Bei Ford hagelt es 2012 Jubiläen: 60 Jahre Weltkugel-Taunus, 50 Jahre 12M P4, 30 Jahre Sierra und 40 Jahre Kultkarre Granada. Ausfahrt im dicken Kölner. Köln - Die Motorhaube streckt sich über die ganze Breite der Fahrbahn, scheinbar endlos. Der Blick schweift weiter bis zum Ende der Motorhaube, wo die Ausläufer des glänzenden Schriftzuges erahnen lassen: Das Dickschiff ist ein Ford und zwar ein Granada der ersten Serie. 70er-Muff und Radioknistern Dass die damals so beliebten V6 im dicken Granada etwas mehr schluckten als so mancher Vierzylinder der Konkurrenz sei an dieser Stelle erwähnt, mehr nicht. Dafür genossen Fahrer jeden Meter in ihrem Ford dank tollem Raum und sattem Sound. Sechszylinder satt Neben der viertürigen Limousine standen in den 70ern ein Kombi, eine zweitürige Fließhecklimousine und eine zweitürige Stufenhecklimousine zur Wahl. Das Motorenprogramm umfasste beim Granada und dem preiswerteren Consul bis zu neun Triebwerke, darunter einen 3,0-Liter-Essex-V6. Vor allem der Turnier genannte Kombi war ein großer Wurf und galt damals als größter Familien- und Freizeittransporter. Dank dem 2,8-Liter-Einspritzer mit bis zu 150 PS konnte man es auf der Autobahn sogar mit Statussymbolen der deutschen Konkurrenz aufnehmen. Lieber lässig unterwegs Ein Renner ist der 1,2 Tonnen schwere Kölner mit dem kleinen 2,0-Liter-Sechszylinder allerdings nicht. Auch bei rücksichtsloser Beschleunigung benötigt die Limousine 15 Sekunden auf Tempo 100, Schluss ist bei 155 km/h, die sich heute aber wie 200 km/h anfühlen. Es rauscht um die A-Säule und der Motor winselt um Gnade. Nur mit Mühe und viel Kraft lässt sich der Granni mit dem dünnen Bakelit-Lenkrad in der Spur halten. Wie ein Kaninchen auf der Flucht will der Ford immer wieder Haken schlagen. Dabei jaulen die schmalen 175er Reifen um die Wette und das Lenkrad verlangt nach einem beherzten Griff. Vor allem die Topmodelle mit GXL- oder Ghia-Ausstattung und V6 bieten viel Komfort für wenig Geld. Der magere Consul kostete bei der Einführung 1972 als Coupé 9.830 Mark, den Granada gab es ab 11.965 Mark. Heute muss man für gute Fahrzeuge mindestens 4.000 Euro einplanen. Ob Consul oder Granada ist dabei egal, der Preis hängt an Motor und Karosserieform.
Quelle: spotpress |
