Detroit – Was haben das erste Buch Mose, eine britische Pop-Band, eine Lamborghini-Studie und ein koreanisches Mittelklassemodell gemeinsam? Richtig, sie alle heißen Genesis. Das ist altgriechisch und heißt Entstehung. Von der Entstehung der Erstgenannten wissen wir wenig. Von der des neuen Hyundai wissen wir, dass sie 340 Millionen Euro gekostet und vier Jahre gedauert hat. Auf der Auto Show in Detroit haben wir uns die neue Limousine einmal genauer angeschaut.
Worum geht’s?
Um die obere Mittelklasse, das Segment mit hoher Marge, anspruchsvollen Kunden und prestigeträchtiger Konkurrenz. Modelle aus Asien haben es in diesem Umfeld traditionell sehr schwer, zumindest bei uns. Das liegt vor MOTOR-TALK Redakteurin Sabine Stahl hat sich den Genesis genauer angeschaut Quelle: MOTOR-TALK
allem an BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Audi A6. Kein Wunder, dass Hyundai die erste Generation des Genesis bislang hauptsächlich in Südkorea oder in den USA verkauft hat. Der Neue aber ist bereit für den Schritt über weitere Grenzen, reif für fremde Regionen, für Europa und Russland. Zumindest für einen Versuch.
Wo kommt’s her?
Aus Südkorea, Hyundais Heimatland. Dort wurde die Limousine entwickelt und auf der Rennstrecke getestet. Und da eine Businesslimousine heutzutage auch sportlich sein muss, ging es danach auch auf ein kalifornisches Testgelände und auf den Nürburgring. Dort wurde vor allem der optionale Allradantrieb (alternativ: Heckantrieb) mit elektronisch gesteuerter, variabler Drehmomentverteilung getestet. In der Regel werden 60 Prozent der Kraft an die Hinterräder geleitet, beim gemütlichen Cruisen schickt das System so viel Power wie möglich Richtung Heck. Das hilft beim Sparen. Das System ist an eine Mehrlenker-Hinterachse geknüpft und soll die Stabilität verbessern.
Was ist neu?
Der Schwung. Bislang war der Genesis eine schlicht und eher bieder gezeichnete Limousine. Mit bieder kann Chef-Designer Peter Schreyer allerdings nur wenig anfangen. Deshalb hat er die Designlinie Fluidic Sculpture weiterentwickelt und 2.0 getauft. Die Genesis Limousine ist das erste Modell, das sich an diese Linie hält. Das sieht gut aus, schwungvoll und elegant.
Der Innenraum des Genesis wirkt hochwertig wie bei einem BMW 5er, sogar der Drehregler in der Mittelkonsole dürfte so manchem Münchner bekannt vorkommen Quelle: Hyundai
Hinzu kommt ein gutes Platzangebot, laut Hyundai das beste in der Klasse. Bei den Außenmaßen mit fast fünf Metern Länge und einem Radstand von 3,01 Metern liegt er dicht am Konkurrenten BMW 5er.
Ebenfalls neu: Die Notbremsfunktion und eine CO2-Sensorsteuerung für den Innenraum, die bei zuviel schlechter Luft für mehr Sauerstoff rund um die Nase des Fahrers sorgt.
Generell ist der Genesis gut ausgestattet, ganz wie es sich für die obere Mittelklasse gehört. Mit an Bord sind ein Tot-Winkel-Warner, ein Spurhalteassistent und ein Kofferraumdeckel, der sich von allein öffnet, sobald jemand mit dem Schlüssel in der Tasche drei Sekunden lang neben dem Auto steht.
Wie fühlt er sich an?
In Europa, vor allem in Deutschland, steht die Konkurrenz der deutschen Premium-Fahrzeuge fest wie eine alte Eiche, das Image der Koreaner ist noch ein kleines Pflänzchen. Der neue Genesis wirft nun sein neues Blech in die Waagschale des Schwächeren und lässt das Zünglein ausschlagen, in Sachen Qualität, Design und Raumangebot.
Der Hyundai Genesis hat eine Heckklappe, die automatisch öffnet, wenn man mit dem Schlüssel in der Tasche drei Sekunden lang neben dem Auto steht Quelle: Hyundai
Die Limousine macht bei der ersten Sitzprobe einen 1A-Eindruck, alle Materialien sind hochwertig, das Leder weich, die Verarbeitung gut. Nirgendwo wackelt oder klappert es. Die obligatorische Uhr in der Mittelkonsole fehlt eben so wenig wie Echt-Holzdekor und Aluminium. Wenn dieser Innenraum hält, was seine Optik verspricht, dann ist der Hyundai eine echte Alternative für einen sicherlich deutlich günstigeren Preis.
Wann kommt er?
In Europa soll Genesis Nummer zwei erst im nächsten Jahr starten und das auch nur „in begrenzter Stückzahl“. Ein Probelauf. In den USA geht es dieses Jahr los, mit vier Motoren. Zur Wahl stehen ein 3,0-Liter-V6 mit 257 PS, ein 3.3 V6 mit 282 PS und der 3.8 V6 Motor mit 315 PS. Wer gerne mit acht Zylindern seine Geschäfte erledigt, kann den 4,0 Liter großen und 425 PS starken V8 bestellen. Alle Motoren sind an eine Achtgang-Automatik mit variabler Getriebeübersetzung gekoppelt. Welche Motoren in welchem Land verfügbar sind, entscheiden die Vorlieben der Kunden.