Sieben Jahre mussten Cayenne-Fans auf einen Selbstzünder warten. Weitere drei auf einen mit Dampf. Unser Fahrbericht zeigt: Geduld ist eine Tugend.
Graz – Die Erkenntnis kam spät: Erst sieben Jahre nach Einführung des Cayenne bot Porsche das SUV mit einem Dieselmotor an. Der Dreiliter-Sechszylinder aus dem VAG-Regal leistete erst 240 (inzwischen 245) PS und war lange die einzige, verhältnismäßig schwache Alternative zu sechs Benzinern. Jetzt, drei Jahre nach der Diesel-Premiere in einem Porsche-PKW, gibt es endlich ein standesgemäßes Aggregat. Das fährt endlich porscheschnell - ganz ohne Super-Benzin. 850 Nm und 382 PS im Porsche Cayenne S DieselIm Porsche Cayenne S Diesel arbeitet ein 4,2-Liter-V8 Diesel mit zwei Turboladern. Wir kennen diesen Motor in seiner Grundform aus Audi A8, Q7 und VW Touareg. Dort leistet er 340 PS und 800 Newtonmeter. Für den Einsatz im Cayenne S Diesel hat Porsche den Ladedruck um 0,2 bar erhöht, einen eigenen Ladeluftkühler entwickelt, die Kolben überarbeitet und die Ventile mit einer hitzebeständigen Legierung versehen. Neu abgestimmt steigt das Drehmoment auf 850 Newtonmeter, die Leistung auf 382 PS - „zufällig“ ein PS mehr als der BMW X5 M50d. Trotz der Leistungsdaten hält der Cayenne S Diesel seine Identität geheim. Nur ein dezenter Schriftzug weist auf den Selbstzünder hin, sonst gleicht er dem Cayenne S wie ein Kolben dem anderen. Nicht einmal der Sound verrät ihn: sanftes Grummeln im Leerlauf, kräftiges Grollen unter Last, kein Nageln, kein Schütteln. Der V8 läuft kultiviert, ruhig und bietet einen großartigen Klang ohne Aktuatoren in der Auspuffanlage. Cayenne S Diesel: Bärenstark und behäbigEndlich ein Diesel für Genießer. Der Biturbo-V8 stellt in allen Drehzahlbereichen mehr als genug Drehmoment zur Verfügung, der Riese spurtet in 5,7 Sekunden auf Tempo 100. Das Porsche Traction Management (PTM) leitet die Kraft an alle Räder, entkoppelt im Teillastbereich aber die Vorderachse. Dieses Konzept ist dem Porsche 911 Carrera 4 entliehen und spart Kraftstoff. Laut Porsche verbrennt der Cayenne S Diesel 8,3 Liter pro 100 Kilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 218 Gramm. Wer das volle Potenzial und die Höchstgeschwindigkeit von 252 km/h auskostet, sollte jedoch mit dem Doppelten rechnen. Leider muss sich selbst ein Porsche den Gesetzen der Physik beugen. Im wahrsten Sinne des Wortes: 2,2 Tonnen Leergewicht und eine Fahrzeughöhe von 1,7 Metern drücken den Cayenne bei schneller Gangart stark ins Kurvenäußere. Das können weder die variable Drehmomentverteilung (Porsche Torque Vectoring – PTV) noch die variablen Stabilisatoren (Porsche Dynamics Chassis Control – PDCC) verhindern. Wahrscheinlich fährt ein Cayenne schneller als fast jeder andere SUV in und aus der Kurve raus. Zum Sportwagen, wie man ihn hinter dem Porsche-Logo erwartet, wird er dennoch nicht. FazitDer V8-Diesel ist so sportlich wie der Cayenne selbst. Trotz seiner unerschöpflichen Leistungsreserven, des genialen Fahrwerks und der feinen Abstimmung eignet er sich nur bedingt für die Rennstrecke. Porsche Cayenne S Diesel: Technische Daten
Quelle: MOTOR-TALK |