Der Skoda Kodiaq sorgt für Unruhe im VW-Konzern: Größer als ein VW Tiguan, günstiger als ein Superb Combi und vielseitiger als beide zusammen.
Berlin - Kennt ihr den "Äh,-der-kann-aber-Effekt"? Den könnte sich der neue Skoda Kodiaq patentieren lassen. Stellen wir uns vor, wie das demnächst beim VW-, beim Ford-, Toyota-, Nissan-, Hyundai oder Audi-Händler klingt. „Äh, der Skoda Kodiaq kann aber...und kostet...“, werden Kunden hier wie da genervten Verkäufern entgegenhalten. Danke, Skoda. Auch dafür. Warum ist der Skoda Kodiaq so gut?Quelle: MOTOR-TALK Weil er viel Auto bietet, für einen angemessenen Betrag. 25.500 Euro kostet der Einstieg mit 125-PS-Benziner (1,4 Liter), Frontantrieb und Sechsgang-Schaltung. Der vergleichbare VW Tiguan kostet 1.000 Euro mehr, bei weitaus weniger Platz. Knapp 1.000 Euro weniger verlangt Seat für den entsprechenden Ateca. Aber der baut viel kleiner (- 35 cm Länge) und bekommt nur fünf Sitzplätze. Preiswert. Dieses alte, in der reizüberfluteten Konsumgesellschaft fast aus der Mode gekommene Wort erfüllt Skoda regelmäßig mit Leben. Diesmal mit einem Auto, das dermaßen im Trend liegt, dass es ganz sicher ein totaler Absatzschlager wird. Auch auf Kosten der eigenen Konzernbrüder. So fährt der Skoda KodiaqWeil er fährt, wie man sich das von einem großen, braven, alltagstauglichen Familien-SUV erhofft. Komfortabel, ruhig, leise, unaufgeregt bis hin zu treudoof im Bereich der physikalischen Grenzen. Wer den Kodiaq fährt, der denkt bei Lenkung, Fahrwerk, Geräuschdämmung oder Fahrdynamik nie, er habe an der falschen Stelle gespart. Hat er nicht. Das Auto rollt satt und ausgewogen ab, solide und souverän. Natürlich fehlt hier in den bisherigen Versionen jede Sportlichkeit. Aber das interessiert die Kernzielgruppe ohnehin nicht. Nach Skoda-Andeutungen könnte 2018 dennoch ein Kodiaq-RS folgen. Quelle: MOTOR-TALK Der Einstiegsbenziner ist nur für Fahrer mit weniger als 10.000 Kilometer Laufleistung im Jahr geeignet. Es ist auch die einzige Version, die nur mit Frontantrieb angeboten wird. Meistverkaufter Motor wird der 2,0-Liter-TDI mit 150 PS. Der Nachfolger des Skandaldiesels, ohne Betrugssoftware. Damit bleibt der Kodiaq ausreichend in Schwung. In 9,6 Sekunden beschleunigt er auf Tempo 100, 196 km/h Spitze sind möglich und ehrlich gesagt: Mit Autos dieser Größe und Bauart muss man nicht unbedingt schneller fahren. Da schaukelt die hochgelegte Blechmasse ausreichend. Ja, ein Porsche Cayenne oder ein BMW X5 können das Rasen deutlich besser. Aber die spielen tatsächlich in einer anderen Liga. Als Verbrauch gibt Skoda im Mix 6,4 Liter an (CO2: 141 g/km). Wie so häufig dürfte die Realität ein bis zwei Liter darüber liegen, in Abhängigkeit vom Fahrstil. Alternativ gibt es den 2,0-Liter-TDI mit 190 PS und noch zwei Benziner. Einen weiteren 1,4-Liter mit 150 PS und einen 2,0-Liter mit 180 PS. Der letztgenannte Vierzylinder macht am meisten Spaß, ist ergo unvernünftig. Für alle Motoren mit 2,0 Litern Hubraum kann das automatisierte Doppelkupplungsgetriebe bestellt werden. Die gute Stube glänzt von innenQuelle: MOTOR-TALK Im Skoda Kodiaq findet man je nach Wunsch und Ausstattungslinie ziemlich alles, was sich Autofahrer vorstellen können. WLAN-Hotspot, Spurhaltewarner, Abstands-Tempomat, 360-Grad-Kamera, induktive Ladeschale für Handys, eine Fußgänger-Erkennung und so weiter und so fort. Entscheidender: Die Grafik und Bedienung des Multimedia-Systems reagiert schnell und logisch. Die Knöpfe des Systems aus dem Superb fallen hier weg. Viele kleine Lösungen gefallen beim genauen Hinsehen. Die mit Teppich ausgekleideten Türseitenfächer vorne und hinten, damit Kleingut nicht rappelt. Vorne passen große Plastikflaschen in das Fach. Die Regenschirme in der Türverkleidung sind bei Skoda bereits bekannt. Gespannt sind wir auf die Dauerhaltbarkeit einer Technik, die alle Eltern lieben, solange sie funktioniert. Der automatische Türkantenschutz, ähnlich aufgebaut wie beim Ford Focus: Er befindet sich im Türrahmen, fährt in Form eines Plastikprofils beim Öffnen der Tür automatisch aus und schützt die Kante der Tür. Funktioniert bei den Neufahrzeugen tadellos. Wirkt aber so filigran, dass man sich sofort fragt: wie lange? Platzangebot? Hat er!Besonders viel kann der Kodiaq im Heck. Für 750 Euro wird der Skoda Kodiaq zum 7-Sitzer auf 4,70-Meter - ein Audi A4 ist länger. Der Kodiaq überragt den VW Tiguan um 22 Zentimeter. Alternativ können Beifahrersitz und Rücksitze umgelegt werden, dann ist er ein Laderiese: mehr als 2.005 Liter passen rein. Wer ihn einfach nur zum Einkaufen nutzt, sollte das entsprechende Paket buchen. Dann hat der Skoda einen quer geteilten, doppelten Ladeboden. Hier kann ein Brett aufgestellt werden, damit nichts im sehr großen Kofferraum (650 Liter) umfällt. Quelle: MOTOR-TALK Sitze, Materialien, Schaltknauf, Lenkrad. All das passt bei Skoda schon lange und eben auch im Kodiaq. Die Ausstattung stammt überwiegend vom großen Superb, nur das Navi ist neu. Und wie im Superb sitzt man hinten mit enormer Beinfreiheit. Zudem lässt sich die Rückbank verschieben. Der Kodiaq wächst mit den Kindern mit, egal, wie groß die mal werden. Zum Start gibt es standardmäßig zwei Stofffarben für innen, schwarz und braun. In beiden Varianten sehen die Sitze wertig und gut aus, in braun sogar elegant. Was man sonst noch wissen sollteDer Skoda Kodiaq kann ziehen, wenn gewünscht. 2,5 Tonnen Anhängelast reichen für fast alle Pferdeanhänger. Er kann theoretisch auch im Matsch wühlen, Allrad gibt es in (fast) allen Varianten, nur eben nicht in die Basisversion. Das elektro-hydraulische System treibt in der Regel die Vorderräder an. Wird es glatt und rutschig, können kurzfristig bis zu 85 Prozent des Drehmoments auf ein Rad geschickt werden. Der Vollständigkeit sei erwähnt: Der Böschungswinkel vorn beträgt 22 Grad, hinten sind 23,1 Grad, zwischen den Achsen 19,7 Grad. Sicherlich spannend für den ein oder anderen Landwirt oder Waldarbeiter. Gegen Aufpreis (940 Euro) kann im Skoda Kodiaq das Fahrverhalten zwischen dynamisch und undynamisch per Knopfdruck elektronisch verstellt werden. Eine nette Spielerei, die tatsächlich einen spürbaren Unterschied macht. Gehört aber eher in den Bereich „überflüssiger“ Luxus. In der Basisversion wiegt ein Kodiaq 1.600 Kilogramm. Mit Allrad und guter Ausstattung werden es gut 1,7 Tonnen. Der Skoda Kodiaq kann ab sofort konfiguriert werden. Zum Händler kommt er Anfang 2017. FazitWas am Skoda Kodiaq schlecht gelungen ist? Vorerst nichts. Man könnte allenfalls über das Design streiten. Mitunter wirkt der hintere Überhang lang, die Front mit dem dreidimensionalen Lamellengrill muss auch nicht jedem gefallen. Und: Wer sich grundsätzlich an VW-Technik (DSG, TDI, TSI-Motoren) stört, der kommt mit dem Skoda nicht zusammen. Bei allem anderen hat Skoda ein fabelhaftes Auto auf die Reifen gestellt. Technische Daten - Skoda Kodiaq 2.0 TDI
Technische Daten - Skoda Kodiaq 1.4 TSI
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