Mit dem E-Tense zeigte die PSA-Marke DS im Frühjahr ihr Manifest. Aber: Der schimmernd grüne Sportler sieht nicht nur gut aus, er fährt auch so. Erste Fahrt im Prototyp.
Von Wolfgang Gomoll Paris – Im Frühjahr stand sie in Genf, diese beinahe unanständig scharfe Studie: So soll die Zukunft der noch etwas künstlich wirkenden PSA-Marke DS aussehen. Ein sexy GT-Sportwagen mit jeder Menge Strom-Power. Nun rollen Design-Studien wie diese normalerweise nur im Schritttempo auf Messebühnen. Der E-Tense nicht: Er ist zugleich ein technisches Schaustück. "Ein rollendes Labor", wie DS-Technikchef Eric Apode sagt. Hier steckt wirklich ein starker Motor unter all dem Carbon und Kunststoff. Quelle: press-inform Beim Einsteigen fühlt sich der DS jedenfalls an wie ein Supersportler. Es geht durch eine enge Türöffnung, dann zwängt man sich in den knapp geschnittenen Sportsitz. Statt auf Rundinstrumente blickt man auf ein Display, auf dem seltsame Grafiken zucken. "Torque" (Drehmoment), "Throttle" (Gas) und "Brake" (Bremse) steht da. Hat man sich an die Captain-Future-Umgebung gewöhnt, liegt das abgeflachte Leder-Alu-Lenkrad gut in der Hand. Auf kurvigen Landstraßen zeigt der 1,8-Tonnen-Prototyp seine Wucht: Kaum tippt der rechte Fuß das Gaspedal an, katapultiert sich der DS-E-Tense mit der Kraft von 296 kW (402PS) nach vorne. E-Sportler mit drei GängenDas Drehmoment von 512 Newtonmetern liegt sofort an. Das anschwellende Sirren der beiden Elektromotoren, an Vorder- und Hinterachse, untermalt den brachialen Vorwärtsdrang. Wer will, kann sich mit einem eigens für den E-Tense komponierten Musikstück berieseln lassen. Das Getriebe hat drei Gänge, schaltet ohne Zugunterbrechung. Geradeaus fährt er schnell, aber wie schlägt sich das Einzelstück in der Kurve? Für die Gewichtsverteilung haben die Ingenieure die Akkus der 53-kWh-Batterie am Unterboden platziert, möglichst nah am Schwerpunkt des Fahrzeugs. Daraus resultiert eine fast perfekte Gewichtsverteilung von 45 zu 55. Aerodynamische Kniffe schauten sich die Ingenieure beim DS Virgin Racing Team in der Formel E ab: Der Unterboden ist glatt, zwei Luftkanäle kühlen die Bremsen und helfen beim Anpressdruck. Garniert mit einem Sperrdifferenzial an der Hinterachse und aktivem Torque Vectoring zischt der Sportler flink durch die Kurve. Für einen Prototypen fährt der DS E-Tense erstaunlich stimmig, der E-Sportwagen stellt den Fahrer vor keine großen Probleme. Das Heck ist berechenbar und kündigt sein Ausbrechen durch leichtes Zucken an. Übermut bestraft es allerdings mit einem knackigen Schwenk, der mit schnellem Gegenlenken zuverlässig eingefangen werden kann. Carbon und 3D-DruckAuch im Cockpit zeigen die Franzosen, was DS später mal können soll. Das Leder im Innenraum wurde von Spezialisten mit einer Tinte getränkt, die die edle Patina italienischer Herrenschuhe simuliert. Die bequemen Sportsitze umschmiegen den Fahrer wie ein gut sitzender Handschuh. Bei den aufwändigen Nähten ist jeder Stich exakt platziert. Metallische Waben-Strukturen prägen das futuristische Cockpit. Bei der Karosserie setzten die Franzosen auf Carbon und 3-D-Druck, zum Beispiel beim Kühlergrill und den hinteren Lufteinlässen. "Diese Formen konnten wir mit dieser Technik realisieren", erklärt DS-Technik-Chef Eric Apode. Der in acht Schichten aufgetragene Lack schimmert grünlich wie Olivenöl. Drei Monate tüftelten die Experten an diesem Farbton. Ein bisschen schade ist, dass der E-Tense so nie kommen wird. Viele Details werde man in künftigen DS-Modellen wiedersehen, sagen die Franzosen – also das, was in so einem Fall immer gesagt wird. Eine seriennähere Fortstezung der e-tensiven Formen werden wir vermutlich im März 2017 auf dem Genfer Automobilsalon sehen. Quelle: press-inform |