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Fiat 500E Karabag - Hamburg hängt Kalifornien ab

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Was bald durch Kalifornien rollt, gibt es in Hamburg schon lange. Einen elektrischen Fiat 500. Gebaut wird der Wagen vom Fiat-Händler Karabag, getestet wird er von uns.

Fiat 500E? Gibt es doch schon lange. Von Karabag. Wir sind ihn gefahren. Fiat 500E? Gibt es doch schon lange. Von Karabag. Wir sind ihn gefahren.

Berlin – In Kalifornien tickt die Autowelt grüner als sonst wo auf dieser Erde. So grün, dass Fiat in diesem amerikanischen Staat sogar den 500er anbietet. Für Amerikaner ein Kleinst-Mini-Auto. Aber, und das ist in Kalifornien derzeit so gefragt wie Sonne in Deutschland, mit Elektro-Antrieb.

In ein paar Wochen bringt Fiat den 500E in Kalifornien auf den Markt – und zwar nur in Kalifornien. Ein Auto nur für einen einzigen Bundesstaat? Verrückt. Wo es ein ähnliches Auto doch schon längst in Deutschland gibt. Den Karabag new 500E aus Hamburg.

Fiat-Händler Sirri Karabag aus Hamburg pflanzte einen Gabelstaplermotor in den Fiat 500. Fertig war das E-Mobil. Fiat-Händler Sirri Karabag aus Hamburg pflanzte einen Gabelstaplermotor in den Fiat 500. Fertig war das E-Mobil.

BLECH & FORM

Bevor es ans Blech geht, ein Wort zum Business. Sirri Karabag, deutsch-türkischer Autohändler aus Hamburg und größter Fiat-Händler Deutschlands hat den Italienern in der Heimat und denen in Amerika etwas voraus. Sein Elektro-500 surrt schon lange fehlerfrei über deutsche Straßen. Als Nissan Leaf, Renault Twizzy und Co. noch auf den ersten Funken Strom warteten, da packte Sirri Karabag einen Gabelstaplermotor in einen Fiat 500. Fertig war der erste, kleine, kaufbare Elektro-Flitzer mit vier Sitzen. 2010 erreichte Karabag einen Marktanteil von rund 50 Prozent bei den E-Autos.

Von außen erkennt man den Karabag-500er nur am Karabag-Logo, das über dem Fiat-Emblem klebt. Leichter identifiziert man ihm am Klang. Denn er fährt flüsterleise. Auf meiner ersten Fahrt schaut mir und dem Karabag eine Gruppe Mädels hinterher, die gerade aus dem Fitnessstudio stolpert. Männern wird in diesem Frauenauto offenbar Aufmerksamkeit geschenkt. Vor allem, wenn sie eher mit Aussehen (das Auto) punkten als mit Getöse.

KOFFER & RAUM

Innen ist alles wie im Serien-500er. Lediglich der Wahlhebel für das einstufige Getriebe des Karabag wurde getauscht. Und es gibt einen kleinen grünen Knopf für die Bioethanol-Standheizung. Sie entlastet im Winter die Batterie.

Ansonsten ist alles Fiat. Das Lenkrad fühlt sich hohl an, glänzendes Plastik überall. Aber Farben und Formen haben Stil. Vorne sitzt man o. k., hinten eng, dahinter bleibt 185 Liter Kofferraumvolumen. Wo früher die Reserveradmulde war, befindet sich die 11 kWh starke Lithium-Polymer-Batterie.

Die Ladenase des Karabag. An der Haushaltssteckdose ist der Hamburger Flitzer nach 5-6 Stunden vollständig geladen. Die Ladenase des Karabag. An der Haushaltssteckdose ist der Hamburger Flitzer nach 5-6 Stunden vollständig geladen.

KRAFT & QUELLE

Als Kraftquelle dient dem Karabag ein asynchroner Drehstrommotor, wie er in Gabelstaplern von Still oder Linde arbeitet. Das hört sich lustig an und ist es auch. Zum Beispiel, als ich versuche, die steilen Rampen einer Tiefgarage im City-Mode zu erklimmen. In diesem Modus fährt der Karabag maximal 70 km/h, die Lenkung ist leichtgängiger und die Beschleunigung schwächer. Die Auffahrten werden zur zittrigen Kletterpartie. Zäh zieht sich der Karabag nach oben. Tja, Bedienerfehler.

Diese Einstellung dient vor allem dazu, die Batterie zu schonen. Im normalen Modus packt der Karabag das locker und fährt maximal 105 km/h schnell. Dann ist die Beschleunigung gut, mit dem direkt anstehenden Drehmoment flitzt das Autochen flott umher.

Rund 100 Kilometer schafft der Elektro-500, wenn der Akku voll ist. Für den Alltag genug, wenn man einen Stromanschluss zur Verfügung hat. Aktuell können das andere E-Autos auch kaum besser.

Mit der Rekuperation, dem Sammeln von Energie beim Bremsen, verzögert der Karabag stärker als der normale Fiat-Benziner.

Die Lithium-Polymer-Batterie befindet sich dort, wo früher die Reserveradmulde war. Die Lithium-Polymer-Batterie befindet sich dort, wo früher die Reserveradmulde war.

FAHR & SPASS

Beim Karabag stehen 148 Newtonmeter stets direkt bereit. Von 0 auf 50 km/h braucht der 20 kW (27 PS) starke Karabag 8,5 Sekunden, mit einem Nissan Leaf (280 Newtonmeter, 80 kW) ist man heute allerdings flotter unterwegs.

Im Alltag und im Alltags-Modus stört am Mini-E-Mobil eigentlich nur, dass es im Rückwärtsgang tatsächlich zu langsam fährt. Das nervt beim Einparken.

ENDE & URTEIL

2010 machte der Karabag 500E Schlagzeilen. Als erstes Elektroauto war er günstiger als sein Benziner-Pendant – wenn man ein spezielles Leasing-Programm nutzte. Das gibt es heute nicht mehr. Auch der Karabag leidet noch unter den typischen Elektroproblemen: kurze Reichweite, zu lange Ladezeiten, sehr hoher Grundpreis. Der 500E kostet mindestens 34.999 Euro.

Dass der Karabag von einem kleinen Mittelständler aus Hamburg stammt, heißt allerdings nicht, dass man schlecht versorgt ist. Wenn an diesem Elektro-Antriebsstrang etwas nicht stimmt, bekommt man Hilfe an 800 Still-Servicestellen in Deutschland. Karabags Auto hat vielleicht nicht die Antworten auf die aktuellsten Fragen der Elektromobilität. Es ist aber ein Statement. Eines wie zum Beispiel dieses hier: Kalifornier, von Hamburgern könnt ihr noch was lernen.

Technische Daten: Karabag new 500E

  • Motor: Asynchroner Drehstrommotor der Kion Gruppe (Linde, Still)
  • Batterie: Lithium-Polymer-Batterie von Dow Kokam
  • Batteriekapazität: 11 kWh
  • Leistung: 20 kW (27 PS)
  • Höchstgeschwindigkeit: 105 km/h
  • Drehmoment: 148 Nm
  • Beschleunigung 0-50 km/h: 8,5 s
  • Reichweite: 100 km
  • Ladezeit 230 V: 5 bis 6 h
  • Breite x Länge x Höhe in m: 1,63 x 3,55 x 1,49
  • Leergewicht: 1.050 kg
  • Preis: ab 34.999 Euro

 

Quelle: MOTOR-TALK

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