Das Wichtigste am Toyota Auris ist der neue 1,2-Liter-Benziner. Das Interessanteste, dass der Innenraum extra für Europäer gestaltet wurde. Erstes Vorfühlen im Facelift.
Quelle: Harald Dawo Brüssel – Neuwagenkäufer kennen das. Ein Bekannter steigt ein, lässt den Blick schweifen, atmet tief ein. Dann beginnt das Gefummel an Lüftungsdüsen und das Abklopfen des Plastiks. Im Audi oder Mercedes folgt ein zustimmendes Nicken. Im Toyota so etwas wie ein Kopfschütteln mit zugekniffenen Augen. Quelle: Harald Dawo Typisch Deutsch? Nein, typisch europäisch, sagt Toyota. Für europäische Männer, die gern klopfen und fummeln, haben die Japaner 2012 ein Spezialteam gegründet. Denn europäische Erwartungen, sagt Toyota, liegen deutlich höher als in Japan oder den USA. Die „Abteilung für wahrnehmbare Qualität“ soll dafür sorgen, dass es statt zugekniffener Augen beim ersten Probesitzen in einem neuen Toyota nur noch erstaunte Blicke gibt. Im Facelift des Toyota Auris hat sich die Abteilung besonders viel Mühe mit Formen, Haptik, Beleuchtung und Beschriftungen geben. Auris Facelift kommt mit schickerem InnenraumBeim ersten Probesitzen im Auris Facelift fallen viele Verbesserungen auf. Neue Belüftungsdüsen, ein schick umrahmter 7-Zoll-Touchscreen und neue Armaturen mit einem hochauflösenden 4,2-Zoll-TFT-Display werten den Innenraum auf. Der Lederbezug des Lenkrads ist akkurat vernäht und liegt gut in der Hand, die Sitze passen sich dem europäischen Durchschnittsrücken jetzt geschmeidiger an. Leider enden die Ambitionen an den Türverkleidungen und ausgerechnet bei den einfachen Plastik-Schaltern für Sitzheizung, Spiegel und Assistenzsysteme. Quelle: Harald Dawo Das Außendesign hat Toyota nur dezent geändert. Die Rückleuchten strahlen komplett in LED, die Frontscheinwerfer tun es optional. Neue Schürzen sollen den vernünftigen Auris etwas breiter und sportlicher wirken lassen. Dazu entdecken die Japaner 2015 das Chrom (wieder). Das Heck und den überarbeiteten Kühlergrill an der Front ziert eine Spange aus glänzendem Plastik. Der 1,2-Liter-Benziner kann Atkinson und OttoHinterm Kühlergrill verbirgt sich die größte und wichtigste Neuerung im Auris Facelift. Und auch die wurde im Wesentlichen für Europa entwickelt, wo sie sich in Zukunft am besten verkaufen soll. Ein komplett neu entwickelter 1,2-Liter-Turbobenziner ersetzt den früheren 1,6-Liter-Motor. Bei einer Leistung von 116 PS (185 Nm) schluckt das Aggregat im NEFZ nur 4,7 Liter (4,6 mit CVT-Automatik) und damit 1,2 Liter weniger als der Vorgänger – allerdings leistet er auch 16 PS weniger. Das Besondere dabei ist, dass Toyota nicht nur auf schnödes Downsizing und Start-Stopp-Automatik setzt, sondern den Motor mit zwei technischen Besonderheiten ausstattet. Quelle: Toyota Zum einen arbeitet der Direkteinspritzer mit einer erhöhten Verdichtung von 10:1. Er kann so mit gleicher Benzinmenge mehr leisten. Unerwünschtem Klopfen (typisch für hohe Verdichtung) beugt Toyota mit speziellen Einlasskanälen und Kolbenoberflächen vor, die für ein schnelleres Verbrennen sorgen. Die zweite, noch größere Besonderheit besteht darin, dass der Motor nicht nur Otto, sondern auch Atkinson kann. Eine variable Ventilverstellung ermöglicht dem Motor bei geringer Last das Arbeiten im Atkinson-Zyklus. Dabei werden die Einlassventile so spät geschlossen, dass sie beim Verdichten noch geöffnet sind. Ein Teil des Gemischs wird in den Einlass zurückgepresst, der Motor spart Kraft - und Sprit. Wird ein höheres Drehmoment benötigt, schaltet die Ventilsteuerung auf Verbrennung nach dem Otto-Prinzip um. Im Atkinson-Modus würde der Motor jetzt zu schwachbrüstig wirken. Der Fahrer spürt von den Wechseln nichts. Quelle: Harald Dawo Auris-Motor: Der Kleinste fährt am schnellstenDas etwas andere Motörchen zieht gut an und bewegt den 1,2-Tonnen schweren Kompakten auch beim Überholen flink. Ein Blick aufs Datenblatt bestätigt den Eindruck der ersten Fahrt: Schneller als der 1,2er (10,1 Sekunden) sprintet keine andere Auris-Motorisierung auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei ausreichenden 200 km/h. Allerdings kann selbst der spannendste Motor nichts gegen illusorische NEFZ-Werte ausrichten. Am Ende verbraucht der Auris nach der Fahrt durch Stadt und über Land 6,3 Liter – mit den 17-Zöllern hätten es 5,4 sein sollen. Respektabel ist das dennoch. Und fast schon gefährlich für Toyotas Lieblingsvariante, den Hybrid. Mehr als 50 Prozent der Auris-Kunden in Europa kaufen den Elektro-Sparer. Mit etwas Feintuning pressen die Japaner deswegen auch hier noch einmal ein paar Tropfen raus. Statt 3,6 Litern Verbrauch auf 100 Kilometern und 84 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer soll der Auris Hybrid im besten Fall nur noch 3,5 Liter Sprit schlucken und 79 Gramm CO2 ausatmen - allerdings gelingt das schon auf dem Papier nur mit den 15-Zoll-Rädern. Bei der Testfahrt verbraucht der Hybrid (mit 17 Zöllern) 5,2 Liter bei normaler Fahrweise – nur einen guten Liter weniger als der neue 1,2-Liter-Benziner. Der Hybrid kostet aktuell 23.890 Euro, der 1,6-Liter-Vorgänger des 1,2ers 20.590 Euro. Toyota Auris: Weniger Lärm, weniger Vibrationen, gleiche Preise?Ob Benziner, Diesel, oder Hybrid, eins haben laut Toyota alle Motoren gemeinsam. Der Fahrer soll weniger von ihnen hören. Zusätzliche Dämmstoffe an Motorraum, Instrumententräger und Getriebetunnel sollen den Lärm reduzieren. Die vorderen Radhäuser und die Türen wurden besser gegen Abroll- und Windgeräusche gewappnet. Das Ergebnis: In allen Motorvarianten des Auris bleibt es angenehm ruhig. Einzig der neue BMW-Diesel (112 PS, 1,6-Liter-Turbodiesel) macht etwas deutlicher auf sich aufmerksam. Neben der Dämmung werden auch Vorder- und Hinterachse sowie die Lenkung überarbeitet. Während sich über die Verbesserungen des Fahrwerks im normalen Betrieb kaum etwas sagen lässt, haben die Japaner bei der Lenkung scheinbar übertrieben. Sie verhält sich mitunter seltsam leichtgängig. Am 12. September kommt der geliftete Auris bei uns auf den Markt. Neben neuen Motoren und einem schöneren Innenraum können sich die deutschen Kunden dann auch über gleichbleibende Preise freuen. Genaues kann Toyota zwar noch nicht verraten, der aktuelle Einstiegspreis von 15.990 Euro (Kombi 17.190 Euro) soll jedoch gehalten werden. Die Preise anderer Varianten dürften sich nur unwesentlich verändern. Technische Daten - Toyota Auris Facelift 2015
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