Nach dem Facelift wird der Peugeot 208 überall etwas besser und teurer. Der Konzern will Selbstbewusstsein zeigen. Ob das reicht, den 208 zum Bestseller zu machen?
Graz - Mit frischem Geld aus China krempelt PSA derzeit alles um. Das Ergebnis kennt jede frisch Blondierte nach dem Friseur: Die Franzosen strotzen gerade vor neuem Selbstbewusstsein. Das passt zum frisch gelifteten Peugeot 208. Europäisch betrachtet ein Erfolgsmodell: In drei Jahren eine Million Mal gebaut, in Frankreich mit 83.000 Exemplaren das zweiterfolgreichste Auto 2014 nach dem Renault Clio. In Deutschland waren es 12.000 Autos – da ist noch Luft. Quelle: Peugeot Den Raum nach oben will Peugeot ab Mitte Juni mit dem Facelift füllen. Dabei ändert sich das Gesicht des Kleinwagens wenig: neue Schürze, neuer Grill, neue LED-Heckleuchten. Die wichtigste Neuerung versteckt sich im Optionskatalog. Peugeot will weg vom Billigheimer-Image. Deshalb gibt es oberhalb der „Allure“-Ausstattung das „GT“-Paket (1.200 Euro), mit sportlichem Trimm und 17-Zoll-Alus. Wer besonders auffallen will, bestellt den Peugeot 208 mit dem neuen Strukturlack: eine aufgeraute, matte Oberfläche, irgendwo zwischen Schmirgelpapier und Haihaut. Mit 680 Euro kostet sie genauso viel wie eine Metallic-Lackierung. Peugeot sagt, sie sei besonders kratzfest und leicht zu reinigen. Dazu gibt es innen Glitzer-Dekor. Cockpit des Peugeot 208: Bleibt andersDas mit dem „kratzfest“ haben wir auf der ersten Ausfahrt mit dem 208-Facelift nicht getestet, auch nicht den neuen City-Notbremsassistenten. Bis 30 km/h soll er helfen, in der Stadt Unfälle zu verhüten. Ebenfalls neu gegen Aufpreis: die Rückfahrkamera. Was beim Einsteigen in den Peugeot 208 auffällt: Der Franzose fühlt sich innen so gut oder schlecht an wie deutsche Kleinwagen. An der grell geschminkten Türverkleidung wünscht man sich trotzdem Materialien, die der Hand mehr schmeicheln – zum Beispiel so wie das neue Lederlenkrad (ab der mittleren Ausstattung) und das gepolsterte Armaturenbrett. Quelle: Peugeot Über das 208-Cockpit wurde und wird gestritten: Ist das nun innovativ oder Quatsch? Das tiefliegende, kleine Lenkrad und die Position der Armaturen gefallen nicht jedem, geben dem kleinen Franzosen aber Charakter. Den mittigen Touchscreen kennt man aus anderen Fahrzeugen des PSA-Konzerns. Im 208 darf der Fahrer das Klima noch über Druckknöpfe regeln, anders als in Peugeot 308 oder Citroen C4 Cactus. Neu ist, dass das Multimediasystem (Serie ab „Active“-Ausstattung) jetzt die Mirrorlink-Technik beherrscht. Damit lassen sich Inhalte des Smartphones auf dem Display spiegeln. Das funktioniert nach wie vor nicht mit allen Geräten. Ab Ende 2015 unterstützt das System auch Apple Carplay. Eine richtige Automatik im Kleinwagen 208Wichtigster Motor im Peugeot 208 ist der 110-PS-Dreizylinder mit 1,2 Liter Hubraum, wahlweise mit Fünfgang-Schaltung oder der neuen Sechsgang-Wandlerautomatik. Wer sechs Gänge per Hand schalten will, muss zum 165-PS-Benziner (oder 120-PS-Diesel) greifen. Wer sich einen Diesel mit Automatik wünscht, wünscht vorerst vergeblich. Eine Wandlerautomatik im Kleinwagen ist nicht mehr selbstverständlich, viele Konkurrenten bieten nur eine automatisierte Schaltbox oder gar keinen Selbstschalter an. Die „EAT6“ aus dem PSA-Regal schaltet sanft und schnell, und reagiert zügig auf den Kickdown. Quelle: Peugeot Das passt prima zum Grundcharakter des 208, an dem Peugeot zum Glück nichts geändert hat: Das Fahrwerk bleibt etwas straffer, die Lenkung etwas nervöser und die Bremse etwas kräftiger, als beim „typischen Franzosen“. Ein Auto für Fahrer, die auf der Straße Spaß haben wollen. Damit verträgt sich das gewöhnungsbedürftige Gocart-Cockpit. Beim Thema Verbrauch fällt die neue Automatik auf dem Papier nicht negativ auf. Auf der Straße womöglich schon. Unser Verbrauch laut Bordcomputer lag zwei Liter über dem der identisch motorisierten Handschalt-Version: 5,5 zu 7,5 Liter pro 100 Kilometer. Der Handschalter gefiel zudem mit praxistauglichen Übersetzungen bei typischen Stadtgeschwindigkeiten. Selbstbewusste PreiseZurück zum Selbstbewusstsein: Das reicht bei Peugeot bis in die Preisliste. Der Einstiegspreis (12.400 Euro) steigt um 100 Euro, liegt damit auf dem Niveau eines VW Polo und 1.500 Euro über dem Ford Fiesta. Der 110-PS-Benziner kostet mit dem Facelift 500 Euro weniger als bisher, sortiert sich mit 18.000 Euro Grundpreis aber ebenfalls im oberen Drittel der Konkurrenz ein. Immerhin: Günstigster Diesel in Deutschland wird der neue 1,6-Liter-Diesel mit 99 PS. Im Peugeot 208 verbraucht er im Normzyklus 3,0 Liter pro 100 Kilometer, auf einer Rekordfahrt erreichte Peugeot kürzlich einen Schnitt von nur 2,0 Liter pro 100 Kilometer. Wer viel fährt, kann mit diesem Motor sparen. Sonst noch was? Ja: Die scharfe Sonderedition GTi 30th wird in die Serie überführt und erhält dafür den Zusatz „by Peugeot Sport“. Kostenpunkt: 27.790 Euro. Auch das liegt nur knapp unterhalb eines Opel Corsa OPC mit Performance-Paket. Insgesamt ist das Facelift eine notwendige Überarbeitung. Die Maßnahmen allein sind klug und wichtig. Ob sie den Absatz des Kleinwagen in Deutschland steigern können, bezweifeln wir. Im Kleinwagensegment geht derzeit alles über den Preis oder das Image. Nur, wenn das eine zulegt, wird das andere nicht automatisch besser. Peugeot 208 Facelift: Technische DatenDer neue Benziner
Der Dreiliter-Diesel
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