Mit dem neuen Hyundai i20 gehen die Koreaner einen neuen Weg, und der heißt: Zurückschalten statt Erobern. Ob das Erfolg verspricht? Eine Fahrt im neuen Kleinwagen.
Von MOTOR-TALK-Reporter Peter Ruch Offenbach - Kaum ein anderer Autohersteller wandelte sich in den vergangenen Jahren so stark wie Hyundai. i30 und i40 sind ansprechender als ihre Vorgänger. Mit dem Veloster wurden die Koreaner sogar ein bisschen frech. Und in Sachen Verarbeitung machte Hyundai riesige Sprünge nach vorn. Das schlug sich auch, zu Recht, in den Verkaufszahlen nieder. Kein anderer Volumenhersteller konnte seine weltweiten Marktanteile signifikanter vergrößern. Neue PlattformDoch irgendwie scheint den Koreanern ein bisschen die Luft ausgegangen zu sein. Jetzt heißt die Strategie nicht mehr Eroberung, Quelle: Hyundai sondern Konsolidierung. Das kann man auch am neuen i20 sehen. Er ist ein klarer Ausdruck dafür, dass die Koreaner einen Gang zurückschalten. Optisch ist es vorbei mit dem kühnen, vielleicht etwas wilden Design, das den i30 und den i40 ausgezeichnete. Der neue i20 gehört zu den eher konservativ gestalteten Kleinwagen. Ob das der Kundschaft in diesem hart umkämpften Segment mit VW Polo, Skoda Fabia und Opel Corsa gefällt, das muss sich noch zeigen. Denn die Schönheit, wir wissen es, liegt ja im Auge des Betrachters. Der jüngste Hyundai erhält eine vollkommen neue Plattform, auf der es sicher noch weitere Modelle geben wird; ein Coupé steht bereits in den Startlöchern. Der um 4,5 Zentimeter gewachsene Radstand schafft mehr Raum für die Insassen, und in diesem Bereich kann man den jetzt 4,03 Meter langen i20 auch wirklich loben, das Platzangebot ist ziemlich opulent. Überdurchschnittlich feine MaterialienQuelle: Hyundai Mehr als anständig ist der Kofferraum, 326 Liter sind überdurchschnittlich in diesem Segment, maximal sind 1.042 Liter möglich. Dass sich der Innen- sowie Kofferraum auf vielfältigste Weise verändern lässt, das gehört mittlerweile einfach dazu. Nicht so richtig begeistern vermag die Gestaltung des Cockpits und der Mittelkonsole. Die wurde einfach aus den größeren Modellen übernommen und wirkt etwas dominant. Die Verarbeitung machte schon beim Vorserienmodell einen guten Eindruck: Es werden für dieses Segment überdurchschnittlich feine Materialien verbaut. Aber dafür fehlt es an Charme, Witz und Esprit. Es gibt kaum Akzente, keine Fröhlichkeit. Im Hyundai i20 ist alles ok, nichts herausragend. Übersicht und Ergonomie sind auf der Höhe der Konkurrenz. Motorleistung: 75 bis 100 PSAuch im technischen Bereich bietet der kleine Koreaner keine großen Überraschungen. Zu Beginn gibt es zwei Benziner mit 1,25 (75 oder 84 PS) und 1,4 Liter Hubraum (100 PS). Später folgt noch ein komplett neuer 1,0-Liter-Dreizylinder mit 120 PS. Bei den Dieseln sind ein 1,1-Liter- (75 PS) und ein 1,4-Liter- Quelle: Hyundai Motor (90 PS) im Angebot. Der kleinste Diesel verbraucht auf dem Papier nur 3,2 Liter auf 100 Kilometer. Das ist in der Theorie ein guter Wert, in der Praxis reichen aber 75 Pferdchen nur selten aus. Fahren durften wir nur den 100-PS-Benziner, der verrichtete seinen Dienst angenehm ruhig und kultiviert. In Sachen Fahrverhalten hebt er sich von der Konkurrenz nicht sonderlich ab. Er macht das gut, ist komfortabel und auch Fahrer mit Gasfuß kommen auf ihre Kosten. Gleiches gilt für die Assistenz-, Sicherheits- und Infotainment-Systeme. Hier haben die Koreaner zwar stark aufgeholt, doch überholt haben sie damit niemanden. FazitBleibt die Frage: Erwarten das die Kunden überhaupt? Vielleicht ist der neue Weg von Hyundai ja der richtige: keine Experimente, sondern einfach gute, saubere Arbeit. Und das zu einem fairen Preis. Das Spektrum beginnt in Deutschland bei 11.950 Euro; zu den Händlern rollt der i20 Anfang 2015. Hyundai i20: Technische DatenDer Einfachste
Der größere Diesel
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