Dieses Musclecar ist einfach geil: Der Dodge Challenger Hellcat donnert laut, säuft, rennt und steht für blecherne Unvernunft. In den USA hatten wir die Chance zum Test.
Las Vegas – Hell yeah, der Hellcat! Das Gröbste, was bei Fiat-Chrysler parkt. Wenn Arroganz glänzen kann, dann auf diesen fünf Metern. Mit Kompressor-beatmeter Power aus 6,2 Litern Hubraum. 717 PS und 881 Newtonmeter. Zu viel Motor für ein Straßenauto. Ein Macho mit Mundgeruch, hineingepresst in eine Zweitürer-Karosserie mit US-Understatement. SRT Hellcat: 6,2-Liter-Kompressor-V8 mit 717 PSDie braucht der Hellcat, denn er atmet tiefer ein als die kleineren Challenger. Sein 2,4-Liter-Kompressor saugt die Luft durch Sammler in den inneren Scheinwerfern und drückt sie mit bis zu 0,8 bar in den Ansaugtrakt. Vier Kühler temperieren Wasser, Öl, Ladeluft und Klima-Kältemittel. Der V8 basiert auf dem 6,4-Liter-Hemi („Apache“, 532 PS) von Dodge. Technisch handelt es sich um einen weitestgehend neuen Motor. Dem Graugussblock fehlt die Zylinderabschaltung, dafür bekommt er diverse Verstärkungen, natriumgefüllte Auslassventile, stabilere Kolben und eine Verdichtung von 9,5:1. Die Bohrung bleibt bei 103,9 Millimetern, der Hub sinkt auf 90,9 Millimeter. Das macht 6.166 Kubikzentimeter Hubraum und mehr Power, als der Serien-Antriebsstrang aushält. Laut, durstig und extrem unvernünftigViele Zahlen und Fachbegriffe, die alle nur eines bedeuten: Dodge presst so viel Power wie möglich in ein Chassis, das von einer alten Mercedes E-Klasse stammt. Alle Teile hinter dem Motor sorgen dafür, dass ein überraschend großer Teil der Kraft tatsächlich auf der Straße ankommt. Zumindest, solange man das Gaspedal respektvoll oder laut Prüfstandsprotokoll behandelt. Die US-Umweltbehörde hat in diesem Zustand einen Verbrauch von 14,7 Litern pro 100 Kilometer (16 miles per gallon) gemessen. Tatsächlich macht im Hellcat selbst eine ruhige Fahrt Spaß. Der V8 bollert so laut, dass Prius-Missionare kaum dagegen anbrüllen könnten. Zwei Fächerkrümmer blasen die Abgase in „Straight Pipes“. Übersetzt: Schalldämpfer sind nur pro forma vorhanden und lassen sich über elektrisch angesteuerte Klappen umgehen. Die Verrohrung misst sieben Zentimeter (2,75 Zoll) Durchmesser. Deutsche Importeure drosseln den Sound mit schlankeren Anlagen auf ein TÜV-taugliches Niveau. Ein Musclecar wie es sein mussDer Hellcat ist Michael Douglas, der in „Falling Down“ ausrastet. Er ist Chris Evans, den die US-Armee zu „Captain America“ gemacht hat. Er ist der einzige Raucher in der Kneipe und der starke Mann, der beim Umzug alles für Dich trägt. Held und Antiheld der Autoindustrie. Er wächst, während alle schrumpfen, säuft das Fass aus, obwohl die anderen noch nüchtern sind. Umweltpolitisch inakzeptabel und unnütz, aber manchmal eben genau das Richtige und einzigartig. Ohne erfundenes Öko-Image konzentriert sich der Hellcat auf seine beiden Kernkompetenzen: laut und schnell fahren. Dodge verspricht eine Viertelmeilen-Zeit von 10,8 Sekunden mit straßen-zugelassenen Semi-Slicks. Auf Serienreifen rast er 0,4 Sekunden langsamer. Mit Launch Control und Vollgas schafft das wirklich jeder. Kein Hellcat in DeutschlandNatürlich ist der Challenger Hellcat nicht auf unser Empfinden abgestimmt. Innen ist er eng, die Kofferraumöffnung ist zu klein, die Sitzflächen sind zu hoch und im toten Winkel verschwinden ganze Staus. Dafür fängt das adaptive Fahrwerk das Gewicht sehr gut ab und bietet eine breite Spreizung zwischen Komfort und Sport. Fahrwerk, Bremsen und Lenkung können mit der Leistung umgehen. Ein freizügig abgestimmtes ESP lässt dem Hintern immer ein paar Zoll Spielraum. Ohne Elektronik rutscht das Heck noch bei Tempo 100. Nach Deutschland kommt der Hellcat auf offiziellem Wege nicht. Mopar-Chef Pietro Gorlier erklärte im Gespräch mit MOTOR-TALK, dass die Kapazitäten kaum für den US-Markt ausreichen. Das 2015er-Modell war in den USA schneller ausverkauft als warme Cronuts in New York. Bleibt nur ein Importeur. Dort kostet der Challenger Hellcat etwa 86.000 Euro. Dodge Challenger SRT Hellcat: Technische Daten
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