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Corvette Stingray: Erste Fahrt - Der volle Geschmack

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Die Corvette ist eine amerikanische Sportwagen-Ikone. Seit 60 Jahren. Und sie wird es noch länger bleiben, dem brachialen V8 sei Dank. Eine Fahrt mit der neuen Stingray.

MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg wirft einen Blick unter die Haube der neuen Corvette MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg wirft einen Blick unter die Haube der neuen Corvette Quelle: Andreas Liebschner

Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg

Siegburg - Coke Light, Coke Zero, Pepsi Max. Klingt nach Cola, nur ohne den echten, den vollen Geschmack. Echte Cola und echte Motoren sind in unserer Diät-Welt zunehmend verpönt. Wie schön, dass GM mit der Corvette am Urgewaltigen festhält. Der V8 in der Vette säuft mehr als diese kleinen, aufgeladenen Dinger. Dafür grollt er auch schöner, als es ein Soundingenieur einem Vierzylinder-Bi-Turbo je beibringen wird.

Die Corvette Stingray ist neben dem Ford Mustang die amerikanische Sportwagenikone. Bei uns oft belächelt, in den Staaten seit der Einführung vor 60 Jahren beliebt wie ein saftiger Burger mit doppelt Fleisch. Macht nicht satt, sondern hungrig auf mehr. Das neue Modell kommt Anfang 2014. Zum gewohnt niedrigen Preis von 69.990 Euro. Ordentlich Leistung gibt es fast nicht günstiger.

630 Nm aus 6,2 Litern Hubraum

Bei der siebten Corvette bleibt vieles beim Alten. Der antik anmutende V8-Smallblock zum Beispiel. Doch das 6,2-Liter-Aggregat ist sparsamer als je zuvor und leistet Mit den Modi "Sport" und "Track" liefert die neue Vette den passenden Sound zur Beschleunigung Mit den Modi "Sport" und "Track" liefert die neue Vette den passenden Sound zur Beschleunigung Quelle: Andreas Liebschner 466 PS. Typisch bleibt das gewaltige Zucken der Hinterachse, wenn die 630 Newtonmeter mit voller Kraft auf die Antriebswelle schlagen. Bei Vollgas schlägt das Heck in den ersten Millisekunden aus wie ein junger Stier. Dann packt das ESP beruhigend zu.

Es ist immer wieder die Urgewalt des Motors, die uns Autofahrer begeistert. Entwickeln Porsche 911, Audi R8 oder der alte BMW M3 ihre Kraft dosierbar harmonisch, haut der US-Sportler seine Kraft wie eine Baseball-Keule direkt ins Kreuz des Fahrers – ungefiltert und archaisch. Wer unbeirrt auf dem Gas bleibt, ist mit Hilfe der Launch Control in 4,2 Sekunden auf 100 km/h. Führerscheinfreundlich zeigt das Head-up-Display dem Piloten permanent die Geschwindigkeit an.

Wer sich weiter durch das Siebengang-Getriebe schaltet, landet am Ende bei 290 km/h. Dort trifft man nur noch auf wenige Gegner. Und wenn, dann kosten sie deutlich mehr. Das war bei der Vorgänger-Corvette so, und das ändert sich auch diesmal nicht. Ein Porsche 911 S mit 400 PS ist beispielsweise 35.000 Euro teurer als die Vette. Allerdings kostet eine (schlechter ausgestattete) Basis-Corvette in den USA deutlich weniger als hier. Ohne Steuern startet das Modell drüben ab 38.000 Euro. Auch das war schon immer so.

Abgeschaltete Zylinder gegen den Durst

Neu ist, wie die Amerikaner bei der Technik zu den europäischen Sportwagen aufschließen. Um dem V8 das Saufen abzugewöhnen, kommen neben der Benzindirekteinspritzung eine variable MT-Reporter Fabian Hoberg hatte mit der Corvette mächtig Spaß MT-Reporter Fabian Hoberg hatte mit der Corvette mächtig Spaß Quelle: Andreas Liebschner Ventilsteuerung und eine Zylinderabschaltung zum Einsatz. So sollen auf 100 Kilometern 12 Liter aus dem 70-Liter-Tank fließen. Der Bordcomputer zeigte bei der Testfahrt rund um Rüsselsheim 18,4 Liter an. Das lag auch daran, dass der 1,6-Tonnen-Sportwagen spielend in die Kurve fährt und der Autor dem Spaß am Gasgeben nicht widerstehen konnte.

Bei jedem Stoß donnert der Motor durch seine vier Auspuffrohre, das Handling ist Dank der Gewichtsverteilung von 50:50 ausgewogen und die Lenkung arbeitet präzise. Um den Ölhaushalt muss man sich in scharfen Kurven keine Sorgen machen – der V8 hat eine Trockensumpfschmierung.

Praktisch ist das neue adaptive Fahrwerk mit fünf Programmen. Es steuert nebst Federung auch den Sound der Maschine. Die Nachbarschaft freut’s. Bei den Stufen Regen, Eco und Tour bleibt die Bypass-Öffnung der vier Auspuff-Trompeten geschlossen. Freunde des starken Auftritts wählen Sport oder Track. Dann atmet der Motor frei – und brüllt wie eine Herde geiler Büffel.

Passend dazu verstecken sich hinter dem Lenkrad Wippen für das Active Rev Match. Damit wird beim Schalten automatisch die Drehzahl angepasst, sodass ungewollte Lastwechsel ausbleiben. Ein bellender Zwischengasstoß ist der Nebeneffekt. Dank ihm wissen auch wirklich alle Verkehrsteilnehmer, dass die Vette nicht nur optisch ein Racer ist.

Alu-, Magnesium- und Carbon-Diät

Die neue Corvette kommt im nächsten Jahr auf den Markt - für 69.990 Euro Die neue Corvette kommt im nächsten Jahr auf den Markt - für 69.990 Euro Quelle: Andreas Liebschner Wie es sich für einen Athleten gehört, war die siebte Generation im Gym und hat abgespeckt: 45 Kilogramm verlor das neue Auto im Vergleich zum Vorgänger. Das Chassis besteht aus Aluminium- und Magnesium-Komponenten, die Kotflügel und Türen aus Kunststoff. Das abnehmbare Hardtop und die Motorhaube sind aus Carbon. Macht zusammen rund 1.540 Kilogramm.

In Sachen Qualität muss sich die Corvette nicht verstecken. Das Testauto war ein Vorserienfahrzeug, der Gesamteindruck der Verarbeitung passte. Sauber geklebtes Armaturenbrett mit viel Sicht-Carbon, gutes Leder und ordentliche Nähte. Auch die Kunststoffe wirken nicht mehr so billig wie früher. Geblieben sind der Blick über die schier endlos lange Carbon-Motorhaube, die eng geschnittenen Sportsitze und die Aufmerksamkeit anderer Autofahrer.

Die müssen Fahrer aushalten. Anglotzen lassen gehört zum Fahren einer Corvette dazu. Das ist ein bisschen so, als werfe ein Steak-Fan ein 400 Gramm Stück Hüfte auf den Vegetarier-Grill. Oder als trinke man echte, richtige Cola in der Leicht-essen-und-unlustig-sein-Gruppe der Freundin.

Technische Daten: Corvette Stingray

  • Motor: 6,2-Liter-V8
  • Leistung: 466 PS
  • max. Drehmoment: 630 Nm
  • Getriebe: manuelles Siebengang-Getriebe
  • Länge x Breite x Höhe in Metern: 4,49 x 1,88 x 1,23
  • 0 - 100 km/h: 4,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h
  • Gewicht: rund 1.540 kg
  • Preis: 69.990 Euro

Quelle: MOTOR-TALK

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