Das Gezerre um Klimavorgaben für europäische Neuwagen kommt endlich zum Abschluss. Heute einigten sich die EU-Staaten auf Grenzwerte für den Kohlendioxid-Ausstoß.
Brüssel - Endlich haben sich die EU-Staaten auf neue Grenzwerte für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) geeinigt. Dies ist für die deutschen Hersteller eher ein begrenzter Sieg als ein großer Triumph - sie haben vor allem Zeit gewonnen. Deutsche Autobauer tun sich tendenziell schwerer beim Einsparen von CO2. Ihr Geschäftsmodell basiert stärker als anderswo in der Welt auf Oberklassewagen wie Mercedes, Audi und BMW. Im Premiumsegment halten sie einen Weltmarktanteil von 80 Prozent, die Geschäfte laufen glänzend. Die schweren Karossen schlucken mehr Sprit als Kleinwagen, die beispielsweise verstärkt in Frankreich und Italien von den Bändern rollen. Entsprechend müssen deutsche Hersteller ihren CO2-Ausstoß stärker drücken. Ein Jahr GnadenfristVorgaben dafür gibt es auch jetzt schon. Im Jahr 2015 etwa soll der CO2-Ausstoß aller europäischen Neuwagen (Pkw) im Durchschnitt bei 130 Gramm pro Kilometer liegen. Für jeden Hersteller gelten eigene Ziele. Doch über die Jahre legt die EU die Latte immer höher: Nach dem jetzt vereinbarten Kompromiss müssen die Autobauer im Jahr 2021 auf durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer kommen. 2020 gilt die Auflage bereits für 95 Prozent aller neuen Pkw - den ursprünglichen Plänen zufolge hätten dann schon alle Neuwagen betroffen sein sollen. Erleichterungen verschaffen den Herstellern spezielle Boni für Elektroautos und andere schadstoffarme Fahrzeuge. Zwischen 2020 und 2022 zählen diese Wagen mehrfach für die Klimabilanz - das soll Investitionen in die neue Technologie fördern. So erreichen die Unternehmen auch leichter ihre Klimavorgaben. Dieser Effekt ist allerdings begrenzt: Auf mehr als 7,5 Gramm Abweichung vom jeweiligen CO2-Zielwert über drei Jahre kommt keiner. 95-Gramm-Ziel greift erst 2021Weite Teile dieses Ergebnisses hatten Unterhändler der EU-Staaten, des Europaparlaments und der EU-Kommission bereits im Juni vereinbart. Doch danach schaltete Berlin auf stur, eine Bestätigung des Verhandlungsergebnisses gewährte die Bundesregierung über Monate hinweg nicht. Erst in der Sitzung der EU-Botschafter am Freitag stimmte Deutschland offiziell zu. Das ursprünglich für 2020 geplante 95-Gramm-Ziel soll nun erst 2021 voll greifen. Und die Hersteller können Boni für Elektroautos innerhalb der drei vorgesehenen Jahre flexibel einsetzen - dadurch bleibt ihnen am Anfang mehr Spielraum bei der Einhaltung der Werte. Nach den Botschaftern muss auch das Europaparlament den Kompromiss besiegeln, vermutlich im Januar. Ein Ja von den Volksvertretern gilt als sehr wahrscheinlich. |