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VW Polo R WRC: Fahrbericht - Dieser Polo sprintet wie ein GTI

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Eigentlich ist der Polo in der WRC die Macht. Am Auto lag der Ausfall nach einem Crash in Trier jedenfalls nicht. Wir fuhren das Homologationsmodell.

2.500 Exemplare des Polo WRC musste VW bauen, damit die FIA den Wagen für die WRC zulässt. Wir fuhren eines der Modelle 2.500 Exemplare des Polo WRC musste VW bauen, damit die FIA den Wagen für die WRC zulässt. Wir fuhren eines der Modelle Quelle: VW

Trier - Wie ärgert man Sportwagen-Fahrer am besten? Indem man mit einem Kleinwagen an der Stoßstange schnüffelt. Ganz dicht. Linke Spur, jenseits der 220 km/h. Da hat VW jetzt genau das Richtige im Programm. Den Polo R WRC.

Mit dem Sondermodell wollen die Wolfsburger vor allem junge Rallye-Fans anfüttern, die auf ultrapotente Kleinwagen stehen: der Polo hat den 2,0-Liter-Benziner des Golf GTI unter der Haube. Der Vierzylinder-Turbo leistet 220 PS und lässt sportliche Kompakte am langen Arm verhungern.

Das Aussehen bleibt verhältnismäßig schlicht. Die Aufkleber wirken ein wenig 80er Das Aussehen bleibt verhältnismäßig schlicht. Die Aufkleber wirken ein wenig 80er Aus bedingungsloser Liebe zu den Kunden baute VW das Auto allerdings nicht. Laut Reglement der FIA muss das Basisauto, von dem der WRC-Rennwagen abstammt, mindestens 2.500 Mal gebaut werden. Das übernimmt der VW-Haustuner R GmbH.

Schüchternes Rallye-Ass

Von außen wirkt der dreitürige Polo beinahe unscheinbar. Ein paar Aufkleber, Dachspoiler, große Räder. Das war`s. Der erste Blick in den Innenraum bleibt auch ernüchternd: viel Kunststoff, ein bisschen Alcantara an den Sitzen und ein paar WRC-Logos. Nur das abgeflachte Lenkrad mit Mittenmarkierung erinnert an Pistengaudi.

Die große, weite Rallyewelt sieht anders aus. Irgendwie wünscht man sich ein bisschen Abenteuer in die Kiste. Alu, Edelstahl oder ein paar Lagen Carbon würden ja schon reichen. Auch wunderbar unpraktische Vierpunkt-Gurte oder richtige Rennsitze würden dem Auto gut stehen. Also irgendwas, das nach Racer oder Rallye aussieht und nicht nach Einkaufswagen.

Erst beim zweiten Blick fallen einige Besonderheiten auf: der Tacho geht bis 280 km/h. Der rote Bereich des Drehzahlmessers endet erst kurz vor 7.000 Touren. Das verspricht einiges. Vielleicht ist der Niedersachse ja ein Schläfer? Einer, der lange zurückhaltend wartet, bis er plötzlich unvermittelt zuschlägt.

Im Innenraum fällt zunächst nur das sehr sportliche Lenkrad auf Im Innenraum fällt zunächst nur das sehr sportliche Lenkrad auf

Lieber zweimal hinsehen

Schlagen die 350 Newtonmeter Drehmoment des Vierzylinders zu, leben die 215/35-R18-Reifen gefährlich. Erster und zweiter Gang durchgerissen - nach 6,4 Sekunden klettert die Tachonadel über die 100er-Marke. Mit festem Griff um das Alcantara-Lenkrad lässt sich der Polo über kleine, enge Weinbergsträßchen zirkeln. Die Traktion ist auch bei feuchtem Untergrund gut, die Kontrolle springt nur selten zur Hilfe bei.

Wie den Rennwagen der Rallye-Profis Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala gibt es das Serienauto nur mit manuellem Getriebe – auch wenn es nicht sequentiell schaltet. Hobbypiloten dürfte das aber nicht weiter stören: die Schaltgassen sind exakt gearbeitet und das Wechseln sorgt für gute Durchblutung im ganzen Körper. Einmal auf der Autobahn, will der Polo auf die linke Spur und den Großen zeigen, wo der Auspuff hängt.

Auf den kleinen Bergstraßen um Trier beweist der Polo Handling-Qualitäten Auf den kleinen Bergstraßen um Trier beweist der Polo Handling-Qualitäten

Der R WRC kostet so viel wie drei Basis-Polo

Sechster Gang, voll ausgedreht und der Tacho zeigt 243 km/h. Damit ist der 1.324 Kilogramm schwere WRC 14 km/h schneller als der Polo GTI. Und rund 50 km/h zügiger als ein echter WRC-Racer. Gegen den 500.000 Euro teuren Rennwagen wirkt das Sondermodell für 33.900 Euro fast wie ein Schnäppchen.

Oder auch nicht: für den Preis gibt es auch drei (langweilige) Basismodelle. Aber wer unbedingt einen Spar-Marathon fahren will, ist mit der Taschenrakete eh schlecht beraten. Bei Salsa-tanzenden Füßen auf den Pedalen steigt der angegebene Durchschnittsverbrauch von 7,5 Litern schnell auf rund 10 Liter pro 100 Kilometer. Ein Witz im Vergleich zu den Rennwagen. Die verbrauchen 0,6 Liter – auf einen Kilometer Renndistanz.

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