Was unterscheidet einen Nachfolger von einem Hoffnungsträger? Sein äußeres Bild, seine inneren Werte? Peugeot versucht mit dem 308 eine Antwort zu geben. Eine sehr gute, wie wir finden.
Sochaux - Puh, Peugeot. Die Franzosen befinden sich in einer schweren wirtschaftlichen Phase. Und ausgerechnet der 308 soll helfen, sie zu beenden. Der alte verkaufte sich zuletzt zu schlecht, nur 50.000 Exemplare fanden 2012 einen Kunden. Der neue 308 soll mehr Menschen gefallen. Dazu bekommt er ein gefälligeres Blechkleid, mit Rundungen, die an erfolgreichere Konkurrenten erinnert. So weit, so gut. Besser wird es unterm Stahl. Der neue Peugeot 308 basiert wie der Citroën C4 Picasso auf der EMP2-Plattform. Allein die spart beim 308 70 Kilo Gewicht, insgesamt wiegt der Wagen bis zu 140 Kilogramm weniger als sein Vorgänger. Bei etwas längerem Radstand ist er zwei Zentimeter kürzer, der Kofferraum fasst üppige 420 Liter (VW Golf: 380 Liter). Ein einzigartiges CockpitDas alles lässt Ingenieurherzen höher schlagen. Doch gute Autos bauen in der Golfklasse viele. Wo also ist der 308 einzigartig, was kann er besser als der Rest? Um das herauszufinden, muss man Platz nehmen. Was das Auge hier sieht, baut sonst keiner. Der 308 punktet im Cockpit: mit kleinem, tiefliegendem Lenkrad, übersichtlichen Instrumenten und einem Fanal der Klarheit in der Mittelkonsole. Wie anno dazumal gibt es nur fünf Druckknöpfe für Scheibenheizung, Umluft, Warnblinker und Türverriegelung. Der Rest der Funktionen wird über den 9,7 Zoll große Touchscreen gesteuert. Für die meisten Autofahrer ist das ungewohnt, doch Peugeot glaubt an das Konzept. Mehr als 4,3 Millionen Mal hat das System in Tests funktioniert - ohne Ausfall. Leider sind die LED-Symbole für den Beifahrer bei Sonne schlecht lesbar, was an der Lichtstärke und an der Fahrerorientierung des Cockpits liegt. Quelle: Peugeot Kleine Spielerei: der Drehzahlmesser über dem Lenkrad schnellt entgegen dem Uhrzeigersinn nach oben. Was so viel bedeuten soll wie: Schau hin, Mensch, hier ist etwas aufregender als bei den Anderen. Sitzen, fläzen, das kann man im 308 besser als zuvor. Aber nicht so, dass man gleich ins Schwelgen kommt. Hinten müssen sich Erwachsene mit einer sehr aufrechten Sitzposition nah am Dachhimmel arrangieren, an den Knien bleibt genug - aber nicht zu viel - Platz. Voilà, FahrspaßDas Fahrerlebnis Peugeot 308 beginnt mit einer cleveren Lösung: Die elektrische Parkbremse löst sich automatisch beim Losfahren. Zweiter Gang, dritter Gang, präzise und leichtgängig schalten wir auf Betriebstemperatur und suchen den Fahrspaß. Den verspricht uns jeder Hersteller, aber in der Golfklasse? Die meisten Autos funktionieren eben. Das tut der Peugeot auch, und doch: Dieses Auto ist anders. Leichtfüßiger, griffiger, agiler. Der Fahrer spürt die abgespeckten Kilos beim Fahren. Das kleine Volant und die ungewöhnlich geschwindigkeitsreaktive, elektrische Servolenkung bringen uns der Straße näher - ein bisschen wie in einem übermotorisierten Autoscooter, aber präziser. Dazu passt ein Wendekreis von 10,40 Metern. So handlich fährt die Konkurrenz meist nur als Sportversion - federt dann allerdings grober. Neue Motoren folgen 2014In diesem Auto kann Fahren also Spaß machen - unabhängig von der Motorisierung. Obwohl Peugeot, in Vorbereitung auf die Euro-6-Abgasnorm, noch einiges vorhat: 2014 folgen aufgeladene 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 110 oder 130 PS, außerdem ein 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS, der nur 3,1 Liter verbrauchen soll. Neues Spitzenaggregat wird 2014 ein neuer Euro-6-Diesel mit 150 PS und zwei Litern Hubraum. Quelle: Thomas Flehmer Die Erweiterung der Motorenpalette sollte Peugeot dringend nutzen, um die Start-Stopp-Technik auch für Benziner anzubieten - zunächst gibt es das Spar-Feature nur beim Diesel. Ebenfalls 2014 folgt die Kombiversion, das Cabrio CC wird vorläufig in der alten Version weitergebaut. Auf der IAA zeigen die Franzosen außerdem eine Studie des 308 mit 270-PS-Turbomotor. Sie steht ziemlich sicher Pate für den nächsten 308 GTi. Peugeot will wieder mitspielenWer am Markt bestehen will, braucht ein konkurrenzfähiges Auto - das hat Peugeot nun, und es kann manches, was sonst keiner so kann. Zu einem konkurrenzfähigen Preis. Peugeot orientiert sich, ausstattungsbereinigt, 10 Prozent unter dem Golf. Und damit knapp oberhalb eines Opel Astra oder Kia Ceed. Man kennt es schon, aber es ist immer wieder schade: Wer zur Basisausstattung greift, kann viele Extras nicht bestellen. Der 155-PS-Benziner ist wie die LED-Scheinwerfer oder eine 220-Volt-Steckdose erst ab der höchsten Ausstattung lieferbar. Technische Daten: Peugeot 308Der große Benziner
Der große Diesel
Der Einfachste
|