Ablasshandel im US-Abgas-Skandal? Der VW-Konzern könnte laut Medienberichten eine Milliarden-Klage beilegen, indem er Umweltfonds einrichtet und eine E-Auto-Fabrik baut.
Washington - Ein bisschen beichten und ein frommes Werk tun. Katholiken kennen das als Ablass. Vergebung der Sünden verschafft das nicht unbedingt, aber Sündenstrafen werden erlassen. Laut Medienberichten könnte Volkswagen in den USA im Abgas-Skandal eine ähnliche Praxis helfen. Demnach verhandelt VW mit den US-Behörden über die Einrichtung zweier Umweltfonds und den Bau einer Fabrik für Elektroautos. Einer der Fördertöpfe solle zugunsten von klimafreundlichem Personenverkehr im ganzen Land aufgelegt werden, der andere zugunsten emissionsfreier Fahrzeuge im Staat Kalifornien. Dies meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf Insider. Quelle: dpa/picture alliance Volkswagen würde der Handel helfen, eine von vielen Klagen beizulegen. Das US-Justizministerium hatte im Januar im Auftrag des Umweltamts EPA Zivilklage gegen VW eingereicht. Es geht um Verstöße gegen das Luftreinhaltegesetz "Clean Air Act". Theoretische Höchststrafe für VW: 46 Milliarden Dollar (40,7 Mrd Euro). Die Umweltfonds könnten ein Schlüssel sein, um hier einen Vergleich zu schließen. Ultimatum des US-Richters läuft am 24. März abDie Gespräche dauern laut dem Bericht noch an, viele Details seien noch ungeklärt. Die EPA wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Eine VW-Sprecherin erklärte, dass das Unternehmen im Sinne einer raschen Lösung voll mit den Behörden kooperiere. Das Justizministerium in Washington und die kalifornische Umweltbehörde Carb waren zunächst nicht für Stellungnahmen erreichbar. Der Konzern steht unter hohem Zeitdruck: Am 24. März läuft das Ultimatum eines US-Richters aus, bei dem Hunderte Zivilklagen geschädigter Dieselbesitzer und Autohändler sowie die Milliardenklage des Ministeriums gebündelt sind. Rückkauf und Verschrottung von Diesel-Autos?Dass VW bis zum Ablauf der Frist am kommenden Donnerstag eine Einigung mit den US-Regulierern erzielt, gilt als unwahrscheinlich. VW muss eine Lösung finden, um in den Vereinigten Staaten fast 600.000 Autos umzurüsten. Diese sind mit einer Manipulations-Software versehen, um bei Emissionstest zu betrügen. Da ein Software-Update zur Beseitigung der Manipulationen ebenso wenig reiche wie der Einbau eines neuen Katalysators, wird nach Informationen der "Wirtschaftswoche" aus Verhandlungskreisen eine große Alternative diskutiert. Diese Lösung soll angeblich den Bau einer Fabrik für Elektroautos, den Rückkauf und die Verschrottung von Dieselwagen sowie den Kauf von Verschmutzungsrechten für Stickoxide vorsehen. Die Menge der Schadstoffe, die dabei zugrunde gelegt werde, stehe aber angeblich noch ebenso wenig fest wie die zu zahlende Summe. In Konzernkreisen gehe man jedoch bereits davon aus, dass es "richtig teuer" werde. |