Pick-ups sind die Maultiere unter den Autos: zäh, ausdauernd, praktisch. Der Amarok V6 wird jedoch "lifestyliger". Ist er deshalb weich geworden? Erste Fahrt.
Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge München – Schmutzig sieht er einfach besser aus. Spritzwasser auf der Scheibe, Schlamm in den Radläufen, Matsch auf dem Gummi: alles selbst verdient. Eckhard Scholz, Vorstand von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) fragt, wer denn sein schönes Auto so dreckig gemacht habe. Wir kontern: Klarlack drauf, fertig. Denn hinter hübschem Leder und modernem Infotainment steckt im Amarok noch immer ein robustes Nutzfahrzeug. Klar, Lifestyle wird wichtiger, sogar im Pick-up-Segment. Der Amarok konkurriert mit SUV. Deshalb hat die Nutzfahrzeuge-Tochter von VW ihn jetzt modernisiert. Zum Facelift wird er hübscher und bekommt mehr Technik. Die Start-Edition rollt auf 20-Zöllern, Navi und orthopädische Sitze mit Leder-Bezügen sind serienmäßig. Gegen Aufpreis gibt es matten Lack. Für alle, die gern so tun, als ob. Dabei kann der Amarok tatsächlich: einpacken. Was ein Pick-up eben können muss. Er baut weiter auf einem Leiterrahmen mit Blattfedern an der Hinterachse auf. Baukasten-Strategie? Passt nicht zum Amarok. Geschaltet wird entweder mit der schwieligen Hand, dann ist die Untersetzung optional und der Allradantrieb zuschaltbar. Oder man lässt die Automatik mit kurzem ersten Gang die Arbeit machen. Dann treibt der Pick-up permanent alle vier Räder an. VWN verspricht bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast. Mit einer Tonne Ladung soll der Amarok bis zu 100 Prozent Steigung hinaufklettern. Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Der neue Amarok wird mit V6-Motor souveränerEiniges davon konnte er schon vorher. Jetzt kommt Souveränität hinzu. Die Vierzylinder fliegen raus, dafür wird ein Sechszylinder von Audi eingebaut. Er wurde vor allem auf „Robustheit und Langlebigkeit“ optimiert, sagt Scholz. Dafür hat er neue Zylinderköpfe, Kolben und eine größere Ölwanne bekommen. Drei Leistungsstufen stehen zur Verfügung. In der Basisversion leistet der VW Amarok 163 PS, die stärkeren Varianten kommen auf 204 und 224 PS. Die Homologation ist noch nicht abgeschlossen, Details gibt es deshalb nur zum Top-Motor. 550 Newtonmeter Drehmoment nennt VWN, 130 Newtonmeter mehr als beim stärksten Vierzylinder. Die sind jetzt bitter nötig, der Amarok geht ins Gelände. Ohne schwere Ladung im Heck, dafür aber mit steilem Hang vorm Bug. 45 Grad bergauf, laut Datenblatt kein Problem für den Amarok. Trotzdem ein riesiges Hindernis, zumindest mental. Der Pick-up schmunzelt müde und rollt entspannt den Hügel hinauf, im ersten Gang bei ruhigen 2.000 Touren. Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Amarok V6 mit Sperrdifferenzial für hintenDer Offroad-Modus hilft. Bergauf und bergab. Die Software bremst bei Hangabfahrten automatisch und verhindert auf dem Weg nach oben das Zurückrollen. Das Mittendifferenzial des Allradantriebs verteilt die Antriebskraft gleichmäßig. Zusätzlich bietet VWN ein Sperrdifferenzial für die Hinterachse an. Wir nutzen es nur beim Querverschränkungstest, wenn nur noch ein Hinterrad am Boden ist und das andere in der Luft. Für Rahmen und Karosserie ist all das keine Belastung. Der Amarok bleibt stoisch, steif und verwindet sich nicht merklich. Nichts knarzt oder knirscht. Für den Ausflug ins Gelände empfiehlt VWN allerdings kleine Felgen. Unser Testwagen trug 18-Zöller mit Geländereifen. Für die Straße empfiehlt sich die Lifestyle-Edition. Hier treibt der Top-Motor 20-Zoll-Räder an. Der V6 nimmt sich einen Moment Zeit, um Ladedruck aufzubauen. Seine Abgaskrümmer sitzen außen an den Zylinderköpfen, der Turbo hinter dem Motor. Steht der Druck, schiebt der Diesel kräftig an. Unter Last knurrt er hörbar, bei gleichmäßigem Tempo flüstert er in die Dämmung. Quelle: Volkswagen Nutzfahrzeuge Normverbrauch von 7,6 Litern für den VW AmarokVWN gibt einen (vorläufigen) NEFZ-Verbrauch von 7,6 Litern pro 100 Kilometer an. Das klappt locker, wenn man den Amarok sanft rollen lässt. Bei normalem Fahrstil pendelte sich der Durst des Amarok bei knapp zehn Litern ein. Beschleunigungswerte nennt VWN noch nicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt beim Top-Modell bei 193 km/h. Mit sperrigen Aufbauten oder optionalen Lampen auf dem Dach sinkt das Tempo. Zusätzliche Fernlichter verwirbeln die Luft, das Flattern kommt akustisch im Innenraum an. Details, die den Amarok als Nutzfahrzeug identifizieren. Sein Fahrwerk federt etwas straffer als das von großen SUV, auf der Rückbank gibt es weniger Platz. Dafür passt eine Euro-Palette auf die Ladefläche. Der überarbeitete Amarok startet im September 2016, zunächst nur mit dem stärksten Motor und der Ausstattungslinie Aventura. Dann kostet er 55.365 Euro. Im 2. Quartal 2017 folgt die Basisversion mit Doppelkabine und 163 PS für 30.607 Euro – 1.119 Euro mehr als das alte Einstiegsmodell (140 PS) mit gleicher Karosserie. Nicht zu viel für 23 Zusatz-PS - und zwei Extra-Zylinder. Technische Daten VW Amarok V6
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