Die Mercedes E-Klasse steht für Komfort, hohe Preise und Platz. Erfüllt die Baureihe W 213 auch die typischen Erwartungen an die E-Klasse? Unser Fahrbericht, Teil 2.
Lissabon – Stauassistent, Überholen mit dem Zeigefinger, automatische Notbremsung - alles schön und gut: Dass Mercedes beim autonomen Fahren und bei den Sicherheitsassistenten zumindest vorn mit dabei ist, haben wir im ersten Teil unseres Fahrberichts geklärt. Das kennt man und erwartet man von Daimler. Es gibt aber noch mehr Erwartungen an die E-Klasse. Zum Beispiel diese: Sie fährt eher komfortabel als sportlich, sie ist ein bisschen teurer als die Konkurrenz und sie bietet mehr Platz. 1. Erwartung: Eine E-Klasse ist total komfortabelMan soll es schon beim Einsteigen spüren, Autohersteller nennen es gerne DNA, „Charakter“ trifft es auch. BMW hat einen eigenen, Audi auch, Mercedes nicht weniger. Wer öfter in BMW, Audi oder Mercedes unterwegs ist, fühlt sich, unabhängig von der Baureihe, sofort zuhause – das ist der Plan. Und meist funktioniert das. Mercedes-Kunden mussten sich zuletzt etwas umstellen. Die neue Generation von Mercedes-Modellen interpretiert Komfort ein wenig anders. Diesem komfortablen Grundgefühl bleibt die E-Klasse immer treu. Nicht nur in „Eco“ oder „Comfort“, auch in „Sport“ und „Sport-Plus“. Die Lenkkräfte erhöhen sich etwas, die Automatik wählt niedrigere Gänge und hält sie länger, das Fahrwerk strafft sich. Aber nicht so sehr, dass einem ums Kreuz bang wird. Aber: Bei sportlicher Fahrt wünscht man sich etwas mehr Rückmeldung - und womöglich ein herkömmliches Fahrwerk mit Stahlfedern. Mercedes verfolgt eben eine andere Philosophie als BMW oder Audi. Deshalb bekommt die E-Klasse nicht die hecklastige Auslegung eines 5ers, und auch nicht die neutrale bis untersteuernde, dabei aber präzise Auslegung eines Audi A6. Das ist nicht schlechter oder besser, das ist nur anders. 2. Erwartung: Die E-Klasse ist teuer Mehr Serienausstattung für's Geld gibt es aber nicht. Nicht mal Xenon-Licht ist Serie, die Basis leuchtet mit Halogen. LED-Scheinwerfer kosten gut 1.029 Euro Aufpreis, die Multibeam-Version, die die Straße selektiv ausleuchtet und so zum Beispiel eine Blendung des Gegenverkehrs vermeidet, sogar 2.320 Euro. Bei BMW und Audi ist die Preisgestaltung ähnlich. Matrix-LED-Scheinwerfer kosten bei Audi 2.430 Euro, die adaptiven LED-Leuchten sind bei BMW für 1.990 Euro erhältlich. Anders als bei der E-Klasse ist bei 5er und A6 aber Xenon serienmäßig. Die Sitze sind in der E-Klasse-Basis nur teilelektrisch und mit Stoff bezogen. Kunstleder kostet 595 Euro, echtes knapp 2.060 Euro. Komplett elektrische Sitze mit Memory-Funktion lässt Mercedes sich mit 1.490 Euro bezahlen, bei BMW kostet der Spaß 1.100 Euro. Bei Audi gibt es S-Sportsitze mit ähnlicher Funktion für 1.630 Euro. 3. Erwartung: Die E-Klasse bietet viel PlatzWir greifen etwas vor, denn diese Erwartung gilt vor allem für das T-Modell, das im Herbst kommt. Ein Blick auf die Limousine zeigt schon mal: Rein rechnerisch hat sie beim Raumangebot zugelegt. Ein Bisschen. Es gibt sechs Millimeter mehr Raum für die Knie hinten und vier Millimeter mehr für die Schultern. Das ist marginal - und erstaunlich. Schließlich ist die neu E-Klasse 4,3 Zentimeter länger geworden, der Radstand wuchs um 6,5 Zentimeter. Davon merkt man innen wenig. Beengt ist es trotzdem nicht, aber auch nicht großzügiger als im 5er oder im A6. Vorn aber ist es schon recht knapp. Allerdings nur seitlich, was nicht an den zwei Millimetern geringerer Innenraumbreite liegt. Schuld sind Mittelkonsole und -tunnel, die Fahrer und Beifahrer dicht auf die Pelle rücken. Der Kofferraum fasst mit 540 Litern genauso viel wie der des Vorgängers W 212. In den Audi pasen 530 Liter, in den BMW 520 Liter. Das T-Modell lag zuletzt mit maximal 1.900 Litern weit vor der Konkurrenz. Eine Erwartung, die Mercedes hoffentlich auch mit der Baureihe W 213 erfüllt. Sonst könnten vor allem einige Handlungsreisende etwas unwirsch werden. |
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