Was machen eigentlich Ex-Formel-1-Fahrer wie Nick Heidfeld oder Nelson Piquet jr. heute? Sie fahren Formel E. Am Samstag startet das erste Deutschland-Rennen, in Berlin-Tempelhof.
von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Schütze Berlin – Das leise Surren der Elektromotoren wird an diesem Wochenende in Berlin-Tempelhof sachte die Trommelfelle der Zuschauer kitzeln: Denn am Samstag (23. Mai 2015) ist die Formel E ist zu Gast. Elektro-Monopostos rasen mit bis zu 200 km/h übers ehemalige Flugfeld und fast lautlos durch 17 Kurven. Volt statt Oktan? Daran scheiden sich die Geister. Ist der Dezibel-Verfall der Königsklasse selbst nicht schlimm genug? Stars wie der fünffache Formel-1-Champ Alain Prost und Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio als Team-Eigner meinen: Nein. Der Bedarf an einer abgasfreien, zukunftsweisenden Formel-Rennserie sei da. Formel E: Peking, Buenos Aires, Berlin Zum ersten „ePrix“ in Peking kamen rund 75.000 Zuschauer, nach Long Beach mehr als 20.000 – sehr viele von ihnen mit einem der vielen kalifornischen Hybridautos oder im reinen Stromer. Der Eintritt war frei. Doch solche Anschubhilfen sind ebenso nötig wie legitim bei einer völlig neuartigen Serie wie der Formel E. Ein Rennen der GescheitertenAnfängliche Imageprobleme liegen auf der Hand: Noch kennt man die Serie und ihre möglichen Stars zu wenig, und vermeintlich reißt sich kaum ein Fahrer darum, im Cockpit eines bis zu 200 kW/270 PS starken und 230 km/h schnellen Flüster-Boliden zu sitzen. Es sind scheinbar die Gescheiterten, die hier antreten: Nick Heidfeld, Bruno Senna, Nelson Piquet jr., Lucas di Grassi – alles Piloten, denen zuvor in der Formel 1 der Durchbruch nicht so recht gelingen wollte. Noch fahren Einheitsrennboliden mit Technik von Dallara, Renault, Williams und McLaren. Wohl portioniert soll dann auch in der Formel E jene Komponente hinzukommen, die seit jeher den Reiz der Formel 1 ausmacht: der Technik-Wettkampf. Bis dahin zerbrechen sich die Teams die Köpfe darüber, wie sie bis zu 9.000 Parameter perfekt aufeinander abstimmen. Nick Heidfeld auf Platz 20 von 29Leonardo DiCaprio ist nicht nur einer der populärsten Hollywoodschauspieler ohne Oscar, sondern auch bekennender Umweltaktivist: „Die Zukunft unseres Planeten hängt davon ab, ob wir es möglichst schnell schaffen, sparsame und saubere Fahrzeuge populär zu machen. Deshalb bin ich sehr gerne Teil eines umweltfreundlichen Rennteams.” Im Team „Venturi“ dümpelt allerdings die Karriere von Nick Heidfeld weiter vor sich hin, denn nach sieben von elf Saisonläufen liegt er mit mageren sechs Pünktchen auf Rang 20 von 29 gewerteten Fahrern. Daniel Abt rangiert im vorderen Mittelfeld. Gezählt wird wie in der Formel 1: Die ersten zehn Fahrer im Ziel werden mit 1 bis 25 Punkten belohnt. Der besondere Reiz der Elektro-Renner ist identisch mit Serien-Elektroautos: Beide wuchten ihre volle Schubkraft sofort auf den Antriebsstrang. WM-Leader Lucas di Grassi zeigt sich 2014 nach seinem ersten Test besonders beeindruckt vom „riesigen Drehmoment“ der Formel-E-Boliden. 30 Extra-kW für die Publikumslieblinge Bewusstes Racen ist gefragt, denn geschicktes Rekuperieren bringt verbrauchte Energie wieder zurück, genau wie bei Serien-Elektroautos. Und: Hier wie dort geschieht alles leise, ungewohnt, fremdartig. Gerade deshalb lohnt es sich, Elektromobilität einmal auszuprobieren. Schon viele Petrolheads waren danach von Elektromobilität überwältigt – egal, ob sie selbst Strom gaben, oder sich als Zuschauer auf etwas völlig Neues einließen. Tickets für die Formel E in Berlin am Samstag, 23. Mai 2015, kosten 19 bis 59 Euro. Nach dem ersten freien Training um 8:15 Uhr folgt um 12 Uhr das Qualifying und von 16 bis 17 Uhr das Rennen. Live wird es nur im Bezahlfernsehen übertragen, auf Sky Sport HD 1 von 15:45 bis 17:15 Uhr. Im frei empfangbaren Fernsehen zeigt Sport1 eine Zusammenfassung am selben Tag von 22:30 bis 23 Uhr. |
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