Der neue Nissan Note ist kürzer als der Weg zur Haustür, bietet aber mehr Platz als mancher Kompakt-Kombi. Erste Ausfahrt mit dem Spar- und Raumwunder auf Micra-Basis.
Wien - Es ist eng da, im Spalt zwischen Sitz und B-Säule. Meine Hand tastet nach der Lehnenverstellung. Ein kleiner Plastikhebel mit Federmechanismus, der einem die Lehne erst mal ins Kreuz haut. Wer hat eigentlich wann beschlossen, dass der gute alte Drehgriff ausgedient hat? Das war es schon, das einzig Enge am neuen Nissan Note. Wir reden oft von Raumgefühl, aber was bedeutet das eigentlich? Im Idealfall die Abwesenheit von Enge. An Knie, Kopf, Ellenbogen und Co. wollen wir Platz haben. Das klappt in einem Kleinwagen selten. Wenn vorne ein Großer sitzt, passt meistens nur ein Kleiner dahinter. Wenn hinten zwei Erwachsene sitzen, passt niemand mehr dazwischen. Kennt jeder. Umso erstaunlicher, was Nissan im neuen Note geleistet hat. Der Note ist ein RaumwunderIn Zahlen: Kniefreiheit hinten 64 Zentimeter, das liegt auf Oberklasseniveau. Gefühlt sitzt es sich hier besser als auf einer Bahnfahrt zweiter Klasse. Trotzdem gibt es dahinter noch einen Kofferraum mit mindestens 325 Litern. Und wenn mal eine Tasche mehr mit muss, geben die Passagiere vielleicht ein paar Zentimeter ab. Die verschiebbare Sitzbank schafft bis zu zusätzliche 86 Liter, leider nur gegen Aufpreis. Vorn, inmitten einer nüchtern-robusten Hartplastiklandschaft, erfreuen schön übersichtliche Rundinstrumente das Auge, etwas weiter rechts liegt das Nissan-bekannte kreisrunde Klimagerät inmitten der unvermeidlichen Klavierlackblende. Spar Dich blauWir fahren den Kompressor-Benziner DIG-S. Ein Druck auf den Startknopf und ein Vibrieren informiert: Der 1,2-Liter-Dreizylinder ist erwacht. Schaltung, Kupplung und Lenkung lassen sich weich und flüssig bewegen, vielleicht einen Tick zu weich. Auch bei der Fahrt bleibt der Motor sehr leise. Ja, er klingt wie ein Dreizylinder - das aber so leise wie möglich. Im Prospekt ist jedes Auto, auch dieses, sparsamer als alle anderen. Und grüner als Butterblumen - die sind ja schließlich gelb. Aber hoppla: Der Durchschnittsverbrauch pendelt sich bei asketischen 4,9 Litern auf 100 Kilometer laut Bordcomputer ein. Der Note spart also nicht nur auf dem Papier, sondern auch beim Tanken. Leider gibt es das nicht umsonst. Diesen Motor schnürt ein sehr lang übersetztes Fünfganggetriebe in ein enges Drehzahl-Korsett. Das fährt sich müde und zäh. Der 1,5-Liter-Diesel erlaubt dank seines Drehmomentvorteils mehr Fahrfreude, und benötigte auf unserer Testrunde 4,3 Liter auf 100 Kilometer. Ein schön geschnürtes Korsett hat auf manche seinen Reiz, und Sparfüchse mögen es - spätestens beim Tankwart - eventuell noch etwas enger. Der Öko-Modus schlingt auf Knopfdruck noch engere Schlaufen um die Leistungsentfaltung - und taucht die Armaturen in ein hübsches Blau. Sicherheitsschild: Anti-Unfall-TrioNissan möchte in Europa an Toyota vorbeiziehen. Dafür brauchte der Note mehr Technik-Appeal, und kommt deshalb (optional) mit einem Assistenten-Paket. Der „Safety Shield“, so nennen die Japaner das Paket, umfasst einen Spurhalte-Assistenten, einen Totwinkel-Warner und bis 8 km/h auch einen Bewegungsmelder. Hinzu kommt eine praktische Rundum-Kamera als Einparkhilfe, und die Rückfahrkamera kann sich sogar selbst reinigen. Beides eine tolle Idee und bei Nissan erstmals in einem Kleinwagen käuflich. Leider reagiert der Spurhalteassistent, der sich nur auf die hintere Kamera stützt, sehr spät. Auf schmalen Landstraßen kann das auch bedeuten: zu spät. Auf den ersten Blick günstigDer neue Nissan Note will sich als Bester aus zwei Welten durchsetzen – etwas schlanker und schicker als ein Van, deutlich geräumiger, aber nicht viel größer als ein Kleinwagen. Seine starken Momente hat Nissans Neuer beim Raumangebot und beim Verbrauch – ein Auto für Vernunftmenschen, die es bequem mögen. Das Preisschild liefert ihm ein weiteres Argument. Der Einstandspreis von 13.990 Euro sortiert den Note gut 1.000 Euro unter dem Toyota Verso S und sogar fast 2.000 Euro unter dem Ford B-Max ein. Sonderangebote nicht mitgezählt. Die Preisliste entlarvt das vermeintliche Schnäppchen: In der Basis steht der Note nackt an der Ampel. Klimaanlage und Radio kosten 1.600 Euro Aufpreis, Assistenzsysteme sind nicht lieferbar, der Kompressor-Motor wird erst ab der mittleren Ausstattung angeboten. Die meisten Käufer werden deshalb zur Acenta-Ausstattung greifen. Technische Daten: Nissan NoteDer Einfachste: Nissan Note 1.2 Visia (DIG-S: Kompressorvariante)
Der Diesel: Nissan Note 1.5 dCi
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