Bei Renault ist die Elektromobilität höchst lebendig: Der Renault Zoe soll das bisher alltagstauglichste und erschwinglichste Elektroauto am Markt werden. MOTOR-TALK fuhr Probe.
Lissabon - Ist das Elektroauto tot oder lebt es? Viele haben eine Meinung dazu. Experten, Politiker, Autofahrer, Medien. Renault hat eine Antwort: Zoe. Denn Renault-Nissan hat ein Ziel. Man will bereits Marktführer sein, wenn der Elektro-Markt richtig in die Akkus kommt. Auf dem Weg zu diesem Ziel spielt der Renault Zoe eine Schlüsselrolle. Dieses Auto könnte dem elektrischen Fahren neue Akzeptanz verschaffen. Der Twizy hat es als Spaßmobil vorgemacht, der Zoe wird sein seriöser Gegenpart: ein ernsthaftes Auto. Auf Clio-Basis, vier Meter lang, mit fünf Sitzplätzen und großem Kofferraum. Mit allem, was technisch zur Zeit machbar ist. Und mit einem Preisschild, bei dem man nicht in Ohnmacht fällt. Pragmatisch, praktisch, gutRundlich und modisch statt exzentrisch und futuristisch ist der Zoe einfach ein netter, fünftüriger Kleinwagen. Niemand soll sich vor ihm erschrecken. Pragmatisch geht es drinnen weiter. Robustes Hartplastik sagt dem Kunden: Dein Geld steckt im Antrieb, nicht im Schnickschnack. Konsequenterweise gibt es weder elektrische Sitzverstellung noch eine geteilte Rücksitzlehne. Die mehrgenerationengerechte, aufrechte Sitzposition gefällt, wie der seit Jahrzehnten gelernte Griff zur mechanischen Handbremse. Ein Rechteck-Display informiert über Reichweite, Geschwindigkeit und, von nett grün bis fies violett, den Energieverbrauch. Ansatzlos und sphärisch summendElektrisch fahren bleibt ein Erlebnis. Ansatzlos, flüssig und leise beschleunigt der Zoe bis zur Wunschgeschwindigkeit. 13,5 Sekunden auf 100 km/h, das klingt nicht sportlich. Es vollzieht sich aber so mühelos, dass der übrige Verkehr ziemlich langsam wirkt. Sobald es nicht nur geradeaus geht, schleppen sich die 88 PS allerdings etwas mühsam ab mit dem 1,5-Tonnen-Auto. Wem Sparen wichtiger ist als Beschleunigung, dem steht mit dem Eco-Modus ein mächtiger Beschleunigungsverhinderer zur Verfügung. Daneben werden Klimaanlage und Höchstgeschwindigkeit (auf 90 km/h) gedrosselt. Quelle: MOTOR-TALK Drei verschiedene Fußgänger-Warn-Geräusche lassen sich anwählen. Als vor uns ein Hund auf die Fahrbahn trottet, fühlt er sich vom sphärischen Summton möglicherweise an Star Trek oder Brian Eno erinnert – an ein Auto aber nicht. Erst die Hupe erregt die Aufmerksamkeit des Tieres. 210 Kilometer - in der TheorieDas Thema Reichweite fürchtet mancher Elektropionier wesentlich mehr als dieser Hund unseren Warnton. Immerhin verspricht Renault einen neuen Rekord. 210 Kilometer nach NEFZ ("Neuer Europäischer Fahrzyklus") sollen es sein. Dank spezieller Leichtlaufreifen, verbesserter Bremsenergie-Rückgewinnung und einer gemeinsam mit Nissan entwickelten, energiesparenden Wärmepumpe-Klimatisierung. 210 Kilometer, da müssen auch die Zoe-Entwickler lachen. Trotzdem, bei angenehmem Wetter rollt unser Testwagen rund 150 Kilometer weit, bevor die Batterie wieder an die Säule möchte. Im tiefsten Winter sollen immerhin 100 Kilometer verbleiben. Die Reichweitenanzeige rechnet eher konservativ, verrät der Kilometerzähler. 21.700 Euro plus MieteMindestens 21.700 Euro muss der Kunde auf Renaults Konto laden, bevor er losstromern darf. Für ein Elektroauto im aktuellen Markt ist das sehr günstig. Der kleinere Peugeot I-On kostet fast 8.000 Euro mehr. Damit gehört dem Kunden das Auto, aber nicht die Batterie. Der teure Energiespeicher wird von Renault zu Preisen zwischen 79 und 122 Euro monatlich (je nach Laufzeit und Kilometerleistung) vermietet. So drücken die Franzosen den Preis und der Kunde hat eine Sorge weniger. Renault garantiert 75 Prozent der ursprünglichen Kapazität; leistet die Batterie weniger, wird sie ausgetauscht. Ob konventionelle Stadtautos monatlich vergleichbare Summen vertanken, steht auf einem anderen Kassenbon. Unflexibel: Keine Ladung an der SteckdoseRenaults im Zoe serienmäßiges neues Multimedia-System R-Link analysiert per App häufig gefahrene Strecken und gibt dem Fahrer Energiespar-Tipps. Die Zen-Version bietet Außenluft-Schadstoffmesser, Innenraum-Luftfilter und Duftspender. Mit dem Zoe erwirbt der Kunde gleichzeitig eine Wallbox samt Basismontage, die eine effiziente Ladung des Fahrzeugs gewährleistet. Alternativ kann an Ladestationen bis 43 kW geladen werden, dann in 30 bis 60 Minuten. Eine Aufladung an der guten, alten Steckdose ist möglich, aber von Renault nicht vorgesehen. Das muss der Elektropionier erst mal schlucken: Ein entsprechender Anschluss wird nicht mitgeliefert. Mit einem Nicht-Renault-Anschlusskabel wird eine korrekte Ladung nicht garantiert. Ein neuer AbschnittIm Schneckenrennen zur Mobilität der Zukunft markiert Renaults Zoe einen neuen Abschnitt. Ein solider elektrischer Kleinwagen für den Alltag, finanziell zumindest attraktiver als bisherige Angebote. Renault löst mit diesem Auto nicht die Probleme der Elektromobilität. Der Zoe demonstriert aber: Fahren mit Strom ist und fühlt sich höchst lebendig an. Als Zweitwagen für Pendlerfamilien könnte der Zoe manchen Freund finden, wenn die Leasing-Rate am Ende passt. Dazu kann Renault leider noch nichts sagen. Technische Daten: Renault Zoe
|