Im März bekommt die Mini-Familie Zuwachs namens Paceman. MOTOR-TALK Redakteur Philipp Monse fuhr das John-Cooper-Works-Topmodell. Und ist hin- und hergerissen.
Frankfurt – Im Neonlicht der Tiefgarage glänzt das rote Dach. Dieses Auto ist so heiß und scharf, dass der Schnee schmilzt. Das sagt zumindest Mini von seinem siebten John-Cooper-Works(JCW)-Modell. Chili Red heißt der Farbton auf Haube, Spiegeln, Dach und Heck. Quelle: Mini Mit seinen 218 PS und 280 Newtonmetern Drehmoment (kurzfristig bis 300 Newtonmeter) spielt der 1.475 Kilogramm schwere John Cooper Works Paceman leistungsmäßig in der Liga von Sportcoupés wie Toyota GT86 oder Peugeot RCZ. Ob der klobige Allrad-Mini mit dem schrägen Dach tatsächlich so feurig fährt wie Chili schmeckt, teste ich auf der ersten Fahrt – natürlich mit Schaltgetriebe. Knackiges FahrgestellIm Mini ist alles rund. Der runde Schaltknauf liegt angenehm in der Hand, das runde - endlich mal nicht abgeflachte - Sportlenkrad mit den roten Nähten auch. Es geht auf hessische Landstraßen, ein paar Kurven räubern. Federn und Dämpfer sind bei John-Cooper-Works-Modellen nochmal straffer abgestimmt als bei den S-Modellen. Dieser Paceman verfügt über verbesserte Stabilisatoren und eine Tieferlegung um einen Zentimeter. Damit lässt sich auf Landstraßen ohne übertriebene Härte prächtig jagen. Für die Rennstrecke dürfte noch mehr Pepp im Fahrwerk stecken, für den Alltag ist es perfekt. Quelle: Mini Der Top-Paceman mit 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbomotor zieht auffällig gut. Vom Turbo merkt man nur Positives, keinen Schlag und auch kein Loch. Das maximale Drehmoment steht angenehm konstant von 1.900 bis 5.000 Umdrehungen bereit. Die per Overboost kurzzeitig verfügbaren 20 Extra-Newtonmeter zwischen 2.100 – 4.500 Umdrehungen bemerke ich leider nicht. Den meisten Schub spürt man bei rund 3.000 Touren. Der Mini hängt gut am Gas, besonders auf der Autobahn zwischen 80 und 180 km/h. Bei 226 km/h (mit Automatik 224 km/h) endet der Vorwärtsdrang des Rotkäppchens. Aus dem angegebenen Verbrauch von 7,4 Litern pro 100 Kilometer werden bei derart zügiger Fahrweise trotz Start-Stopp, Schaltpunktanzeige und Bremsenergie-Rückgewinnung schnell 10 Liter. Auf allen Vieren fährt's sich besserAus dem Stand fährt der Paceman in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Damit ist er 0,7 Sekunden schneller als ein Toyota GT86. Trotzdem fühlt er sich langsamer an. Das liegt an der wenig sportlichen Aura der kleinen Blechburg, wie auch daran, dass ihr der ruppige Heckantrieb des GT86 abgeht. Der Paceman bleibt im Alltag ein braver Fronttriebler, trotz seines All4-Allradantriebs. Ein elektromagnetisch arbeitendes Mitteldifferenzial verteilt die Antriebsmomente bei Bedarf stufenlos von der Vorder- zur Hinterachse, im Normalfall bis zu 50 Prozent. Im Extremfall können es laut Mini aber auch 100 Prozent werden. Das verbessert die Traktion auf Waldwegen oder wenn es mal etwas fixer um die Kurve geht. Selbst auf klitschnassen Straßen und mit abgeschaltetem Stabilitätsprogramm ist der Mini Paceman JCW mit Längsbeschleunigung nicht aus der Fassung zu bringen. Wo andere wild mit den Vorderrädern kratzen oder dem GT86 das Heck ausreißt, schiebt und zieht sich der Mini unaufgeregt vorwärts. Lounge-AtmosphäreMotor und Fahrwerk des Paceman sind perfekt alltagstauglich. Für den Rest des Autos gilt das kaum. Auf den hinteren Einzelsitzen herrscht coole „Lounge-Atmosphäre“ à la Mini. Die Farbe der Innenbeleuchtung lässt sich ändern. Man sitzt sehr bequem mit akzeptabler Beinfreiheit und irgendwie lässig. Zwischen den Rücksitzen liegt eine Schiene mit Becherhaltern. Über 1,75 Meter Körpergröße wird es allerdings für den Kopf eng. Daran ist die Dachlinie schuld, wie auch an der schlechten Sicht nach hinten. Der Kofferraum des Mini bietet 330 Liter Volumen und ein pfiffiges Staufach. Bei umgeklappten Sitzen werden daraus maximal 1.080 Liter. Hin- und HergerissenDer John Cooper Works Paceman soll extravagant sein und viel Spaß bieten. Aber kann er das? Das Fahrwerk ist toll, der Motor agil, die Lounge-Atmosphäre gemütlich. Nur die angepriesene Sportlichkeit kommt leider etwas kurz. Quelle: Mini Daran ändern auch der Tacho bis 260 km/h und der Sport-Modus nichts. Dieser verändert Ansprechverhalten und Lenkungscharakteristik. Davon merkt man im normalen Betrieb wenig, vom veränderten Sound umso mehr. Auf Knopfdruck knattert und dengelt der Paceman im Schubbetrieb los, als würde jemand Popcorn im Auspuff zubereiten. Für meinen Geschmack etwas übertrieben. Trotzdem, der rote Farbklecks ist perfekt gegen den grauen Alltag. Der Paceman-JCW ist mehr Lifestyler als Sportler, zu einem heftigen Preis: 35.950 Euro werden ab März 2013 für die John-Cooper-Works-Variante des Mini Paceman fällig. Wer Rot nicht mag, bekommt die Sportstreifen und das Dach dann auch in Weiß und Schwarz. Mini Paceman John Cooper Works – Technische Daten
Quelle: MOTOR-TALK |