Jahrelang drehte der NSX nur auf Messeständen seine Runden. Jetzt darf er zum ersten Mal auf die Rennstrecke - und wir durften ans Steuer von Hondas neuem Super-Hybriden.
Von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Bielefeldt Tochigi/Japan - Ein Heer von Männern in weißen Anzügen und mit roten Leuchtstäben weist uns den Weg auf dem Areal des Honda Research & Development Center. Sie könnten genauso gut die Zufahrt zu den zwei Autostunden entfernten Reaktor-Ruinen von Fukushima absperren. Doch die sind uns im Moment herzlich egal. Wir wollen nur eines: Hondas neuen Supersportler fahren, den NSX. Das Ziel des NSX: Besser seinAb Frühjahr 2016 liefert das US-Werk in Anna (Ohio) die ersten Serienexemplare aus, zum Stückpreis von 180.000 US-Dollar (163.242 Euro). Was der NSX in Europa kostet, ist noch nicht bekannt. Zum Vergleich: McLaren ruft für seinen 570 PS starken „Alltags-Sportler“ 570S exakt 181.750 Euro auf. Porsche verlangt für den 560 PS starken 911 Turbo S 197.041 Euro. Der Preis für den Honda dürfte wohl darunter liegen. „Der NSX beschleunigt schneller, er hat mehr Drehmoment, und er steht früher“, verspricht Chefentwickler Klaus mit Blick auf die Konkurrenz. Exakte Beschleunigungswerte gibt er noch nicht preis. Doch die Flughöhe ist klar: 3,2 Sekunden braucht der McLaren 570S, 3,1 Sekunden der Porsche 911 Turbo S (mit Sport-Chrono-Paket). Demnach müssten es glatte drei Sekunden sein. Ob er das wirklich schafft, werden die Stoppuhren zeigen. Klare Ansage: 573 PS und 646 NmHondas technologisches Aushängeschild hat die Kraft der vier Herzen. Hinter dem Fahrer schiebt der neue V6-Twinturbo-Motor mit 3,5 Litern Hubraum, 500 PS und 550 Newtonmeter. Ihm assistieren ein schnelles Neungang-Doppelkupplungsgetriebe – eine Eigenentwicklung von Honda – und insgesamt drei Elektromotoren. Macht in Summe 573 PS und 646 Newtonmeter Systemleistung. Fahrwerk und Karosserie orientieren sich an den Besten der Supersportwagen-Zunft: Die Karosserie besteht fast vollständig aus Aluminium, nur der vordere Dachbalken und Teile der vergleichsweise schmalen A-Säulen baut Honda aus hochfestem Stahl. Vorne arbeitet eine aufwändige Doppelquerlenker-Radaufhängung – darauf setzen auch Bugatti Veyron, Ferrari 458, Lamborghini Huracan und BMW i8. Hinten kommt eine Multilenkerachse zum Einsatz. Zwischen den beiden angetriebenen Achsen liegen 2,63 Meter. Die Spur vorn misst 1,66 Meter, hinten sind es 1,62 Meter. Dazu trägt der Mittelmotorsportler standesgemäße Schlappen: vorn in der Dimension 245/35 ZR 19, hinten in 305/30 ZR 20. E-Reichweite? Interessiert nicht Elektrisch fahren spielt dabei kaum eine Rolle: „Uns geht es hier nicht um E-Reichweite, sondern um die elektrische Leistung“, sagt Ted Klaus. Ein bis zwei Kilometer kann der Vollhybrid rein elektrisch fahren, mehr nicht. Dafür lädt sich der Akku während der Fahrt wieder auf, ganz ohne Strom aus der Steckdose. Die rein elektrische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h. Wer sich soweit im Griff hat, das Gaspedal nur zu streicheln, kommt da auch hin. Langsam fahren kann er nämlich auch, der schnelle NSX. „Der NSX ist ein voll alltagtaugliches Auto, das war uns enorm wichtig“, sagt Klaus. „Er steht für eine neue Generation von Supercars, mit der sie völlig entspannt und komfortabel 300 km/h fahren können, aber nicht müssen. Unser Ziel ist es, etwas völlig Neues und Aufregendes zu schaffen. Und gleichzeitig das Erbe des Original-NSX zu bewahren.“ Optisch hat Honda bereits Pioniergeist bewiesen: Der neue NSX ist der erste Supersportwagen, den eine Frau (Michelle Christensen) designt hat. Hond NSX: Technische Daten
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