Ein Vernunft-Auto, das wild sein möchte: Der Skoda Octavia RS bekommt einen Sportanzug und flinke Beine. Trotzdem behält er seine Manieren. Wir sind ihn gefahren.
Goodwood – Ein Familienauto darf unvernünftig sein. Ein bisschen. Nur nicht zu laut, denn das nervt den Nachwuchs. Und nicht zu hart, sonst schmerzt das Steißbein. Aber schick und schnell – und bitte trotzdem sparsam. Ein Wölfchen im Wolfspelz also. Ein solches Raubtierchen kommt aus Tschechien: Es heißt Skoda Octavia RS und wird bereits seit 13 Jahren verkauft. Noch in diesem Monat kommt die Neuauflage der flinken Familienkutsche. Skoda Octavia RS: mehr Platz, mehr LeistungAnalog zur Neuauflage des Octavia und des Octavia Combi bietet der Innenraum des RS mehr Platz als der Vorgänger. Quelle: Skoda Elf Zentimeter mehr Radstand bedeuten mehr Beinfreiheit in der zweiten Reihe sowie 590 (Limousine) bzw. 610 Liter (Combi) Laderaum. Vorne gibt es ein neues Sport-Gestühl mit schlanken Formen und sanftem Seitenhalt. Trotz der flachen Bauweise des Panoramadachs wird es unter der Scheibe eng: Ab 1,90 Meter Körpergröße sollte man auf dieses Extra (950 Euro) verzichten. Antriebsseitig bedienen sich die Tschechen weiterhin bei der Konzernmutter in Wolfsburg. Golf GTI und GTD stiften die Aggregate für Benzin- und Diesel-Version des Octavia RS. Besonders der drehfreudige Turbobenziner passt toll zum Skoda: 220 PS und 350 Newtonmeter beschleunigen den 1,4 Tonnen schweren Combi in 6,9 Sekunden auf Tempo 100. Die Limousine ist 20 Kilogramm leichter und eine Zehntelsekunde schneller. Sound-Generator und DifferenzialsperreQuelle: Skoda Ein Performance-Paket mit 10 PS mehr Leistung wie beim Golf GTI wird es im Skoda nicht geben. Das macht nichts, denn der Motor bewegt den Octavia RS mühelos und leichtfüßig. In schnellen Kurven hilft eine elektronische Differenzialsperre – sie bremst die kurveninneren Räder ab und stabilisiert das Auto. Auf dem NEFZ-Prüfstand trinkt der Benzin-RS 6,2 Liter pro 100 Kilometer. Auf der Testfahrt waren es 8 Liter bei ruhiger Fahrweise, 14 mit ambitioniertem Gasfuß. Akustisch lässt sich der Octavia RS jedoch nur wenig anmerken. Die beiden großen Endrohre in der Heckschürze machen Eindruck, produzieren aber keinen Klang. Der kommt aus der Spritzwand: Auf Wunsch lässt ein Sound-Aktuator den Innenraum brummen. Das klingt aber synthetisch und passt nicht zum Octavia. Der Diesel will kein Sportler seinBesonders beim Diesel wirkt der Sound deplatziert. Für ein kurzes Drehzahlband klingt er zu aggressiv. Quelle: Skoda Überhaupt passt der Selbstzünder nicht in ein Top-Modell mit sportlicher Note. Er spricht schnell an und dreht willig hoch, sein Drehmoment fällt dann aber abrupt ab und lässt ihn träge wirken. Seine 184 PS und 380 Newtonmeter eignen sich viel besser zum Gleiten. Ohne ständige Belastung durch den Gasfuß läuft der Ölbrenner ruhig und sparsam, er erreicht sogar die Werksvorgabe von 4,6 Litern im Combi. Im Mittel trinkt er etwa 6 Liter pro 100 Kilometer. An Steigungen spielt er seine Kraft aus und klettert mühelos die Strecke hinauf. Die Preisliste für den Octavia RS startet bei 29.390 Euro für die Limousine mit dem TSI-Motor. Der Combi kostet 650 Euro mehr. Für den Diesel werden mindestens 29.890 Euro fällig. FazitDer Octavia wird durch schicke Spoiler, große Räder und stärkere Motoren nicht zum Athleten. Aber das ist nicht seine Aufgabe. Er bleibt ein geräumiger Kompaktwagen und bekommt mit besserem Handling und souveräner Leistungsentfaltung eine sportliche Note. Die steht ihm sehr gut. Update: Skoda rüstet den Octavia RS TDI optional mit Allradantrieb aus. Skoda Octavia RS: Technische DatenDer Combi mit TSI
Die Limousine mit TDI
Quelle: MOTOR-TALK |