• Online: 1.469

Ford Granada L mit 2,0 V6 - Glückwunsch, Du Dicker aus Köln

verfasst am

Bei Ford hagelt es 2012 Jubiläen: 60 Jahre Weltkugel-Taunus, 50 Jahre 12M P4, 30 Jahre Sierra und 40 Jahre Kultkarre Granada. Ausfahrt im dicken Kölner.

Köln - Die Motorhaube streckt sich über die ganze Breite der Fahrbahn, scheinbar endlos. Der Blick schweift weiter bis zum Ende der Motorhaube, wo die Ausläufer des glänzenden Schriftzuges erahnen lassen: Das Dickschiff ist ein Ford und zwar ein Granada der ersten Serie.

Amerikanisch angehauchtes Design Amerikanisch angehauchtes Design Der MK 1 wurde von 1972 bis 1977 gebaut und sollte Ford wieder in die Oberklasse bringen. Das gelang allerdings nur bedingt. Zwar wurde der „Granni“ schnell beliebt, doch Kunden von Nobelmarken konnte der Kölner Dicke nur bedingt begeistern. Die Türen fielen eben doch nicht ganz so satt ins Schloss wie beim Mercedes /8. Dafür gab es robuste, kraftvolle Sechszylinder und ein neuentwickeltes Fahrwerk, das viel besser war als jenes im Opel Commodore. Der Ford hat Einzelradaufhängung an der Hinterachse.

70er-Muff und Radioknistern

Dass die damals so beliebten V6 im dicken Granada etwas mehr schluckten als so mancher Vierzylinder der Konkurrenz sei an dieser Stelle erwähnt, mehr nicht. Dafür genossen Fahrer jeden Meter in ihrem Ford dank tollem Raum und sattem Sound.

Innenraum nach der Modellpflege '74 Innenraum nach der Modellpflege '74 Die Welt der Oberklasse von Ford war früher vor allem weich. Weich ist nicht nur das Fahrwerk, weich sind im Granada vor allem die Sitze. Obwohl man auf ihnen thront, ziehen sie einen tief ins Polster. Sie riechen nach 70er-Jahre-Muff und dieser Geruch entspannt so sehr, weil er den Duft des vertrauten Gestern in sich trägt. Zwischen Echtholzimitat und Chrom, herrlichen Brauntönen und Radioknistern fällt man in Lümmelhaltung und genießt die Zeitreise im 40 Jahre alten Auto.

Sechszylinder satt

Mit 2,0-Liter-V6 sind 90 PS drin Mit 2,0-Liter-V6 sind 90 PS drin Der Sechszylinder mit zwei Litern Hubraum läuft entspannt im Hintergrund und will nicht unbedingt, dass seine 90 PS sofort aus dem Stall gelassen werden. Schon in der Stadt kann man schnell in die dritte oder gar vierte Fahrstufe wechseln und den Ritt in der 4,57 Meter langen Sänfte genießen. Dann schnorchelt der Fallstromvergaser zufrieden vor sich hin und verteilt bei guter Einstellung und sanftem Gasfuß lediglich um die 10 Liter Sprit auf 100 Kilometer.

Neben der viertürigen Limousine standen in den 70ern ein Kombi, eine zweitürige Fließhecklimousine und eine zweitürige Stufenhecklimousine zur Wahl. Das Motorenprogramm umfasste beim Granada und dem preiswerteren Consul bis zu neun Triebwerke, darunter einen 3,0-Liter-Essex-V6. Vor allem der Turnier genannte Kombi war ein großer Wurf und galt damals als größter Familien- und Freizeittransporter. Dank dem 2,8-Liter-Einspritzer mit bis zu 150 PS konnte man es auf der Autobahn sogar mit Statussymbolen der deutschen Konkurrenz aufnehmen.

Lieber lässig unterwegs

Ein Renner ist der 1,2 Tonnen schwere Kölner mit dem kleinen 2,0-Liter-Sechszylinder allerdings nicht. Auch bei rücksichtsloser Beschleunigung benötigt die Limousine 15 Sekunden auf Tempo 100, Schluss ist bei 155 km/h, die sich heute aber wie 200 km/h anfühlen. Es rauscht um die A-Säule und der Motor winselt um Gnade. Nur mit Mühe und viel Kraft lässt sich der Granni mit dem dünnen Bakelit-Lenkrad in der Spur halten. Wie ein Kaninchen auf der Flucht will der Ford immer wieder Haken schlagen. Dabei jaulen die schmalen 175er Reifen um die Wette und das Lenkrad verlangt nach einem beherzten Griff.

Auf die nächsten 40! Auf die nächsten 40! Lässiger und gemütlicher ist dagegen das Cruisen unter 100 km/h, den Wind durch die 70er Jahre Karosse ziehen zu lassen und sich an den Weiten der Motorhaube und am Armaturenbrett erfreuen. Der Anschnallgurt schlabbert dabei über dem Körper und Passanten halten bei der Vorbeifahrt freudig den Daumen in der Höhe. Auch wenn Ford damals nicht alle Interessenten der Oberklasse überzeugen konnte, heute können sie es. Zumindest mit dem Granada.

Vor allem die Topmodelle mit GXL- oder Ghia-Ausstattung und V6 bieten viel Komfort für wenig Geld. Der magere Consul kostete bei der Einführung 1972 als Coupé 9.830 Mark, den Granada gab es ab 11.965 Mark. Heute muss man für gute Fahrzeuge mindestens 4.000 Euro einplanen. Ob Consul oder Granada ist dabei egal, der Preis hängt an Motor und Karosserieform.

 

Quelle: spotpress

Avatar von spotpressnews
63
Diesen Artikel teilen:
63 Kommentare: