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Kia Carens: Fahrbericht - Flacher Van auf hohem Niveau

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Ein unmoralisches Angebot an verheiratete Väter, oder einfach nur ein kompakter Van? Der neue Kia Carens will beides sein. MOTOR-TALK Redakteur Björn Tolksdorf auf einer ersten Ausfahrt.

Der neue Kia Carens soll nach dem WIllen seiner Väter alles können, was Touran, Zafira und Co auch können. Er soll dabei "nur" besser aussehen. Der neue Kia Carens soll nach dem WIllen seiner Väter alles können, was Touran, Zafira und Co auch können. Er soll dabei "nur" besser aussehen.

Monte Carlo - Hat Benny Oeyens' Geschichte einen Denkfehler? Ein verheirateter Mann, Anfang-Mitte 40, sitzt im Auto. Hinter ihm verteilen Kinder ihre Eiskugeln auf den Sitzen. Dieser Mann hat ein Problem. Er denkt, sein praktisch-hässliches Auto sei Schuld, das Frauen ihn nicht daten wollen.

Kias Van nimmt deutliche Anleihen beim Ceed, ein niedriges Dach sorgt für eine schnittige Optik. Kias Van nimmt deutliche Anleihen beim Ceed, ein niedriges Dach sorgt für eine schnittige Optik. Jetzt wird es bizarr: Der Kia-Marketingmann Oeyen sagt nicht, warum ein verheirateter Mann unbedingt fremde Frauen treffen sollte. Aber er glaubt, eine Lösung des Problems (das Auto) anzubieten: Den neuen Kia Carens.

Wir wissen nicht, wie diese Geschichte weitergeht, Essen die Kinder kein Eis mehr? Stehen die unbekannten Damen auf Kia statt auf Porsche (wäre ja auch eine Lösung)?

Was wir nach dieser kruden Einleitung sagen können ist: Kias neuer Kompaktvan will nicht einfach ein weiterer Touran, Zafira oder Grand C-Max sein. Er soll sexy, attraktiv und dabei genau so praktisch sein. Und diese Werte ganz offenbar auf den Fahrer übertragen. Auch hier sind Zweifel angebracht. Unzweifelhaft ist dagegen: Für das Aussehen der Autos (nicht der Mitarbeiter) ist bei Kia Peter Schreyer zuständig. Chefdesigner und Chef in Personalunion. Das sagt viel über die Bedeutung des Designs bei Kia und Hyundai.

Bei umgelegten Rücksitzen passen bis zu 1.694 Liter Gepäck in den Kia. Bei umgelegten Rücksitzen passen bis zu 1.694 Liter Gepäck in den Kia.

Variabler Innenraum und Piratenfächer

Kommen wir zum Wesentlichen. Der Carens ist mit einer 1,61 Meter hohen Dachlinie 6 Zentimeter flacher als ein Touran. Das sieht sofort flotter aus, birgt aber einen Nachteil: Man sitzt tiefer.

Vorn sitzt es sich dennoch ausgesprochen gut. Viel Platz, breite Sitze. Hinten sorgen drei längs verschiebbare Einzelsitze für Vielseitigkeit. Optional gibt es eine (knapp bemessene) dritte Sitzreihe. Clever: Die Laderaumabdeckung verschwindet passgenau im Boden.

Variabilität ist wichtig, aber Höhe durch nichts zu ersetzen. Die abgesenkte Sitzfläche, nebst erhöhtem Fahrzeugboden, zwingt meine Beine auf den hinteren Plätzen in einen seltsamen Winkel. Und das, obwohl ich nur 1,80 Meter groß bin.

Mit dem erhöhten Boden schafft Kia Platz für ein geheimes Schmuggelfach unter den Füßen. Kinder finden das piratenmäßig, ihre Beine sind kurz. Zumindest für die eigentliche Zielgruppe hat Kia alles richtig gemacht.

Der deutsche Chefdesigner macht die Koreaner auch bei der Anmutung des Innenraums fit. Das zeigt sich bis in Details wie verchromten Fensterhebern. Klipp und klar: Die fast vollständige Abwesenheit von Hartplastik im Carens stellt manchem europäischen Konkurrenten ein schlechtes Zeugnis aus.

MT-Redakteur Björn findet: Der Carens fährt sich außerordentlich entspannt. Der Motor kommt am Hang allerdings etwas ins Schwitzen. MT-Redakteur Björn findet: Der Carens fährt sich außerordentlich entspannt. Der Motor kommt am Hang allerdings etwas ins Schwitzen.

Stressfrei fahren

Den Carens zu fahren ist ein angenehm unspektakuläres Erlebnis. Stressfrei beschreibt das Fahrgefühl ganz gut. Genauer gesagt: der Van federt bequem, steuert sich präzise und bleibt stets souverän.

Der Schwachpunkt des Autos befindet sich unter der Haube. Weder der 136-PS-Diesel noch der 135-PS-Benziner überzeugen. Beiden fehlt der Wumms, die Kraft.

Nicht das billigste Angebot

Kommen wir zur Kohle. Benny Oeyen sagt: Der Carens wird nicht das billigste Angebot am Markt. Das stimmt. Ford bietet den Grand C-Max derzeit mit vergleichbarem Motor (und Barzahler-Bonus) zum Kampfpreis von 16.490 Euro an, über 3.000 Euro unter Liste. Der Kia Carens kostet (nach Liste) mindestens 19.990 Euro. Und damit rund 3.000 Euro weniger als ein Opel Zafira Tourer oder VW Touran.

Wenig Freude macht die Einstiegsversion, weil Kia viele sinnvolle Extras nur in höheren Versionen verkauft. So ist die Rückfahrkamera nicht einzeln bestellbar. Auch die Start-Stopp-Automatik gibt es erst ab der „Vision“-Ausstattung. Sie bietet ein nicht alltägliches Feature: Der Bordcomputer zählt die Sekunden, bis der Motor wieder zündet.

Unterm Strich: Kia baut ein attraktives Familienauto, der technische Vorsprung der Konkurrenz schrumpft: Spurhalteassistent, Parkassistent oder Xenonlicht stehen zumindest in der Preisliste.

Eine der besten Kia-Ideen bleibt die Siebenjahres-Garantie inklusive Karten-Updates fürs Navi. Der Carens ist ein weiterer Beweis dafür, warum die Koreaner im kriselnden Europa weiter wachsen. Sie machen einfach sehr viel sehr richtig.

Technische Daten: Kia Carens

Der Einfachste: Kia Carens 1.6 GDI

  • Motor: 1,6 Liter-Vierzylinder-Benziner
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 135 PS
  • Drehmoment: 165 Nm
  • Verbrauch: 6,4 Liter/100 km (NEFZ)
  • CO2: 149 g/km
  • 0 – 100 km/h: 11,3 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
  • Länge x Breite x Höhe: 4,53 m x 1,81 m x 1,61 m
  • Leergewicht inklusive Fahrer: 1.458 Kilogramm
  • Kofferraum: 536-1.694
  • Grundpreis: 19.990 Euro
  • Marktstart: 04. Mai 2013

Der Diesel: Kia Carens 1.7 CRDi

  • Motor: 1,7 Liter-Vierzylinder-Diesel
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 136 PS
  • Drehmoment: 331 Nm
  • Verbrauch: 5,1 Liter/100 km (NEFZ)
  • CO2: 134 g/km
  • 0 – 100 km/h: 10,4 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 191 km/h
  • Leergewicht inklusive Fahrer: 1.567 Kilogramm
  • Grundpreis: 23.990 Euro
  • Marktstart: 04. Mai 2013
Avatar von bjoernmg
Renault
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