Am Donnerstag wird es wichtig in Wolfsburg, wieder mal. Dann will Matthias Müller die neue Konzern-Strategie für die nächsten Jahre vorstellen. Sie soll bis 2025 tragen.
Quelle: picture alliance / dpa Wolfsburg - Elektromobilität, Digitalisierung, mehr Eigenständigkeit der zwölf Konzernmarken - das sind die Eckpfeiler, die VW-Chef Matthias Müller bereits eingeschlagen hat. Was darunter genau zu verstehen ist, will er am Donnerstag Mittag bekanntgeben. In einer einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz in der Wolfsburger Autostadt wird Müller die "Strategie 2025" vorstellen. Die neuen Vorgaben lösen die bislang gültige "Strategie 2018" ab. Sie war von Müllers Vorgänger Martin Winterkorn ausgerufen worden und sah unter anderem vor, den Zwölf-Marken-Konzern zum größten Autohersteller der Welt zu machen. Davon wird Müller abrücken. Dem Konzern steht, wie anderen Autobauern, ein Paradigmenwechsel ins Haus. "Wenn wir jetzt die richtigen Dinge tun, und wenn wir sie richtig tun, dann hat unser Unternehmen großartige Chancen für die Zukunft. Davon bin ich überzeugt", sagte Müller im Mai bei einer Managertagung in Wolfsburg. Im Anschluss an den Termin am Donnerstag will er bei einer Konferenz der Top-Führungskräfte erneut für seine Strategie werben. Die Wolfsburger sollen nicht mehr nur Autos verkaufen, sondern auch mit Dienstleistungen rund um die Mobilität die Rendite steigern. Dies sei auch nötig als Antwort auf die automobilen Pläne von Apple oder Google. An der Strategie arbeitet VW intensiv seit einem halben Jahr: "Insgesamt arbeiten seit Jahresbeginn über 250 Kolleginnen und Kollegen an der neuen 2025", sagte Müller kürzlich. Federführend an Müllers Seite stehen mit Thomas Sedran und Johann Jungwirth zwei neue Manager, die erst ein halbes Jahr an Bord sind. Auf dem Prüfstand: Randaktivitäten und BeteiligungenEs kann allerdings nicht nur um neue Technologien und Geschäftsfelder gehen. VW muss gleichzeitig die größte Krise seiner Geschichte bearbeiten und die Kosten in den Griff bekommen. Ein Ansatz sickerte bisher durch: Kreisen zufolge will VW mit der Bündelung des Komponentengeschäfts Geld sparen. VW wolle die für die Teilefertigung zuständigen Einheiten aller Marken in eine einzige überführen. Die Maßnahme würde 70.000 Mitarbeiter an mehr als zwei Dutzend Standorten weltweit betreffen. Auch die Trennung von Randaktivitäten werde geprüft, berichtete die Nachrichtenagentur. Dazu zählen beispielsweise Schiffsmotoren. Der VW-Vorstand habe die Pläne dem Aufsichtsrat am Dienstag vorgelegt. Möglich sei eine Bekanntgabe im Rahmen der neuen Strategie an diesem Donnerstag. Durch ein einziges Management und eine einheitliche Strategie sollten Kosten gespart und die Effizienz gesteigert werden. Selbst eine Trennung von einzelnen Marken ist Bloomberg zufolge im Gespräch. VW wolle das Beteiligungsportfolio prüfen, was auch zu Verkäufen führen könne. Dazu gehörten die Motorrad-Marke Ducati, das Turbo- und Dieselgeschäft von MAN sowie MAN Renk. Selbst ein Verkauf der kompletten Truck-Sparte mit MAN und Scania sei möglich. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen. Gerücht: Porsche und Piech wollen Dividende verhindernDie Aufarbeitung der Diesel-Manipulationen wird Milliarden verschlingen, das Geld fehlt dem Konzern bei dringend benötigten Investitionen. VW will seinen Aktionären trotz der aktuellen Verluste eine (deutlich geschrumpfte) Dividende für das Jahr 2015 zahlen. Aber wollen die Eigentümer das Geld überhaupt? Am kommenden Montag wird die Porsche SE Holding „Reuters“ zufolge auf ihrem Aktionärstreffen darüber abstimmen, ob eine Dividendenausschüttung blockiert werden soll. Die Porsche Holding hält 52 Prozent der stimmberechtigten Anteile an VW und wird von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert. Damit würde sich die Familie gegen andere Aktionäre stellen, unter anderem gegen Katar. Die Entscheidung könnte mehr bewirken als nur schlechte Stimmung bei den Aktionären. Die Halter von VW-Vorzugsaktien besitzen derzeit kein Stimmrecht. Das würde sich nach deutschem Recht ändern, wenn zwei Jahre in Folge keine Dividende ausgeschüttet wird. Das würde nach Einschätzung von Analysten zwar den Einfluss der Familien Porsche und Piëch reduzieren – aber nur in geringem Umfang. Das Land Niedersachsen dagegen würde deutlich an Einfluss verlieren, wenn die Vorzugsaktionäre Stimmrecht erhalten. Das wiederum könnte den Arbeitnehmerflügel schwächen. Kritiker haben Niedersachsen oft vorgeworfen, die Interessen der Arbeitnehmer und Standorte über den wirtschaftlichen Erfolg zu stellen. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Quelle: m. Material v. dpa; Bloomberg; Reuters; bmt |