Wer einen Kia Sorento kauft, bekommt auch in Zukunft keinen X5. Aber manchmal könnte er denken, er sitzt in einem. Der neue wird größer, komfortabler, besser. Erste Fahrt.
Seoul/Korea - Liebe BMW- und Mercedes-Fahrer, falls Ihr Euch durch Zufall in diesen Artikel verirrt habt, oder mal lesen wollt, was das gemeine Volk so fährt, schicken wir Euch eine Entwarnung vorweg: Ihr kriegt auch in Zukunft mehr Auto für mehr Geld. Und wer einen Kia Sorento kauft, der bekommt auch in Zukunft kein teures Luxus-SUV. Dafür erhält er ein Auto, das ihn manchmal fast glauben lässt, er hätte genau so eines gekauft. Zum Beispiel, wenn die Kofferraumklappe elektrisch und ohne alberne Fußbewegung aufschwingt, sobald man sich mit dem Schlüssel in der Tasche dem Heck nähert. Oder wenn die Hand über hochwertigen Kunststoff und tadellos verarbeitete und klimatisierte Ledersitze streicht. Denn eins wird schon beim ersten Probesitzen klar: Kia macht mit dem neuen Sorento vieles richtig, und das fängt bei der Größe an. Der Kia Sorento wächst um 10 ZentimeterObwohl die dritte Auflage des Sorento zierlicher wirkt als früher, haben die Koreaner den Radstand um acht und die Länge sogar um knapp zehn Zentimeter gestreckt. Nur das Dach wurde ein paar Millimeter nach unten gezogen. Endlich reist man nicht nur in der ersten Reihe erste Klasse. Auch auf den einzeln verschiebbaren Sitzen im Fond gibt es ausreichend Kniefreiheit. Gleichzeitig vergrößert sich der Kofferraum. Wer das von 515 auf 660 Liter gewachsene Ladeabteil nicht braucht, kann wie beim Vorgänger gegen Aufpreis zwei weitere Sitze ordern. Sie lassen sich einfach aus dem Boden falten und zumindest der Nachwuchs sitzt in der dritten Reihe bequem. Autobahn statt WaldwegQuelle: Kia Bei der ersten Fahrt im heimischen Seoul zeigt sich der Sorento eher als hochbeinige Reiselimousine denn als Allrad-Abenteurer. Das Fahrverhalten ist betont komfortabel. Die Karosserie steifer und die Dämmung dicker als früher. Das bringt gefühlte Oberklasse-Ruhe in das Mittelklasse-SUV. Das überarbeitete Fahrwerk bügelt tapfer auch die schlimmste Straße glatt. Allenfalls vor den koreanischen „Speedbumps“ muss es kapitulieren. Die Lenkung reagiert etwas schwammig. Mit ein bisschen Weitsicht und dem direkteren Sport-Modus lässt sich das Zwei-Tonnen-Schiff aber gut auf Kurs halten. Kein Hybrid, kein SechszylinderWährend man durch Seoul cruist, lässt der Sorento in elektronischer Hinsicht wenig vermissen. In der Mittelkonsole steckt ein riesiger Touchscreen, vier Kameras sorgen beim Rangieren für den richtigen Überblick. Die Fahrassistenten halten automatisch den Abstand zum Vordermann und wachen über das Einhalten der Spur. Im Vergleich zu X5 und Co. fehlt dem Sorento hauptsächlich ein Head-up-Display - eventuell auch intelligente LED-Scheinwerfer. Vor allem aber fehlen ihm kräftige und vornehme Motoren. Denn auf Sechszylinder oder Hybridantrieb können Kia-Fahrer lange warten. Dabei läge der Hybridantrieb des Optima sogar im Regal. Doch Kia meint, den Kia-Fahrern reichen die bekannten Vierzylinder. Sie wurden für den Generationswechsel dezent überarbeitet. Auch die Schalt- und Automatikgetriebe (je sechs Gänge) kennt man vom Vorgänger, genauso wie den optionalen Allradantrieb. Der Vierzylinder reicht ausTopmotor bleibt deswegen der von uns gefahrene 2,2-Liter-Diesel. Seine Leistung steigt von 197 auf 200 PS. Zum Verbrauch macht Kia noch keine genauen Angaben, wahrscheinlich wird es aber bei den 6,7 Litern des Vorgängers bleiben. Der Motor liefert 441 Newtonmeter Drehmoment und wuchtet den Korea-Koloss in 9,6 Sekunden auf Tempo 100. Flott genug, um an der Ampel gut vom Fleck zu kommen und auf der Landstraße flink zu überholen. Leider verliert der Motor jenseits von 150 km/h die Lust. Bei 203 km/h geht ihm dann endgültig die Puste aus. Neben dem großen Diesel wird Kia einen 2,4-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 188 PS sowie einen weiteren 2,0-Liter-Diesel mit 185 PS anbieten. Auch der Preis wächstOberklasse-SUV leisten sich besser keine Überraschungen. Denn die können eigentlich nur negativ ausfallen. Der Sorento dagegen hat noch Luft nach oben, und die wird mit dem neuen ein ganzes Stück dünner. Der gewachsene Sorento überrascht positiv. Negativ fällt da nur der ebenfalls gewachsene Preis auf. War das Basismodell früher für rund 30.000 Euro erhältlich, kostet der nur mit mit 2,2-Liter-Diesel erhältliche Sorento im Moment mindestens 45.490 Euro. Für das kommende Basismodell stellen die Koreaner einen Grundtarif von knapp 35.000 Euro in Aussicht. Die von uns gefahrene Top-Version wird womöglich die 50.000er-Marke knacken. Ein BMW X5 kostet mindestens 54.050 Euro. Technische Daten – Kia Sorento 2.2 CRDi
Und für die Superhelden unter uns hat Kia auch einen Vorschlag: das "X-Car". |