Ein Auto darf gerne schnell, sportlich und emotional sein. Auf der Urlaubsreise wünscht sich ein Familienvater aber vor allem eins: Seine Ruhe. Die findet er im Octavia.
Kitzbühel – Das Prinzip „Familienurlaub mit dem eigenen Auto“ hat sich über Jahrzehnte kaum verändert: Der Innenraum riecht nach selbst geschmierten Broten, hart gekochten Eiern und Bananen. Papa schwitzt, Mutti will ein Eis und die Kinder streiten eingequetscht zwischen einer großen Reisetasche auf der Rückbank. Škoda Octavia Combi: kompakte MittelklasseQuelle: Škoda Für all diese Enge-Geschädigten Mitreisenden baut Škoda den neuen Octavia Combi. So groß war die tschechische Kompakt-Klasse noch nie: Der Radstand wächst auf 2,68 Meter – im Vergleich zum Vorgänger also um elf Zentimeter, die fast vollständig den Fond vergrößern. Selbst mit meinen 1,90 Metern Körpergröße auf dem Fahrersitz bleibt hinter mir genug Platz für einen hypothetischen Zwilling. Kopf, Schultern, Knie und Füße haben auf allen äußeren Sitzplätzen viel Raum. Nur mit dem Panoramadach (Aufpreis: 950 Euro) wird es eng am Scheitel. Nach außen gibt sich der Octavia trotz der neuen Größe bescheiden. Mit einer Gesamtlänge von 4,66 Metern ist er zwar acht Zentimeter länger als der Vorgänger, aber näher am Golf Variant (4,56 Meter) als am Passat (4,77 Meter). Der Kofferraum bleibt mit einem Volumen von 610 Litern auf dem Niveau des Vorgängers und überbietet auch mit umgeklappter Rücksitzbank die beiden Wolfsburger deutlich. Praktisch: Unter dem doppelten Kofferraumboden lassen sich Dachträger klapperfrei verstauen. Mit umgelegtem Beifahrersitz passt Sperrgut mit fast drei Metern Länge in den Octavia Combi. Das bedeutet: Genug Platz für Mode- und Kosmektikartikel einer heranwachsenden Tochter. Oder für einen Ikea-Besuch. Tschechische Hausmannskost mit deutschen ZutatenSeine Lastesel-Qualitäten lässt sich der Octavia Combi aber nicht anmerken. Der Kunststoff an Türtafeln und Armaturenbrett wirkt zwar eher zweckmäßig als edel, fühlt sich aber im Vergleich zum kleinen Bruder Rapid angenehm und hochwertig an. Instrumente und Schalter sind klar gegliedert, das Infotainment-System aus dem VW-Konzern-Baukasten kann alles zwischen klein („Blues“, ohne Aufpreis) und Kino („Columbus“, 2.570 Euro Aufpreis). Nur die Bedienung per Touch-Screen ist während der Fahrt mangels haptischer Rückmeldung gewöhnungsbedürftig. Unter der Haube arbeitet Bewährtes aus Wolfsburg. Mein Testwagen ist mit dem 180 PS starken 1,8-Liter Turbo-Benziner der vorerst stärkste in der Flotte – der Octavia RS mit einem 2,0-Liter TSI-Motor und 220 PS sowie der RS TDI mit 184 PS kommen erst im Herbst. Herrliche Ruhe im InnenraumQuelle: Škoda Mein Flaggschiff auf Zeit protzt deshalb nicht mit Sportwagen-Ambitionen. Er beschleunigt und fährt flink, aber unauffällig und vor allem ruhig. Den Vierzylinder höre ich kaum, nur bei hohen Drehzahlen dringt der Wunsch nach einem Gangwechsel an mein Ohr. Zusammen mit dem komfortablen Fahrwerk entsteht im Innenraum jene Ruhe, die sich jeder Familienvater auf Urlaubsfahrt wünscht. Nur Reifen und Wind stören die Stille. Das beeindruckt meinen Kollegen auf dem Beifahrersitz so sehr, dass er für einige Minuten einnickt. Wenn es doch nur immer so einfach wäre… Der ebenfalls getestete 2,0-Liter TDI mit 150 PS kann dem Benziner in Punkto Fahrleistung und Laufruhe nicht die Stirn bieten. Das dieseltypische Nageln kommt in allen Drehzahlbereichen im Innenraum an. Er beschleunigt in 8,6 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und ist damit 1,2 Sekunden langsamer als der Benziner, beide erreichen Höchstgeschwindigkeiten jenseits der 200-km/h-Marke. Auf meinen Testfahrten trinkt der Benziner rund 7,5 Liter (NEFZ: 6,1) pro 100 Kilometer, der Diesel begnügt sich mit 5,5 (NEFZ: 4,2) Litern. Škoda Octavia Combi 4x4Quelle: Škoda Im Sommer 2013 ergänzt Škoda die Allrad-getriebene Version des Octavia. Für rund 1.800 Euro Aufpreis rüsten die Tschechen 1,6-Liter-TDI, 2,0-Liter-TDI und 1,8-Liter-TSI mit dem Haldex-5-Allradstrang aus, der auch in VW Golf und Audi A3 Verwendung findet. Die Ausstattungslinie Ambition ist im Aufpreis enthalten. Auf einer ersten kurzen Testfahrt auf einem abgesperrten Waldstück überzeugt das Allrad-System mit guter Traktion. Leider fühlt sich der 105 PS starke 1,6-Liter-TDI zu schwach für eine zweite Antriebsachse an. Den höchsten Nutzwert hat der Allrad-Antrieb beim großen Diesel: Der Octavia 4x4 2,0 TDI bietet eine Anhängelast von 2,0 Tonnen – 400 Kilogramm mehr als der Fronttriebler. Der Allrad-Octavia kommt allerdings nur als Combi. Škoda Octavia Combi: Technische Daten
Quelle: MOTOR-TALK |