Erster Kontakt mit dem kommenden 5er BMW: Wir konnten in München einem Erlkönig dicht auf die Folie rücken. Was wir sahen, fühlten und wissen, lest Ihr in diesem Artikel.
München – „Das Fitz“ nennen es die Münchner BMW-Mitarbeiter. Das hört sich nach Club oder Kneipe an. Doch im „FIZ“ wird nicht gefeiert, sondern geforscht. Rund 12.000 Menschen entwickeln, designen, bauen und testen im „Forschungs- und Innovationszentrum“ die BMWs der Zukunft. Noch gehört dazu auch der kommende 5er – eines der wichtigsten Autos für BMW. Vom 5er verkauft BMW pro Jahr so viele wie 7er in einer ganzen Generation. In diesem Herbst wird die neue Generation vorgestellt. Wir konnten schon jetzt exklusiv einen genauen Blick auf das Auto werfen. Quelle: BMW Mitten im FIZ liegt das sogenannte „Werk 0“. Wer hinein will, muss seinen Ausweis vorzeigen und seine Handykamera abkleben, auch als BMW-Mitarbeiter. Designstudien, Prototypen und Vorserienautos, die mit bloßem Auge nicht vom fertigen Modell zu unterscheiden sind, könnte man hier fotografieren. Hin und wieder schlägt in letzter Zeit der Wachschutz „Dronen-Alarm“ – die Erlkönig-Fotografen haben aufgerüstet. Durch die großen Fenster versuchen sie, einen guten Schuss zu bekommen. Weltweit einzigartiges Messverfahren bei BMWEine Drone brauchen wir nicht. Gemeinsam mit einem Fotografen und Eduard Obst, Leiter Geometrische Analyse, Messtechnik und Cubing Gesamtfahrzeug, dürfen wir einem neuen 5er BMW aufs Blech rücken. Der wird gerade auf den Straßen um München getestet und dann hier in einer laut BMW weltweit einzigartigen Messzelle fit für die Serie gemacht. Wie das funktioniert erklärt uns Eduard Obst direkt am Auto: Zwei riesige Roboter-Arme kreisen um den 5er, stoppen an den auf das Blech geklebten „Markierungsknubbeln“ und scannen dann unter blauem Licht nach und nach das gesamte Auto ein. Das entstehende, anfangs sechs Gigabyte große 3D-Digitalmodell kann dann am Computer mit einem Ideal-5er verglichen werden. Stimmen die Spaltmaße und der Versatz an den Übergängen? Wo muss der Zulieferer noch mal ran, wo die Produktion aufpassen? Soll das Auto in den Windkanal, muss alles exakt sitzen. Quelle: BMW Früher erledigte diese Arbeit ein einzelner Roboterarm. Mit der neuen Anlage misst BMW heute doppelt so schnell und damit, sagt BMW, schneller und präziser als jeder andere Hersteller. Die Daten können in allen Werken weltweit verarbeitet werden. Das soll den Produktionsanlauf beim neuen 5er deutlich erleichtern und die Qualität der Serienautos weiter verbessern. Die ersten offiziellen Fotos vom neuen BMW 5erWie genau der neue BMW 5er aussieht und welche Technik drinsteckt, möchte BMW noch eine Weile für sich behalten. Details des neuen 5er dürfen wir deshalb nicht fotografieren, bei technischen Fragen schütteln die BMW-Leute mit dem Kopf. Aber wir dürfen beschreiben, was wir sehen. Ein Blick auf und in den 5er verrät auch mit Tarnkleid, dass es deutlich mehr Raum für die Insassen geben wird. Hinter den Vordersitzen bleibt viel Platz für lange Beine. Ob das Auto in die Länge wächst, ist ohne direkten Vergleich schwer zu sagen. Wir vermuten aber, dass ein paar Millimeter in der Länge, Breite und Höhe dazukommen. Die Mercedes E-Klasse legte zuletzt um 4,3 Zentimeter in der Länge zu, bei ihren 4,92 Metern könnte auch der 5er landen. Der „Fußgänger-Spalt“ verschwindetObwohl wir ganz dicht am Erlkönig stehen, lässt sich nicht alles erkennen. Die Folie ist zum Teil ausgepolstert, um die Formen zu verschleiern. BMW-Fans sehen trotzdem das Wesentliche: Das Dach fällt etwas coupéartiger ab, an den Flanken deuten sich zwei statt bisher einer Sicke an und an der Front fehlt der viel gerügte Spalt zwischen Frontmaske und Motorhaube. Beim Vorgänger forderte der Fußgängerschutz dieses unbeliebte Detail. Die Scheinwerfer darunter reichen jetzt auch beim 5er bis an die überarbeiteten Nieren – optional könnte hier wie im 7er Laserlicht strahlen. Die „Jalousie“ hinter den Nieren erkennen wir definitiv schon jetzt. Sie verbessert die Aerodynamik und senkt den Verbrauch, indem sie nur geöffnet wird, wenn der Motor wirklich Luft braucht. Am wenigsten tut sich voraussichtlich im Heckbereich: Was wir von den Rückleuchten sehen ähnelt dem Vorgänger, baut nur etwas flacher. Filz weicht TechnikNoch besser als das finale Design hütet BMW Details zu Ausstattung und Technik des nächsten 5ers. Beim verstohlenen Blick in den Innenraum sehen wir nur Filzmatten. Sie verdecken Lenkrad, Mittelkonsole und Armaturen. Voraussichtlich wird der 5er sich stark am größeren 7er orientieren. Optisch und technisch. Die Sitze ähneln denen aus dem größeren Modell, Mittelkonsole und Lenkrad wohl auch. Mercedes hat mit der E-Klasse ein technisch eindrucksvolles Auto vorgelegt, das auf der Autobahn fast von allein fährt und per Smartphone eingeparkt werden kann. Um mitzuhalten, muss der 5er viel Technik aus dem 7er übernehmen: Gestensteuerung, Digital-Armaturen und Einparken per Funkschlüssel sind als Highlights für den 5er denkbar. Der Einsatz von Carbon in der Karosserie-Struktur bleibt voraussichtlich dem 7er vorbehalten. Trotzdem soll der 5er bis zu 100 Kilogramm leichter werden. Die Motoren kommen aus dem modernen Baukasten: Vierzylinder-Diesel und Benziner, dazu stärkere Sechszylinder und ein V8 im M-Modell. Wie der neue 5er damit tatsächlich fährt, können die ersten Käufer voraussichtlich Anfang 2017 erfahren. Dann müsste der Neue auf den Markt kommen. Später im Jahr werden Kombi und ein Nachfolger für den Gran Turismo folgen. Noch etwas später ein Plug-in-Hybrid und das M-Modell. So testet BMW den 5er auf der Nordschleife |