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36. Mini-Treffen in Ungarn - Die wilden 13

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VON NICOLA WITTENBECHER

Sie lieben das kleine, feine Auto. Aber einmal im Jahr zeigen sie ihre wahre Größe. Beim Internationalen Mini Meeting treffen sich Enthusiasten aus der ganzen Welt. Das 36. Mini-Treffen fand am vergangenen Wochenende in Ungarn, am Balaton statt. MOTOR TALK war mittendrin und zeigt Euch die 13 schönsten, verrücktesten und liebenswertesten Minis.

IMM 2012 IMM 2012 Seit 1976 gibt es das ganz große Mini-Treffen und es huldigt einem Auto, das damals erst 17 Jahre auf dem Blech hatte. Zwischen 1959 und 2000 wurde der Ur-Mini, oder, wie ihn der Jetzt-Eigentümer BMW nennt, der Classic Mini gebaut.

Jedes Jahr richtet ein anderer Mini Fan Club das weltgrößte Mini Treffen aus und veranstaltet die Zusammenkunft im eigenen Land. Alle fünf Jahre findet das IMM allerdings in England statt – Tradition verpflichtet.

Classic Mini versus New MINI

Mehr als 200 Mini-Clubs waren bei dem Treffen dabei. Und einer, der sie fast alle kennt, ist Thomas Würtenberger, Leiter des MINI Clubs International Office (MCIO). Er setzt sich dafür ein, dass die Tradition des Kult-Autos auch in der Neuzeit weiterlebt. Seit 2001 gibt es nur noch den New Mini. Und die Annäherung zwischen Original und Erbe war nicht immer leicht.

Zumindest bei den echten Fans. Doch langsam klappt's zwischen alt und neu. „Die Annäherung funktioniert sehr gut“, sagt Würtenberger. „Mittlerweile sind zehn Prozent der IMM Teilnehmer Besitzer und Freunde des New MINIs, Tendenz steigend“. Beim Thema Individualität und Individualisierbarkeit eines Minis steht der neue Mini dem alten Mini in nichts nach.

Der Mini Rennfahrer Gott

Rauno Aaltonen gibt Autogramme Rauno Aaltonen gibt Autogramme Rauno Aaltonen ist der Rennfahrer-Gott der Mini-Szene. Der Finne gewann als dritter und letzter Fahrer 1967 die Rallye Monte Carlo in einem Mini Cooper S der British Motor Corporation. Es war der letzte Sieg bevor der Porsche 911 die kommende Jahre gewann.

 

Der Weiblichste

Doris mit ihrem Pink Star Doris mit ihrem Pink Star Der Traum eines jeden Mädchens ist der Albtraum für harte Kerle: Der rosafarbene Mini Cooper Advantage, Baujahr 1972, aus Salzburg. Besitzerin Doris holte mit ihrem Traumwägelchen - sogar der Motor ist rosa! – den ersten bzw. zweiten Platz bei diversen Wettbewerben. Gekauft hat Doris den - oder besser „die Kleine“ - vor sechs Jahren als unscheinbaren weißen Wagen. Von einer alten Dame, die darin – kurz schlucken - Vogelfutter aufbewahrte!

Doris hat seitdem mit Freunden Unmengen an Schweiß, Mühe und Geld ins Auto gesteckt. Um nun den eindeutig weiblichsten Mini des IMM 2012 zu fahren.

 

Der Exotischste

Die tschechischen Paradiesvögel Die tschechischen Paradiesvögel Diese Zwei hätten das Vogelfutter sicher gut schlucken können: Georgio und Verra. Das Papageienpärchen gehört Jiri und Wladka aus Opawa/ Tschechien und reist in einem 1965er Mini Morris Van an. Als Vogel braucht man schließlich Platz. Klar, dass die Paradiesvögel in der Szene bereits bekannt sind. Das Vogel-Mensch-Mini-Quintett war schon auf vielen Treffen. Nur nicht in England. Die Einreisebestimmungen des Vereinigten Königreichs sind zu umständlich.

 

Der Durchgeknallteste

Zeit für einen neuen Schnitt Zeit für einen neuen Schnitt Neil aus Droitwich Spa/GB bezeichnet sich selbst als durchgeknallt und üblicherweise sollte man vor solchen Menschen Abstand halten. Haben wir aber nicht (wie das Foto beweist). Denn sonst hätten wir seine Geschichte verpasst. Und die geht so. Der 72-jährige ersteigerte vor anderthalb Jahren einen Mini Marcos, Baujahr 1978. Seitdem verging kein Tag, den er, ganz Rentner, nicht in den Umbau des Auto investierte. Über das Geld würden wir hier gern schweigen.

Brauchen wir aber nicht, weil Neil ein Pappschild sprechen lässt. Auf dem steht: Für einen Euro darf ihm jeder die Haare schneiden. Doch aus Spaß wird schnell Ernst. Denn das Geld sammelt er für karitative Zwecke. Klar, dass wir da, schnipp-schnapp, mitmachen. Der englische Paradiesvogel Der englische Paradiesvogel

 

Der Originalste

Milan mit seiner Rarität Milan mit seiner Rarität Einen echten Garagenschatz hat Milan aus Belgrad/Serbien gefunden. Seinen Leyland Mini Morris 1000 cc, Baujahr 1978, hat er vor drei Monaten vom Erstbesitzer erworben. Der Wagen stand 15 Jahre in einer Garage und hat gerade 22.000 Kilometer runter. Der Mini ist also ein echtes Original. Das sieht man am Dach, im Innenraum, an den Sitzbezügen und sogar die Aufkleber auf dem Motor sind noch die echten.

 

Der Unbezahlbarste

Mini Cooper 1996 Anniversary Edition Mini Cooper 1996 Anniversary Edition Aus selten wird meist teuer und aus teuer unbezahlbar. So ein Auto ist der Mini Cooper 1996 Anniversary Edition von Isidro aus Madrid/Spanien. Isidro ist Präsident des spanischen Mini Fan Clubs „Amigos del Mini“ und weil er als dieser sehr viel zu tun hat, schickte er Freunde mit seinem Mini zum Treffen. Rennfahrerlegende Aaltonen sollte sein Auto signieren. Dafür fährt ein Mini gern mal 2.500 Kilometer.

Damit ist der Wagen jetzt ein Einzelstück, dabei war er vorher schon selten. Er war einer von nur 200 exklusiv für den japanischen Markt produzierten Sondermodellen. Und weil Ruhm und Ehre nie genug sein können, schraubt einer an diesem Mini, der selbst ein Großer war. Antonio Albacete, spanischer Rennfahrer und mehrmaliger europäischer FIA-Truck-Racing-Champion. Tja, Leute muss man kennen…

 

Der Getunteste

Spax Fahrwerk und Flipfront Spax Fahrwerk und Flipfront Eine andere Form der Liebe zum Gefährt zeigt Peter aus dem österreichischen Ybbsitz. Er schraubt, bastelt ganz allein an seinem 1985er Austin Mini. Und das seit 2002. 15.000 Euro hat er schon investiert. Bittet man Peter, kurz die „wesentlichsten Veränderungen“ zu nennen, dann leuchten seine Augen auf und er findet bei der Aufzählung der „wesentlichen Änderungen“ kein Ende: Eine Hochhubkurbelwelle wurde von ihm verbaut, der Motor wurde von 1000 auf 1430 Kubik getunt, ein Spax-Fahrwerk, die Flipfront, die Zeemax-Verkleidung, die, die. Entschuldige, Peter, wir müssen dann mal.

 

Der Windigste

1965er Mini Moke von Jon Wilson 1965er Mini Moke von Jon Wilson Tuning ist bei Mini-Fans in. Das beweist der 1965er Mini Moke von Jon Wilson. Seit acht Jahren schraubt der Berliner an seinem offenen Moke. Und weil er so viel Zeit und Geld und Schweiss in das Auto investierte, ist der Wagen jetzt das doppelte Wert. Mindestens. Ein größerer Motor, neue Felgen, Bremsen, Stoßfänger aus Edelstahl, Go-Kart-Sitze, eine verkürzte Frontscheibe und eine Verdeck-Sonderanfertigung zählen hier also als Wertanlage. Dazu gehört noch ein getunter Wohnwagen. Doch den hat Jon Wilson leider diesmal zu Hause gelassen. Mit Geld spielt man schließlich nicht.

 

Der Wohnlichste

Das Reisemobil unter den Minis Das Reisemobil unter den Minis Keinen Wohnwagen, aber ein Zelt haben Thierry und Jasmine aus Gachnang/Schweiz immer dabei. Deren 1972er Mini 1275 GT ist eher ein Nutzfahrzeug denn ein Kultobjekt. Ein Auto zum Fahren, zum Reisen, zum Leben eben. Gekauft als Schnäppchen erfüllt der Mini nur seine Pflicht.

Seine auffällige Farbe ist Zufall – und die mangelnde Sorgfalt, mit der der Lack in Eigenregie aufgetragen wurde eher ein Missgeschick. Die beiden sind keine Mini-Fanatiker, sie fahren nur keine anderen Autos.

 

Der Süßeste

... und sein Besitzer Robert ... und sein Besitzer Robert Schokolade soll ja Kraftreserven freisetzen und davon brauchte Robert aus Antwerpen so einige. Mit seinem Mini Moke im Milka-Design, Baujahr 1968, fuhr er von Antwerpen zum Plattensee am Stück. Knapp 1.400 Kilometer, fast nur Autobahn. Man beachte dabei: Der Moke hat ein Verdeck, das eher Zierde als Regenschutz ist. Und geregnet hat es während der Reise fast nur. Tipps vom neuen Regenprofi Robert „Das Verdeck erst gar nicht hochklappen“. Stattdessen Cap auf den Kopf, Regencape, so bleibt man trockener. Man beachte die Pferdetränke Man beachte die Pferdetränke

Und wieso die Lila-Kuh-Optik? Weil Robert es gern landestypisch auf dem Auto mag. Das letzte Mini-Treffen fand in der Schweiz statt, zum Umlackieren auf die Optik einer ungarischen Marke blieb leider keine Zeit. Schöne Tröte: die umgebaute Pferdetränke am Kühlergrill. Das Ding hat Robert von einem Pferdestall abmontiert und als Hupe an seinem Moke angebaut… Tierisch, diese Idee!

 

Der Tierischste

So ein Mini ist tierisch groß So ein Mini ist tierisch groß Tierisch unterwegs sind Turhan und Marion aus Landau in der Pfalz. Ihr Hund Lea ist stets bei den Mini-Treffen dabei. Die Hündin beweist, dass auch im Mini viel Platz sein kann. Turhan und Marion haben ihren Mini Ima Van, Baujahr 1976, vor drei Jahren als „einen Haufen Schrott“ aus Portugal importiert und komplett aufgebaut. Bereits 10.000 Euro haben sie in das Fahrzeug investiert. Nur das Dach ist noch original, fast alles andere neu.

 

Der Familienfreundlichste

Die Familienkutsche Die Familienkutsche Dass Minis wahre Familienkutschen sein können, zeigt der Austin Mini Countryman von Stefan, Ulrike und Lena ganz wunderbar. Der 1968er Mini wurde von den Münchnern vor sieben Jahren aus England importiert und komplett restauriert. Seit 2008 lässt er sich fahren. Wie viel die Familie bis jetzt in das Auto investiert hat, weiß nur noch die Bank. Die freut es auch, dass das Fahrzeug – laut Gutachten – einen Wert von 12.000 Euro hat. Stefan, der Zwei-Meter-Mann, findet den Mini übrigens bequem. Zumindest fährt es sich bequemer, als es sich zerlegt. Das hat Stefan nämlich davor getan. Und es wieder zusammengebaut, geschweißt und lackiert.

 

Der Längste

Die Mini Stretchlimo Die Mini Stretchlimo Wer eine Familienkutsche fahren will, schafft sich vorher meist Kinder an. Der Raum will ja gefüllt sein. Diesem Umstand eilt bei Traditionalisten oftmals eine Hochzeit voraus. Hier kommt Wouter aus Amsterdam ins Spiel. 2001 plante er, seine Zukünftige zur Hochzeit mit einer Mini-Stretchlimo zu fahren. Dazu kaufte er vier Austin Mini 1000, Baujahr 1974, zum Preis von je 100 Euro. Totale Schrottautos also.

Aus dem Mini-Quartett schraubte er die Stretchlimo zusammen. Ca. 25.000 Euro hat Wouter bis heute in sein Vorhaben investiert. Ob es sich gelohnt hat? Nun ja, die Frau ist mittlerweile weg. Die Limo hat er aber noch – und eine neue Freundin, die sich gerne in dem guten Stück chauffieren lässt. Am Wochenende des IMM hat auch Wouters Freund, der Präsident des Mini Clubs Ungarn, geheiratet. Klar, dass Wouter das Brautpaar zum Altar gefahren hat.

 

Der Nagelneuste

Der New MINI ist natürlich auch vor Ort Der New MINI ist natürlich auch vor Ort 90 Prozent der Fahrzeuge auf dem IMM 2012 sind Ur-Minis. Doch von Jahr zu Jahr wird der New MINI mehr akzeptiert, integriert und von den Fans der klassischen Minis liebgewonnen. Diese Erfahrung macht auch Katabezeg aus Budapest/Ungarn, für die das IMM 2012 quasi ein Heimspiel ist. Ihr Cooper S Cabrio, Baujahr 2005, hat sie 2007 als Gebrauchtwagen gekauft. Warum hat sie den neuen gekauft und nicht den alten? „Die alten Minis sind wunderschön“, sagt Katabezeg „aber ich brauche den Mini für den Alltag.

Die alten erfordern doch mehr Pflege und Aufmerksamkeit, als man manchmal Zeit dafür übrig hat.“ Katabezeg ist zum zweiten Mal auf einem IMM - und sie kommt sicher wieder. „Die Leute nehmen mich absolut herzlich auf und sind total freundlich.“ Dem können wir uns nur anschließen. Es war ein toller Tag mit tollen Leuten und tollen Autos. Wir kommen wieder! Vielleicht schon 2013 nach Italien…

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