Frankfurt – Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrer Montagsausgabe berichtet, wollen Vertreter der Bundesregierung heute in Brüssel der EU-Ratspräsidentschaft ihre Vorschläge für künftige Kohlendioxid-Regulierungen vorlegen. Dem Bericht zufolge sind die unterbreiteten Vorschläge, die den CO2-Flottenausstoß ab 2020 regeln sollen, ein Geschenk an die Hersteller luxuriöser Schwergewichte.
Die neuen Richtlinien gehen auf frühere Forderungen des deutschen Verbands der Automobilindustrie (VDA) zurück. Demnach soll über Grenzwerte für das Jahr 2025 frühestens ab 2017 beraten werden. Ein Aufschub, den die Autoindustrie zwar forderte, den die Politik aber hätte einbremsen müssen.
Schwerer wiegt, dass den Herstellern mit den vorgelegten Regeln ein Hintertürchen eingeräumt werden soll. So müssen die Autobauer nicht zwingend den ab 2020 von der EU geplanten durchschnittlichen CO2-Ausstoß bei Neufahrzeugen von 95 Gramm CO2 pro Kilometer einhalten.
CO2-Mogelei mit Supercredits
Geht es nach der Industrie und der Bundesregierung, können ab 2016 mit emissionsarmen Fahrzeugen wie Elektroautos Bonuspunkte gesammelt werden. Diese Fahrzeuge sollen dem Flottendurchschnitt mit dem Faktor drei als sogenannter „Supercredit“ angerechnet werden. Danach soll der Faktor jedes Jahr um 0,5 Punkte abgesenkt werden. Den Herstellern wird es so einfacher gemacht, den CO2-Ausstoß schwerer Luxuskarossen mit emissionsarmen Fahrzeugen aufzuwiegen. Die Top Ten der Hersteller mit dem geringsten CO2-Ausstoß. Quelle: spotpress
Hinzu kommt, dass die Hersteller die Punkte auf ihrem Bonusheft von 2016 an sammeln können und erst pünktlich mit den härteren Regularien ab 2020 einlösen dürfen. Laut FAZ würde das Ziel für 2020 von 95 Gramm pro Kilometer so auf rund 105 Gramm verfälscht.
Besonders freuen würde das Marken wie BMW, Daimler, Audi und VW. 2012 schaffte es nicht eine große deutsche Marke in die Top Ten der Autobauer mit dem geringsten CO2-Ausstoß. Nur Smart kann hier punkten. Beste deutsche Großserienmarke mit dem niedrigsten Ausstoß war hier Ford mit durchschnittlich 138,1 g/km. Für die Kölner reicht das dennoch nur für Platz elf. Unter den ersten Zehn finden sich dagegen südeuropäische Hersteller kleinerer Automobile: Peugeot, Citroen, Fiat, Seat. Und natürlich Toyota. Wie weit Wunsch und Wirklichkeit in dieser Öko-Diskussion auseinanderklaffen, zeigt der durchschnittliche CO2-Ausstoß: Der liegt bei einem Neufahrzeug im Jahr 2012 bei 141,8 g/km.
Auch die EU-Kommission für Supercredits
Die Vertreter der Bunderegierung begrüßen den Vorschlag. Er verbinde schließlich das Absenken des CO2-Ausstoßes mit der Förderung der schwächelnden Elektromobilität. In Europa herrscht dagegen eine andere Stimmung. Die südeuropäischen Autohersteller pochen seit Jahren auf eine schnellere Umsetzung strengerer CO2-Richtwerte. Auch weil Fiat, Alfa, Renault und Fahrzeuge aus dem PSA-Konzern deutlich geringere Flottenverbräuche aufweisen. Das liegt nicht an dem technologischen Vorsprung, sondern daran, dass die Südeuropäer kaum Luxuslimousinen in nennenswerten Stückzahlen verkaufen.
Deutsche EU-Delegierte freuen sich dagegen über den heimischen Vorstoß: "Wir fordern einen ambitionierteren Ansatz bei der Förderung von Elektromobilität. Wir wollen, dass es für Hersteller umso attraktiver wird, je früher sie Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen." Ziel sei es, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland auf die Straße zu bringen.
Immerhin in dem Bereich ticken EU-Kommission und deutsche Regierung gleich. Auch die Europäer wollen grünen Fahrzeugen ab 2020 mehr Gewicht geben. Darauf zielt die Förderung mit den Supercredits. Allerdings sollen klimafreundliche Autos nur mit dem Faktor 1,3 in die Flottenstatistik einfließen.
Quelle: MOTOR-TALK, DAPD, FAZ