Eingefleischte Porsche-Fans dürften nicht viel übrig haben für den Macan, ein SUV und das auch noch auf Audi-Basis. Ist der Mini-Cayenne noch ein Porsche? Eine Testfahrt.
Leipzig – Ein reiner Sportwagenhersteller ist Porsche schon lange nicht mehr. Nach Cayenne und Panamera folgt nun die dritte Baureihe abseits der Sportwagen-Tradition: der Macan. Im ersten Moment ist alles, wie gehabt: Markentypisch findet der Zündschlüssel sein Gegenstück links vom Sportlenkrad. Rechts vom Fahrer befindet sich die unvermeidliche ansteigende Mittelkonsole mit ihren vielen Knöpfen. So weit so gut. Der Diesel lastet auf der VorderachseDoch wie viel Porsche haben die Ingenieure der Audi-Q5-Plattform entlockt? Das wollen wir bei einer Testfahrt herausfinden. Mit dem 258 PS starken 3,0-Liter-V6-Turbodiesel reagiert der Macan zunächst nur wie ein normales, gut motorisiertes SUV. Mit dem optional erhältlichen elektronisch geregelten Dämpfersystem (PASM) für rund 1.150 Euro extra sieht das schon anders aus: Denn der Schalter „Sport Plus“ hält, was seine Aufschrift verspricht. Nur in schnell gefahrenen Kurven kann der Macan das Diesel-Mehrgewicht auf der Vorderachse nicht verbergen. Schnell quietschen die Reifen, auch wenn der Grenzbereich noch fern ist und das ESP noch tief schläft. Zwei Benziner zum StartDas geht auch anders. Und zwar mit den Benzinern. Zunächst wird der Macan mit zwei Ottomotoren angeboten. Beide haben einen Turbo, auch wenn nur der größere so heißt. Beim Macan S beatmet er einen ziemlich leisen 3,0-Liter-V6 mit 340 PS. Weit weniger zurückhaltend ist der Antrieb in Sachen Beschleunigung (0-100 km/h: 5,4 s) und Höchstgeschwindigkeit (254 km/h). Und auch in der Kurve bereitet der Benziner mehr Freude als der Diesel. Mit dem 400 PS starken Turbo ist der Macan natürlich noch ein wenig flotter unterwegs. Doch mal ehrlich: Wer kann im Alltag schon 266 km/h fahren oder in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen? So oder so werden sich hierzulande die meisten Käufer für einen Diesel entscheiden. Und Spaß macht der Macan ganz unabhängig vom Motor. Das liegt vor allem an der niedrigen Sitzposition, die immerhin sieben Zentimeter unter der des Cayenne liegt. Allrad für alleAlle Macan verfügen über den Porsche-eigenen Allradantrieb und haben das Doppelkupplungsgetriebe PDK an Bord. Eine Handschaltung, die für viele nach wie vor zum Porschefahren dazugehört, wird es in Verbindung mit diesen drei Motoren nicht geben. Sie kommt vielleicht später, wenn es eine Version mit Vierzylinder geben wird. Die ist eigentlich beschlossene Sache, doch bislang sträubt sich Porsche noch, das offen zu sagen. Quelle: Porsche Immerhin: Porsche-Chef Müller sprach bereits von einem GTS, der beim Cayenne zwischen S und Turbo angesiedelt ist, im Macan also zum Beispiel 380 PS haben könnte. Wer Porsche kennt, weiß, dass so oder so noch einige Derivate folgen werden. Der Baureihenleiter Hans-Jürgen Wöhler spricht nicht gerne über die Verwandtschaft zwischen Audi Q5 und Macan. Und wenn, dann betont er vor allem, dass zwei Drittel aller Teile angepasst wurden oder völlig neu sind. Zumindest von außen ist der Macan sofort als Porsche zu erkennen. Besonders auffällig an der Front ist die in den Kotflügel gezogene Motorhaube, die auch die Scheinwerfer umringt. Eine produktionstechnisch aufwändige Lösung, durch die die Motorhaube aber komplett fugenlos wirkt. Zur rechten ZeitWenn der Macan Anfang April für mindestens 57.930 Euro auf den deutschen Markt kommt, dann ist das nach Ansicht von Porsche-Vorstandschef Matthias Müller das „richtige Modell zur richtigen Zeit“. Im schnell wachsenden SUV-Markt soll der Macan mindestens so erfolgreich werden wie der Cayenne eine Klasse darüber. Zunächst baut Porsche 50.000 Macan pro Jahr – das sind deutlich weniger als beim Cayenne. Doch schon heute weisen die Schwaben darauf hin, dass die Produktion bei Bedarf nach oben angepasst werden kann. Wir wetten darauf, dass in zwei Jahren das neue Mittelklasse-SUV der weltweit meistverkaufte Porsche sein wird. Technische Daten: Porsche MacanDer Diesel
Der Macan S
Der Turbo
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