Chevrolets Traverse ist bei uns unbekannt, in den USA aber ein wichtiges Auto. Das will der VW Atlas ebenfalls werden. Messevergleich zwischen zwei neuen Fullsize-SUV.
Von Fabian Hoberg Detroit – Gut fünf Meter lang, Platz für sechs bis acht Personen: In den USA sind große SUV höchst erfolgreich. Türen auf, Kinder rein und ab durch die Prärie. Mit dem Traverse hat Chevrolet schon seit Jahren das richtige Auto im Programm: 2016 griffen 116.701 Kunden zu Chevrolets Fullsize-SUV. VW fehlte das richtige Auto bislang. Der Atlas soll es werden. Ob der Newcomer bei Platzangebot, Variabilität und Qualität gegen den etablierten Konkurrenten bestehen kann, haben wir auf der Automesse in Detroit ausprobiert. Zuerst der Chevy: Nach fast neun Jahren Bauzeit und mehr als einer halben Million verkauften Autos erneuern die Amis ihr SUV. Für uns in Europa ungewöhnlich: Länger wird der Nachfolger nicht. 5,20 Meter sind offenbar genug. Im großen Chevy finden sieben Personen ausreichend Platz. Vorne und in der Mitte sitzen sie bequem auf Einzelsitzen mit Armlehnen und genießen üppigen Knieraum. Die Sitze lassen sich einfach umlegen oder nach vorne schieben. Die dritte Reihe fasst noch einmal drei Personen, die sitzen aber eher beengt. Optional baut Chevrolet auch eine Sitzbank statt der Einzelsitze in die zweite Reihe, das ergibt dann einen Achtsitzer – und hinter diese acht Sitze passen mindestens 651 Liter Gepäck. Liegen die Lehnen der hinteren zwei Reihen flach, schluckt der Chevy bis zu 2.788 Liter. Wer eine große Familie hat, muss im neuen Traverse nicht auf hübsches Ambiente verzichten. Leder, Alu, aufgeschäumter Kunststoff und lackiertes Plastik finden sich an Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türverkleidung. Das sieht gut aus und fasst sich auch so an. Die Spaltmaße sind in Ordnung. Sehr hübsch, dieser Innenraum. Chevrolet bietet den Traverse in sieben Ausstattungslinien an, alle kombiniert mit einem 3,6-Liter-V6-Benziner mit 309 PS und einer Neungang-Automatik. Der Traverse RS erhält einen 2,0-Liter-Turbobenziner mit 258 PS, dafür aber keinen Allradantrieb. Bei Sicherheits- und Multimediasystemen verordnet Chevrolet dem Traverse ein umfangreiches Programm. An Bord sind LED-Scheinwerfer, Surround-View-Kamera, Spurhalteassistenten oder Notbremsassistent mit Fußgängererkennung. Dazu kommt General Motors‘ Onstar-Standard: 4G-LTE-Wlan-Hotspot für sieben Geräte, Mylink, Apple Carplay und Android Auto. Preise hat Chevy noch nicht bekannt gegeben, der Vorgänger startet bei knapp 30.000 US-Dollar (netto). Der Marktstart des neuen Modells ist für den Herbst 2017 geplant. Atlas gegen TraverseDer runderneuerte Traverse ist nur einer von vielen künftigen Konkurrenten für VWs neues Fullsize-SUV für den US-Markt, Name: Atlas. Preislich platziert zwischen dem kleinen Tiguan und dem (für die USA auch nicht so) großen Touareg, misst der Atlas 5,04 Meter in der Länge und 1,98 Meter in der Breite – und ist damit 15 Zentimeter kürzer als der Traverse. Wo die bleiben, zeigt vor allem ein Blick auf den deutlich kleineren Kofferraum des Atlas. Einen genauen Wert hat VW hier noch nicht genannt. Davor gibt es eine Zweierbank und davor wahlweise zwei Einzelsitze oder eine Dreiersitzbank, insgesamt also Platz für sechs bis sieben Personen. Die zweite Sitzreihe lässt sich um 20 Zentimeter verschieben. Als Antrieb dienen dem VW ausschließlich Benziner, nämlich ein VR6-Saugmotor mit 3,6 Litern Hubraum und 280 PS und ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit 238 PS. VW dockt Wandlerautomaten mit acht Gängen an die Motoren. Serienmäßig treiben diese die Vorderräder an. Gegen Aufpreis gibt es einen Allradantrieb für den VR6 – für den US-Markt wichtig. Zur Serienausstattung zählen beim Atlas unter anderem LED-Scheinwerfer, Smartphone-Verbindungsstandards und eine Multikollisionsbremse. Gegen Aufpreis installiert VW ein digitales Kombiinstrument, einen adaptiven Tempomaten und Assistenten für Spurwechsel, Parkmanöver sowie Kollisionswarnung. Haptisch kann der VW nicht mithaltenTechnisch kann es der kürzere VW mit dem Ami also durchaus aufnehmen. Bei der Optik und Qualität im Innenraum hapert es dagegen. Das Armaturenbrett besteht teilweise aus hartem Plastik, die Kanten sind ungenau gestanzt, die Farben wirken billig – da wirkt der Chevrolet deutlich wertiger. Nur beim optional erhältlichen digitalen Cockpit kann der Atlas überzeugen: klare und scharfe Ansicht, schnell und logisch aufgebaut. Der zentrale 10,1-Zoll-Touchscreen kann 3D-Navigationskarten darstellen. Tacho und Drehzahlmesser werden optional in einem 12,3-Zoll-Display digital angezeigt. Für die sportliche Note soll der in Detroit gezeigte Atlas R sorgen. Das R-Line-Paket beinhaltet 20-Zoll-Aluräder, geänderte Lufteinlässe an der Front, modifizierte Stoßfänger vorne und hinten einen schwarz lackierten Diffusor. Preise sind noch nicht bekannt, sie dürften bei rund 30.000 Dollar starten. Groß und praktisch sind beide, und beide sind nicht für den Europa-Einsatz vorgesehen. Im zweitgrößten Markt der Welt wird es der Atlas jedoch gegen den Chevy schwer haben. VW Atlas, Chevrolet Traverse: DatenVolkswagen Atlas
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