Wenn wir auf der Straße Motorräder aus unserer Kindheit entdecken, dann hören wir das Blubbern ihrer Motoren - und eine Sehnsucht überschwemmt den Geist.
Köln - Alte Motorräder faszinieren. Doch alte Gäule fahren sich manchmal genau so, wie sie aussehen. Neue, junge Gäule, die alt aussehen, heißen Thruxton, Scrambler oder Bonneville. Und fahren wie der Wind. Die Ur-Bonneville Der Motor der T110 musste dazu gründlich überarbeitet werden. Er erhielt eine neue einteilige, geschmiedete Kurbelwelle, die der auf 50 PS gewachsenen Leistung standhalten konnte. Der daraus entwickelte T120-Motor wurde im September 1955 auf dem Bonneville-Salzsee in Utah in einer stromlinienförmig verkleideten Maschine getestet. Dabei stellte der Testfahrer Johnny Allen einen neuen Motorrad-Weltrekord mit rund 345 km/h auf, der zu dem Modellnamen Bonneville führte. Das Motorrad wurde in verschiedenen Entwicklungsstufen bis 1980 im alten Triumph-Werk in Meriden gebaut. Die NeueHeute kommt die Bonneville aus dem Werk in Thailand. Von den verschiedenen Modellen ähnelt die Bonneville T100 mit ihrer klassischen Zweifarblackierung und den Speichenrädern am meisten der Ur-Bonneville. Hinzu kommen Faltenbälge an den Gabelrohren und sich nach hinten verjüngende Schalldämpfer. Ihr Reihen-Zweizylinder leistet 68 PS bei 7.400 Touren, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h, der Preis bei rund 9.000 Euro. Auch Honda kann Retro Trotz des Klassik-Looks ist das Bike von vorn bis hinten eine moderne Konstruktion mit Antiblockiersystem und Kombibremse mit zwei Bremsscheiben. Eine elektronische Einspritzung und ein geregelter Katalysator sind ebenfalls mit an Bord. Unter dem Tank arbeitet ein Reihen-Vierzylinder mit 1.140 Kubik Hubraum, der 90 PS und 93 Newtonmeter leistet. Die CB 1100 ist trotz ihres Gewichts von 248 Kilo sehr handlich. Der hohe Lenker und die recht tief angeordneten Fußrasten sorgen für eine sehr aufrechte, bequeme Sitzposition. Der Traum von einer Honda kostet knapp 11.000 Euro. Allerdings müssen Fans lange Wartezeiten in Kauf nehmen, denn die 600 für Deutschland geplanten Einheiten sind in diesem Jahr bereits verkauft. Kawasaki W 800Schon etwas länger auf dem deutschen Markt ist die Kawasaki W 800. Die japanische Schönheit erschien 2011 als Nachfolgemodell der W 650. Ihr Design ist stark an englische Motorräder der 1960er-Jahre angelehnt, etwa an das der BSA A7 oder eben der Triumph Bonneville. Das „W“ in der Modellbezeichnung nimmt Bezug auf die Modelle W 1, W 2, W 3 und W 650 von Kawasaki, die ab 1966 gebaut wurden und sich damals an englischen Motorrädern orientierten. Auch die W 800 glänzt mit liebevollen Details und hervorragendem Finish. Auffälligstes Merkmal: die Königswelle, welche die Nockenwelle antreibt. Optisches Highlight ist der Tank mit den seitlich angebrachten Kniepads und den aufgeschraubten Emblemen. Dazu passt auch die nostalgische Sitzposition. Aufrecht mit entspanntem Kniewinkel auf einer bequemen Bank. Knieschluss gab es früher keinen, dafür stoßen sich Langbeinige auch an keiner Einbuchtung im Tank die Knochen. Der auf 773 Kubikzentimeter aufgebohrte Motor der W 650 leistet 48 PS und bringt ein Drehmoment von 62 Newtonmeter auf die Straße – das reicht für 170 km/h Topspeed. Mit einem Preis von rund 8.300 Euro liegt sie in etwa auf dem gleichen Level wie die Konkurrenz. Ein wenig Klassik aus Italien 2008 stellte Moto Guzzi die V7 Classic vor. Die 750er fand schnell Anklang unter den Motorradfahrern. Also wurden auf Basis dieser Maschine weitere Modelle kreiert. Die aktuelle V7-Baureihe umfasst die Modelle V7 Stone, V7 Special und V7 Racer. Die Stone ist das Einsteigermodell für 7.700 Euro. Als einzige der drei V7 verfügt sie über Gussräder, die sehr leicht sein sollen. Die V7 Special erkennt man an der Zweitonlackierung in Weiß/Rot oder Gelb/Schwarz. Außerdem rollt das Modell auf klassischen Drahtspeichenrädern mit polierten Alufelgen. Der Aufpreis gegenüber der Stone beträgt moderate 500 Euro. Den sportlich orientierten Fahrer soll die V7 Racer ansprechen. Anstelle des halbhohen Lenkers sorgen flache Stummel und zurückverlegte Fußrasten für eine sportliche, aber nicht extreme Sitzposition. Dazu überzeugt die Optik im Stil klassischer Café Racer mit verchromtem Tank und gebürstetem Aluminium. Der rot lackierte Rahmen erinnert an die erste V7 Sport. Für die Maschine muss das Bankkonto um 9.690 Euro erleichtert werden. Fazit: Nicht alles, was nach Retro aussieht, muss schon viele Jahre über Schotter und Stein gerollt sein. Und nicht alles, was alt aussieht, muss auch alte Technik unter der Verkleidung haben. Der Retro-Trend bringt das Beste aus zwei Welten zusammen: klassisches Design und moderne Technik. Quelle: SP-X |
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