Schönt Hyundai-Kia den CO2-Flottenwert? Wie das "Manager Magazin" berichtet, verkauft Kia in der EU zugelassene Elektroautos direkt ins Nicht-EU-Land Norwegen weiter.
Hamburg – Trickst Kia beim CO2-Flottenverbrauch? Das „Manager Magazin“ berichtet von „dubiosen Exporten“ von Elektroautos nach Norwegen. Konkret geht es um den Kia Soul EV: Das Elektroauto zum Preis von 30.790 Euro sei in Deutschland zwar praktisch unverkäuflich, aber dennoch das erfolgreichste Elektroauto in der Neuzulassungsstatistik mit bisher 2.450 Neuzulassungen im Jahr 2015. Vom Hof der Händler nach NorwegenNur sehr wenige dieser Autos landen am Ende in der Hand deutscher Autofahrer. Der Großteil (91 % 2015) werde auf Händler zugelassen, schreibt das CAR-Institut des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer. Im Oktober 2015 habe die Quote sogar bei 99 Prozent gelegen. Diese Autos verkaufen die Händler dann als Tageszulassungen oder junge Gebrauchte in Länder weiter, in denen die Nachfrage höher ist. Quelle: KIA Vor allem gehen die Elektroautos nach Norwegen. Das Land importierte 2015 bislang 1.400 gebrauchte Kia Soul EV aus anderen Ländern, rund 700 wurden als Neuwagen direkt in Norwegen zugelassen. Doch was bringt das? Mit der Erstzulassung in Deutschland polieren die Elektroautos den CO2-Flottenwert des Konzerns Hyundai-Kia in der EU auf. Auch, wenn die Autos direkt ins Nicht-EU-Land Norwegen weiterverkauft werden. In Norwegen gibt die Regierung so hohe Steuernachlässe auf Elektroautos, dass sich die Anschaffung für sehr viele Autofahrer lohnt. Erst recht, wenn es sich um einen preisreduzierten Gebrauchten aus Deutschland handelt. Die deutschen Kia-Händler "helfen anderen Märkten, der starken Nachfrage nachzukommen", sagte eine Kia-Sprecherin dem „Manager-Magazin“. Wäre das der alleinige Grund, dann könnte Kia die in Deutschland nicht verkäuflichen Elektrofahrzeuge direkt nach Norwegen schicken und sie dort als Neuwagen verkaufen. Das wäre schließlich deutlich lukrativer. Doch das tut der Konzern nicht. Hyundai-Kia mit steigendem CO2-FlottenwertUm Strafzahlungen der EU zu vermeiden, müssen alle Autohersteller einen bestimmten CO2-Flottenwert erreichen. Der beträgt für das Jahr 2015 im Schnitt 130 Gramm pro Kilometer, wird aber für jeden Konzern individuell berechnet. Dieser individuelle Wert liegt für Hyundai-Kia bei 131 g/km. Die Koreaner werden diesen Wert am Jahresende nur sehr knapp unterbieten, knapper als jeder andere Hersteller, berichtet das Magazin unter Berufung auf die Beratungsagentur PA Consulting. Dabei helfen die Exporte nach Norwegen: Mit 4.000 EU-weit verkauften Soul könne der Hersteller den Flottenwert des Konzerns Hyundai-Kia europaweit um ein Gramm senken. Die Koreaner reagieren ab 2016Beim Thema Flottenverbrauch lief es für Hyundai-Kia in den vergangenen Jahren nicht besonders gut. Das liegt zum großen Teil daran, dass der Flottenmix sich zu kräftigen SUV wie Kia Sportage und Sorento sowie Hyundai Tucson und Santa Fe verschiebt. Hinzu kommen schlichte und oft durstige Motoren – sie werden in der Fachpresse seit Jahren kritisiert, so regelmäßig wie Design, Innenräume und lange Garantien gelobt werden. Im Ergebnis verzeichnete Hyundai-Kia zuletzt steigende CO2-Flottenwerte – branchenweit die absolute Ausnahme. Laut „Transport & Environment“ erhöhte der Konzern den Wert von 2013 zu 2014 als einer von zwei großen Herstellern, der andere war Ford. Der Wert der Koreaner stieg um 0,5 Gramm. Damit lag er 0,5 Gramm unter dem Ziel für 2015. Die gute Nachricht: Das Problem ist bei Hyundai-Kia lange bekannt. Im kommenden Jahr wird der Konzern deshalb deutlich mehr grüne Feigenblätter ins Programm nehmen als bisher. Aktuell bieten die Koreaner nur den exzentrischen Kia Soul EV und das Kleinserien-Wasserstoffmodell Hyundai ix35 Fuel Cell an. Anfang 2016 hält ein neuer Downsizing-Dreizylinder Einzug in viele Modelle. Im Sommer folgt ein kleines Kia-SUV mit Hybridantrieb, und im Herbst mit dem Optima der erste Plug-in-Hybrid für Europa – zum Schnäppchenpreis von rund 27.000 Euro. Die Hoffnungen sind berechtigt, dass dann die Sorge um den Flottenwert für die nächsten Jahre vom Tisch ist. Auch, wenn die Kunden weiterhin zu Tucson und Sportage greifen werden.
Quelle: Manager-Magazin |