sparen und Sport, das klingt nicht nur komisch, es fährt auch so. Kia hat den Innenraum des Ceed mit Chrom und Klavierlack leicht überarbeitet. Hinzu kommen bei der GT-Version Alu-Pedale, ein Sportlenkrad und härtere Dämpfer. Zum Dreizylinder passt das kaum. Die straffe Dämpfung gestaltet das Fahrverhalten nicht sportlich, sondern holprig. Der Dreizylinder dagegen macht sich gut. 120 PS ziehen Drei- und Fünftürer in 11,1 Sekunden auf 100 km/h und bis auf Tempo 190. Der Kombi sprintet 0,3 Sekunden länger und schafft 3 km/h weniger. Zumindest in der Stadt und auf der Landstraße fühlt sich der Motor flott an. Allerdings nur, solange die Drehzahl auf niedrigem Niveau bleibt: Um den Verbrauch gering zu halten, stimmt Kia den Motor auf niedrige Touren ab. Das maximale Drehmoment liegt zwischen 1.500 und 3.700 Umdrehungen an. Untenrum schiebt der Dreizylinder also gut an, doch dann verliert er schlagartig die Lust. So fährt sich der Benziner fast wie ein Diesel – wenig sportlich. Untertourig und mit viel Arbeit am Sechsgang-Getriebe kommt man am besten voran. Leider bleibt die Verbrauchsangabe graue Papier-Theorie. Statt 4,9 trinkt der Benziner auf unserer Testrunde 7,5 Liter pro 100 Kilometer. Neues Doppelkupplungsgetriebe im Kia CeedEtwas weniger gönnt sich der echte Diesel. Sparen soll hier das zweite Highlight des Ceed Facelift: Ein von Kia/Hyundai entwickeltes neues Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das die Sechsgang-Variante vom Zulieferer ersetzt. Laut Kia senkt es den Verbrauch des Selbstzünders um bis zu 25 Prozent. Leider bleibt auch dieser Wert Theorie. Bei normaler Fahrt lässt sich der 1,6-Liter-Vierzylinder im Fünftürer mit 6,4 Litern auf 100 Kilometern bewegen – versprochen waren 4,2 Liter. Immerhin: Der Vorgänger trank auf dem Papier 5,5 Liter. Schwächen leistet sich das in Korea gefertigte Getriebe keine. Es schaltet sauber, flott und zum richtigen Zeitpunkt. Allerdings könnte Kia genau hier noch etwas Sportlichkeit unterbringen, denn einen Sport-Modus gibt es bisher nicht. Neben dem neuen Getriebe bekommt der 1,6-Liter-Diesel ein neues Einspritzsystem. Er leistet damit 136 statt bisher 128 PS. Das Drehmoment beträgt mit Doppelkupplungsgetriebe 300 Newtonmeter, beim manuellen Sechsgang-Getriebe sind es 280 Newtonmeter. In beiden Ausführungen fährt der Diesel schnell genug: nach 10,6 Sekunden erreicht der Fünftürer 100 km/h (bisher 11,7 Sekunden), Tempo 200 (bisher 186 km/h) ist maximal drin. Bis 170 km/h zieht der Ceed dabei tapfer durch, danach wird er zäh. Angenehm: Der Motor bleibt in allen Situationen ruhig. Leiser, schicker und mit mehr AssistentenDamit der Ceed ruhiger fährt, verwendet Kia dickeren Teppich, neue Motoraufhängungen und dickere Scheiben in den vorderen Türen. Zusätzlich verbessert der Hersteller die Dämmung an Motor und ABC-Säulen. Die Spiegelgehäuse sollen mit reduziertem Luftwiderstand den Geräuschpegel senken. Tatsächlich wird der Ceed damit etwas leiser, nur ein paar Abroll- und Windgeräusche bleiben. Quelle: Kia Neben der Dämmung überarbeitet Kia Fahrwerk und Lenkung. Die optimierte Aufhängung und das neue Torque-Vectoring-System spürt man im Straßenverkehr nicht. Dafür erleichtern drei neue Assistenzsysteme den Alltag. Mit dem Facelift bietet Kia erstmals im Ceed Spurwechselassistent, Querverkehrswarner (beim Ausparken) und Verkehrszeichenerkennung (nur Tempolimits) an. Der Ceed kann jetzt außerdem parallel aus- und quer einparken. Dazu kommt ein neues 7-Zoll-Navigationssystem mit Verkehrsinformationen in Echtzeit und das erste induktive Ladesystem für Smartphones in der Kompaktklasse. FazitKia ändert am gelifteten Ceed außen wenig und im Motorraum viel. Kombi, Fünf- und Dreitürer bekommen neue Stoßfänger, einen überarbeiteten Kühlergrill und LED-Rückleuchten. Der Innenraum bietet vom Navigationssystem abgesehen kaum Neues, fühlt sich aber gut verarbeitet an. Weil Kia den in Korea hergestellten Dreizylinder zu Beginn nicht schnell genug liefern kann, kommt er zunächst nur als gehobene GT-Line. Das passt weder zum Auto noch zur Preisgestaltung. Denn dann kostet der Sparmotor mindestens 22.390 Euro. Im ersten Quartal 2016 plant Kia günstigere Varianten und eine 100-PS-Version des Motors. Mindestens bis dahin bleiben neben dem Dreizylinder und dem Vierzylinder-Diesel die bekannten 1,4- und 1,6-Liter-Benziner im Programm. Den Einstiegspreis von 14.990 Euro kann Kia nur mit dem 1,4-Liter-Motor halten. Der überarbeitete Diesel startet bei 20.190 Euro – wer ihn mit Doppelkupplungsgetriebe (1.750 Euro, erst ab GT-Line für 23.090) fahren will, muss mindestens 24.840 Euro bezahlen. Am 26. September 2015 kommt der geliftete Ceed auf den Markt. Sieben Jahre Garantie gibt es weiterhin. Technische Daten – Kia Ceed Facelift 2015
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