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Rudolf Diesel: 100-jähriger Todestag - Eine zündende Idee bewegt die Welt

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Ohne seine Erfindung würde sich die Welt ganz anders bewegen: Vor 100 Jahren starb der Ingenieur Rudolf Diesel. Über seinen Motor wissen wir alles - über seinen Tod aber fast nichts.

Rudolf Diesel im Alter von 54 Jahren (1912) Rudolf Diesel im Alter von 54 Jahren (1912) Quelle: MAN

Berlin - Unfall, Mord, Suizid? Vor 100 Jahren starb Rudolf Diesel. Wie, das weiß keiner. Doch wir wissen: Der Augsburger Ingenieur hat einen Antrieb hinterlassen, der heute mit High-Tech-Feinschliff die ganze Welt bewegt. Pkw, Lastwagen, Lokomotiven, Schiffe und Kraftwerke.

Rudolf Diesel starb am 29. September 1913. Bei einer Überfahrt des Ärmelkanals von Belgien nach England ging der 55-Jährige mitten in der Nach über Bord und ertrank. Wie? Weshalb? Warum? Diese Frage wird seit einem Jahrhundert mit immer neuen Spekulationen beantwortet.

Eines dieser Gerüchte besagt, dass Diesel umgebracht worden sei, damit er im Ausland keine technischen Das ist das erste Dieselkraftwerk in Kiew im Jahr 1904 Das ist das erste Dieselkraftwerk in Kiew im Jahr 1904 Quelle: MAN Geheimnisse verraten könne. "Das ist Unsinn", sagt sein Biograf Horst Köhler. Denn zur damaligen Zeit waren längst etliche Unternehmen in der ganzen Welt an der Dieselmotorenforschung beteiligt. "Jeder Lizenznehmer wusste um diese Zeit mehr als Rudolf Diesel." Auch ein Unfall scheide aus: "Das Schiff hatte eine hohe Reling, der Seegang war ruhig. Er muss da schon drübergeklettert sein", sagt Köhler.

Neue, rationelle Wärmekraftmaschine

Ein Jahrhundert nach dem Tod von Rudolf Diesel fährt jeder zweite Pkw mit einem seiner Motoren durch Europa, sagt der Verband der Automobilindustrie (VDA). Bei Lkw und Schiffen sind es nahezu 100 Prozent. In Deutschland fahren aktuell rund 12,5 Millionen Pkw mit Dieselmotor. 2006 waren es nur 10 Millionen.

Mit so viel Erfolg hat Rudolf Christian Karl Diesel sicher nicht gerechnet, als er im Februar 1892 beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin eine "neue, rationelle Wärmekraftmaschine" anmeldete. Einen Monat später wollte er seinen Motor bei der Maschinenfabrik Augsburg (heute MAN) produzieren lassen, bekam allerdings zunächst eine Abfuhr: Der dortige leitende Oberingenieur hielt den Luftverdichtungsdruck für viel zu hoch.

Ein Diesel fast so groß wie die Männer, die an ihm arbeiten Ein Diesel fast so groß wie die Männer, die an ihm arbeiten Quelle: MAN Im Vergleich zum 1876 entwickelten Viertaktmotor kommt der Diesel ohne Zündkerze aus. In den Zylindern wird Luft so stark komprimiert, dass sich der eingespritzte Kraftstoff - anfangs war es Petroleum - wegen der Hitzeentwicklung selbst entzündet. Da sich die Luft in den Brennkammern stärker verdichten lässt als beim Ottomotor, ist der Wirkungsgrad höher und der Motor sparsamer.

20 PS und eine hohe Wirkungskraft

Im Februar 1893 erhielt Rudolf Diesel das deutsche Patent mit der Nummer 67207. Ein paar Monate später besserte er seine Erfindung nach und bekam ein Patent für eine "Verbrennungsmaschine mit veränderlicher Dauer der unter wechselndem Überdruck stattfindenden Brennstoffeinführung".

Der erste Serien-Diesel mit 20 PS war schließlich 1897 fertig. Die heute im Deutschen Museum ausgestellte Maschine hatte einen Wirkungsgrad von etwa 26 Prozent und übertraf damit die Dampfmaschine um mehr als das Doppelte. Moderne Dieselmotoren erreichen inzwischen einen Wirkungsgrad um die 50 Prozent.

1903 liefen die ersten Schiffe mit Dieselmotor vom Stapel. Das erste Auto mit einem Dieselmotor war der Citroën Rosalie von 1933, der aber nicht in Serie produziert wurde. 1936 gaben dann die deutschen Dieselmodelle Mercedes-Benz 260 D und Hanomag Rekord ihren Einstand.

Die Erfolgsgeschichte geht weiter

Der Dieselmotor hat nicht nur eine bewegte Geschichte, er hat auch eine große Zukunft. "Er ist auf langen Strecken konkurrenzlos effizient", sagt VDA-Sprecher Eckehart Rotter. "Diesel- und Ottomotoren werden, begleitet vom Hochlauf der Elektromobilität, auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ihren Markt haben. Allerdings werden die Verbräuche weiter sinken und die Motoren damit effizienter", sagt Rotter.

Die Maschinenfabrik in Augsburg im Jahr 1890 Die Maschinenfabrik in Augsburg im Jahr 1890 Quelle: MAN Der Vorteil gegenüber Ottomotoren liegt im besseren Wirkungsgrad. "Der Vorteil kann bis zu 25 Prozent betragen. Darüber hinaus eignet sich der Diesel hervorragend zur Aufladung, die ihm auch zu einem attraktiven Drehmomentverlauf verhilft", sagt Professor Stefan Pischinger von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH).

Doch der Diesel ist teurer. Gründe sind eine aufwendigere Konstruktion, das höhere Gewicht und die bei den steigenden Emissionsanforderungen komplexere Abgasnachbehandlung.

100 Jahre nach dem Tod von Rudolf Diesel ist die Erfolgsgeschichte des Motors noch nicht zu Ende. Das war zu seinen Lebzeiten nicht vorhersehbar. Von vielen Experten wurde der Ingenieur sogar angefeindet. "Diesel selbst war kein Motorenfachmann, er war eigentlich Eismaschinen-Ingenieur", erklärt Köhler.

Im Laufe der Zeit ging es für Rudolf Diesel finanziell bergab: "Um die Jahrhundertwende war er reich, er war fünffacher Millionär", sagt Köhler. "Und am Schluss hat er nur noch Schulden gehabt." All dies habe den Erfinder zermürbt.

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