Damit die Corvette C7 die stärkste, schnellste und effizienteste Serien-Corvette aller Zeiten wird, bekommt ein alter Weggefährte frische Gene. Bühne frei für eine neue Generation Chevy Small Block.
Rüsselsheim – Chevrolet erfindet die Corvette neu. Damit die C7 zur stärksten, schnellsten und effizientesten Corvette der Geschichte wird, bekommt ihr Herzstück frische Gene. Der 6,2-Liter-Achtzylinder vom Typ Small Block leistet 455 PS, hat 610 Newtonmeter Drehmoment und soll nur 9,0 Liter auf 100 Kilometer schlucken! Vor fast einem Jahr (29.11.2011) lief der 100millionste Small Block vom Band. Die fünfte Generation revolutioniert die Antriebsgeschichte amerikanischer Achtzylinder. 1955 bot Chevrolet neben einem Reihensechszylinder den ersten Small Block mit 265 cu in (4,34 Liter Hubraum) in der Corvette C1 an. Der sportliche Wagen sollte eine stärkere, leichte Maschine bekommen. So entstand unter der Leitung des späteren GM-Chefs Ed Cole das flach bauende 167 PS-Aggregat. Zwei Jahre später folgte mit dem 283 cu in (4,64 Liter Hubraum) Small Block einer der ersten Motoren, der aus jedem cubic inch ein bhp (1 bhp entspricht 1,014 PS, Motorleistung ohne Nebenaggregate) presste. Die LT1 Small BlocksAnfang der 70er leistete der neu entwickelte LT1 5,7-Liter-Small-Block (350 cu in) 364 PS. Eingesetzt wurde er in der Corvette ZR1 und im Camaro Z28 und beide Autos waren so heiß, dass amerikanischen Halbstarken der Kopf rauchte. Bis die Ölkrise einsetzte und neue Abgasvorschriften die Leistung der V8 auf bis zu 165 PS herunter regelten. Der Tiefpunkt in Sachen Literleistung. Die zweite Generation des LT1 Small Blocks verfügte wieder über 5,7 Liter Hubraum (350 cu in) und debütierte in der Corvette C4. Von ’92 bis ’96 leistete sie hier zwischen 258 und 308 PS und bis zu 461 Nm. Allerdings basierte diese Generation nicht mehr auf dem Ur-Small-Block von Ed Cole. Dann wurde es ruhig um die Motorbezeichnung LT1. Es folgten die LS Small Block Generationen drei (’97-’07) und vier (seit ’05). Letztere fährt auch bei uns als 6,2 Liter-Triebwerk in der aktuellen Corvette und im Camaro (mit 6-Gang-Schaltgetriebe). Der Motor schafft 432 PS und 570 Newtonmeter Drehmoment und verbraucht dabei 12,4 L auf 100 Kilometer (nach amerikanischem Maß, 19 miles per gallon, 24 mpg highway). Next Generation LT1Jetzt, zwanzig Jahre nach der Einführung des letzten LT1, kündigt Chevrolet einen neuen LT1 an. Die Weiterentwicklung des 6,2-Liter-V8 aus der aktuellen Corvette und dem Camaro soll nach vorläufigen Angaben 455 PS und 610 Newtonmeter Drehmoment leisten. Damit soll die Corvette ähnlich schnell wie ein Porsche Turbo beschleunigen. Den Sprint auf 100 km/h soll sie in unter vier Sekunden schaffen. Zum Vergleich ein Blick nach Deutschland. Der 4,2-Liter-Hochdrehzahl-V8 aus dem Audi RS5 (mit 4-Ventiltechnik) leistet 450 PS und 430 Nm Drehmoment. Er verbraucht nach amerikanischem Standard 13,07 L auf 100 km (18 mpg; 23 mpg highway) und beschleunigt den RS5 in 4,5 Sekunden von Null auf 100 km/h. Mehr Durchzug – weniger VerbrauchGM setzt nicht auf hohe Drehzahlen. Im Kopf des neuen LT1 arbeiten nur zwei Ventile pro Zylinder. Das Durchzugsvermögen soll an den Riesen-Small-Block aus der Corvette Z06 heranreichen. „Unterhalb von 4.000 Touren ist die Drehmomententwicklung mit der des legendären 7,0-Liter-„LS7“-Triebwerks vergleichbar“, sagt Antriebsentwickler Sam Winegarden. Trotzdem ist der Motor hochmodern. Der dritte LT1 bekommt als erster Chevy Small Block eine Benzindirekteinspritzung. Deren zwischen den Zylinderköpfen positionierte Hochdruckpumpe generiert einen Druck von bis zu 150 bar. Hinzu kommt die aus der C6 und dem Camaro bekannte Zylinderabschaltung „AFM“ (Active Fuel Management), die bei niedriger Motorlast vier der acht Zylinder abschaltet. Verbessert wurde zudem die variable Ventilsteuerung. Die neue Corvette soll dank LT1-V8-Motor mit einer Gallone Sprit 26 Meilen (26,13 mpg highway) zurücklegen können (entspricht 9,05 Liter Benzin pro 100 km). Ein überragender Wert für den Achtzylinder-Sauger, der damit in der Corvette deutlich effizienter arbeiten würde, als der Audi-Achtzylinder im RS5. Merke: auch ohne viele Ventile kann man schnell und sparsam sein.
Quelle: MOTOR-TALK |