Strenge Umweltauflagen machen den London-Taxis die Fahrt in die Innenstadt bald unmöglich. Zum Glück arbeitet Frazer Nash bereits an einer teilelektrischen Lösung.
Von MOTOR-TALK-Reporter Wolfgang Gomoll Mytchett/England - Die südenglische Grafschaft Surrey ist die Heimat von Stars wie Liz Hurley, Eric Clapton, Bryan Ferry, Ringo Starr und Phil Collins. Einen innovativen Elektroautohersteller würde man in dieser beschaulichen Gegend nicht vermuten. Doch Frazer-Nash hat sich genau dort niedergelassen, in dem Örtchen Mytchett. Hinter den Türen des klassizistisch angehauchten Landhauses tüfteln findige Ingenieure an einem neuen London-Taxi namens „The New Metrocab“. Von der Rennstrecke in die Londoner City Beim New Metrocab geht die Kraft der zwei bürstenlosen E-Motoren an die Hinterachse. Die Anzahl der Antriebsräder kann jedoch problemlos vervielfacht werden. Große Lkws mit zehn Rädern und Allradantrieb seien kein Problem, sagt Siddiqi. Ein digitales Differential, also Software, mit der die Räder einzeln angesteuert werden, hilft beim Rangieren. Schließlich ist für London-Taxis ein Wendekreis von maximal 7,6 Metern vorgeschrieben. Angeblich wird der durch die Wendemöglichkeit vor dem mondänen Ritz-Hotel definiert. Alte Form, neuer AntriebKein Problem für das New Metrocab. Der Nachfolger des berühmten Londoner Cabs wird bereits seit knapp zehn Jahren entwickelt. Die Form des Personentransporters orientiert sich an dem klassischen Vorbild: hohes Dach, große Türen und keck dreinblickende runde Scheinwerfer. Die Form zeigt: Allzu Denn unter dem traditionell anmutenden Blechkleid steckt moderne Technik. Angetrieben wird das New Metrocab von zwei 68 PS starken Triebwerken, die strammen Vortrieb garantieren. Kein Wunder bei einem maximalen Drehmoment von zweimal 1.400 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 130 km/h abgeregelt. Die beiden E-Motoren werden von einer 12.2-kWh-Lithium-Ionen-Batterie gespeist. Ein Dreizylinder-Benzinmotor sorgt dafür, dass der Saft nicht ausgeht. Trotz seiner Länge von 4,91 Metern und des Leergewichts von 1.750 Kilogramm schieben die beiden E-Motoren kräftig an. Auch das digitale Differential funktioniert: Der Personentransporter geht entspannt um die Kurven. Pro Jahr mehrere Tausend Pfund ErsparnisDas ist alles schön und gut. Doch für einen Taxifahrer ist wichtig, was unter dem Strich in der Geldbörse bleibt. Laut Sheban Siddiqi wird das E-Metrocab seinen Betreibern mehrere Tausend britische Pfund im Jahr sparen. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 2,1 l/100 Kilometer und einer CO2-Emission von weniger als 50 g/km unterbietet das neue London-Taxi seinen Vorgänger in diesem Bereich um rund 75 Prozent. Die maximale Reichweite sollen 644 Kilometer sein. Die Ladezeit der Batterie beträgt rund fünf Stunden. Sinnigerweise liefert Frazer-Nash die Ladestation inklusive Solarstellen gleich mit. Eine Luftfederung sorgt für Komfort und im Passagierraum gibt es jede Menge Platz. Weil die Batterie im Unterboden sitzt und die Motoren so klein sind, dass die Motorhaube schrumpfen kann, können künftig sechs Passagiere statt bisher fünf im London-Taxi transportiert werden. Selbst wenn alle Große Pläne für das grüne TaxiAb 2018 soll in der Londoner Innenstadt emissionsfreier Verkehr rollen. Dann will Frazer-Nash 3.000 bis 5.000 Taxis pro Jahr verkaufen. Später soll sich diese Zahl verdreifachen: Die wichtigsten Märkte sind neben Großbritannien Asien und Australien, aber auch Frankreich und Deutschland. Für alle Fans klassischer englischer Sportwagen hat die Familie Siddiqi noch etwas in petto: Es soll einen neuen Bristol-Sportwagen mit mächtig PS geben. Der elektrifizierte Antrieb wird dem gleichen Konzept folgen wie das „New Metrocab“. Bei den traditionell kritischen Londoner Taxifahrern kommt das neue Taxi gut an. Für James Sinclair ist „dieses Taxi ein Riesenschritt nach vorne“. Ein anderer will sogar seine Rente verschieben, um noch einmal in den Genuss zu kommen, „The New Metrocab" zu pilotieren. Ganz entscheidend für den Erfolg des Personentransporters wird die Zuverlässigkeit der Technik sein. Die Londoner Taxifahrer sind bekannt dafür, ihr Arbeitsgerät hart ranzunehmen. Meistens wird das Auto 24 Stunden am Tag von verschiedenen Fahrern bewegt. Die ersten Tests im realen Fahrbetrieb sollen bald beginnen. |
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