Millionen Rückrufe zehren an den Nerven des Honda-Managements. Nun greift der Vorstand durch: Honda streicht alle mittelfristigen Absatzziele aus den Planungen.
Tokio/Japan – Dieser Satz klingt zunächst wie eine Phrase: Mehrere Rückrufwellen haben die Honda-Zentrale in Tokio erschüttert. Ist er nicht. Der Satz beschreibt nur die Situation beim japanischen Autohersteller. Wie erschüttert man dort ist, wurde bereits im Oktober 2014 deutlich. Damals entschuldigte sich das Honda-Management öffentlich nach dem fünften Rückruf des Honda Fit Hybrid in Folge. Konzernchef Takanobu Ito kürzte sein Gehalt um 20 Prozent und die Gehälter seiner Vorstandskollegen um 10 Prozent. Begründung: „Qualitätsbedingte Gehaltskürzung“. Weltweit rief Honda 13 Millionen Fahrzeuge zurück, wegen fehlerhafter Airbags des Zulieferers Takata. Nach eigenen Angaben verschwieg Honda zudem in den USA binnen 11 Jahren 1.700 Todes- und Verletzungsfälle, die wegen der Mängel entstanden sein könnten. Die US-Regierung verhängte eine Rekordstrafe in Höhe von 70 Millionen Euro. Wachstum kein Hauptziel mehrFür den Manager Takanobu Ito sind diese Vorfälle untragbar. Auch das ist keine Phrase, das machte der Honda-CEO am Freitag in einer Ansprache deutlich. Bei den symbolischen Gehaltskürzungen bleibt es nicht: Honda habe alle weltweiten Verkaufsziele ersatzlos aus den Geschäftsplänen gestrichen, sagte Ito nach Angaben der US-Agentur Bloomberg. Quelle: dpa/Picture Alliance Bisher wollte Honda bis 2017 den weltweiten Absatz auf sechs Millionen Autos pro Jahr steigern. Der Druck, das Ziel zu erreichen, hat nach Ansicht des Managements zu den Qualitätsproblemen bei Honda beigetragen. Es werde deshalb vorerst keine Absatzziele mehr in den Planungen der Honda Motor Co. geben. Herr Ito steigt auf die KisteDer 61-jährige Ito kündigte an: Wachstum sei ab sofort "kein Hauptziel mehr" für seinen Konzern. Vielmehr müsse Honda „zurück zu den Wurzeln“. Firmengründer Soichiro Honda habe die Qualität der Arbeit seiner Angestellten von einer Mandarinenkiste aus überwacht.
Auch Takanobu Ito will sich im November in einem Honda-Werk auf eine Mandarinenkiste stellen. Und so Honda auf die neue Linie einschwören: Qualität zuerst. Dass Symbole dafür nicht reichen, weiß man natürlich bei Honda. Deshalb gibt es mit Koichi Fukuo erstmals einen Vorstand für Qualität im Autosektor, mit weitreichendem EInfluss in der Entwicklungsabteilung.
Quelle: Bloomberg |