Ein paar Klicks genügen und die Winterreifen rollen zur Wunsch-Werkstatt in der Nachbarschaft. Jetzt mischt Lidl mit. Würdet Ihr auch online Reifen kaufen?
Quelle: © Karin & Uwe Annas - Fotolia.com, Lidl, MOTOR-TALK Stuttgart/Bonn – Autoreifen gehören zu den am häufigsten online bestellten Kfz-Ersatzteilen. Laut ADAC werden 8,6 Prozent aller Reifen online gehandelt - über Internet-Anbieter wie Goodtires.de, Reifen.com, Reifendirekt.de oder Reifendiscount.de. Jetzt will Lidl in diesem Markt mitmischen. Der Discounter bietet in einem eigenen Onlineshop Reifen von Hankook und Goodyear an. Sehr zum Missfallen der etablierten Reifenhändler. "Hightech-Reifen im Onlineshop eines Discounters zu Kampfpreisen anzubieten zeigt die Verantwortungslosigkeit gegenüber den Bemühungen des Reifenfachhandels, eine qualitativ hochwertige Vermarktung, für die auskömmliche Erträge erforderlich sind, sicherzustellen", sagte der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk (BRV) zur Fachzeitschrift "Automobilwoche". Es stehe außer Frage, dass dies die Margen gefährde. Hersteller distanzieren sichSowohl Hankook als auch Goodyear distanzierten sich laut der "Automobilwoche" bereits von den Angeboten. Goodyear betont, dass die Produkte nicht vom Hersteller an Lidl geliefert werden, sondern vermutlich von einem oder auch mehreren Zwischenhändlern. Bei den Reifen handelt es sich um Original-Markenware. Der Goodyear UltraGrip 8 (205/55 R16T) wird für 79,99 Euro angeboten. Seine Kraftstoffeffizienz wurde zwar nur mit einem "F" bewertet, doch dafür schnitt der Reifen bei allen Reifentests des vergangenen Jahres gut ab. Die Stiftung Warentest vergab die Note 2,2, der ADAC eine 2,3. Beim MOTOR-TALK-Fazit bekam der Reifen 75 Prozent und damit vier von fünf Sternen. Deutlich schlechter sieht es beim Pneu von Hankook aus (Winter i*cept RS W442, 14 und 15 Zoll). Der ADAC bewertete den Reifen mit der Note 3,1 (165/70 R14T). Beim MOTOR-TALK-Fazit gab es deshalb nur 38 Prozent und zwei Sterne. Der günstige Reifen kostet bei Lidl ab 44,99 Euro und hat die Kraftstoffeffizienz "E". Hier geht es zur Winterreifentest-Übersicht 2012 von MOTOR-TALK 30 bis 40 Prozent ErsparnisVerbraucher sollten sich von dem Streit zwischen Herstellern, Händlern und Lidl nicht verunsichern lassen. Generell spricht nichts gegen den Kauf eines Reifen im Internet oder beim Billigsupermarkt. Wer genau wisse, welchen Reifen er brauche, könne diesen auch online bestellen, sagt ADAC-Sprecher Ruprecht Müller zu MOTOR-TALK. Mit Premium- bzw. Qualitäts-Reifen könne man nicht viel falsch machen. Von Produkten, zu denen es keine oder nur wenig Informationen gebe, rate er jedoch ab. "Hier muss man vorsichtig sein und sich auf Überraschungen einstellen", sagt Müller. Quelle: dpa/Picture Alliance Nach Angaben von Constantin Hack, Berater für Technik, Umwelt und Verkehr beim Auto Club Europa (ACE), können Kunden im Vergleich zum Kauf beim alteingesessenen Reifenhändler oder bei der Markenwerkstatt 30 bis 40 Prozent sparen. Die gängigen Plattformen sind alle ähnlich aufgebaut: Nach der Wahl zwischen Sommer- oder Winterreifen muss die Reifengröße samt Load- und Geschwindigkeitsindex eingegeben werden. Diese Angaben finden Fahrzeughalter im Fahrzeugschein unter Punkt 15.1 und 15.2. beziehungsweise in den älteren Papieren unter den Punkten 20 bis 23. Wer das Dokument nicht zur Hand hat, kann bei den meisten Shops in der Pkw-Suche seinen Fahrzeugtyp auswählen, um so zum passenden Angebot zu kommen. 14 Tage RückgaberechtDie meisten Online-Anbieter haben Montagepartner, aus denen der Kunde nach der Eingabe einer Postleitzahl wählen kann. Reifendirekt verfügt über mehr als 8.500 Partnerbetriebe, Reifendiscount immerhin über 2.500. Die Reifen werden in der Regel kostenlos zur ausgewählten Werkstatt geliefert, auf die Felgen gezogen und am Auto montiert. Meist werden beim Klick auf den gewünschten Betrieb die Kosten für Montage und Quelle: dpa/Picture Alliance Altreifenentsorgung ausgewiesen. "Der Online-Kauf bei den renommierten Anbietern funktioniert in den meisten Fällen völlig problemlos", sagt Hack. Dennoch stellt er bei den Mitgliedern des ACE oft Zurückhaltung fest. "Viele Autofahrer wollen sich in Sachen Reifen gern persönlich von einem Spezialisten beraten lassen und trauen sich nicht, auf eigene Faust zu handeln." Dabei gelte beim Online-Kauf das Fernabsatzgesetz, das ein 14-tägiges Rückgaberecht einräumt. Außerdem bieten die Reifen-Shops im Netz in der Regel eine Kundenberatung per Telefon oder E-Mail an. Bei der Wahl des Modells helfen die aktuellen Reifentests der Autozeitschriften und Automobilclubs weiter. "Diese Tests sagen viel mehr aus als das wachsweiche Reifenlabel der EU, das Energieeffizienz, Nasshaftung und Geräuschentwicklung klassifiziert", betont ACE-Berater Hack. |